Was die Spatzen in den vergangenen Tagen schon von den Dächern pfiffen hat Eintracht Trier am Mittwoch offiziell gemacht: Heiner Semar – ein alter Weggefährte von Trainer Peter Rubeck – übernimmt ehrenamtlich die Stelle des sportlichen Leiters des Regionalligateams der Blau-Schwarz-Weißen. Ein Duo, das die Zügel in der Mannschaft nun erst mal länger halten soll: Denn der im Sommer auslaufende Vertrag von Rubeck ist bis zum 30. Juni kommenden Jahres verlängert worden. Die Tätigkeit von Semar hat erst einmal kein Ablaufdatum. Als Geldgeber – wie einst in Zweibrücken – will er in Trier nicht auftreten. Vielleicht bei Verhandlungen mit Spielern hier und da mal den ein oder anderen Hunderter zuschießen, falls in der klammen Eintracht-Kasse was fehlen sollte. Das stellt er bei seiner Vorstellung am Mittwoch klar.
Der Gedanke einen sportlichen Leiter an die Mosel zu lotsen, schwebte der Vereinsspitze von Eintracht Trier schon seit einigen Monaten im Kopf herum – und der passende Name dazu auch. Heiner Semar, ein 62 Jahre alter Nutzfahrzeughändler aus der Westpfalz, hatte Ligakonkurrent SVN Zweibrücken über Jahre hinweg als Taktgeber und finanzieller Gönner dahin geführt wo er jetzt steht. Mit Peter Rubeck. Nachdem Semar sich Ende der vergangenen Saison dazu entschied Zweibrücken den Rücken zu kehren, weil er keine Lust hatte die weiter aufklaffende Etatlücke zu stopfen und er mitansehen musste, wie dem Club aus der Westpfalz die Zuschauer wegliefen, witterten die Eintracht-Verantwortlichen Anfang Oktober ihre Chance. Geschäftsführer Jens Schug heftete sich an Semars Fersen, ließ nicht locker und konnte ihn schließlich für ein Engagement an der Mosel überzeugen: „Wir sind sehr froh darüber. Er wird alle Belange entlasten beziehungsweise bereichern mit seinen Kompetenzen“. Was Schug damit meint: Semar soll als Mittelsmann zwischen Mannschaft, Trainer und Vereinsspitze fungieren – und vor allem als sportlicher Leiter Peter Rubeck Arbeit abnehmen. „Rubeck braucht um gewisse Dinge voran zu bringen ein Pendant in der sportlichen Leitung“, begründet Schug den Schritt.
Semar kündigt straffes Regiment und personelle Veränderungen an
Darunter fällt zum Beispiel die funktionierende Kommunikation innerhalb der Mannschaft und nach außen. Eine Arbeit die Semar nun komplett übernimmt. Der Trainer soll sich auf Training und Taktik konzentrieren. Zwischenmenschliches fällt in den Bereich des neuen sportlichen Leiters. Unter dem 62-jährigen dürfen sich die Spieler schon mal auf Eines einstellen: Es wird ein strammer Wind wehen. Und gerade für die, die aus der Reihe tanzen, könnte es unangenehm werden. „Ich werde mit den Unzufriedenen oder dem ein oder anderen, der zu disziplinieren ist, Gespräche führen. Wenn es rumort und klare Worte gefragt sind, werde ich auch mal lauter werden und die Mannschaft auch mal zusammen falten.“, kündigte Semar an. Eine Maßnahme, die – wenn es hart auf hart kommt – in der derzeitigen sportlichen Lage von Eintracht Trier vielleicht nicht die Verkehrteste ist.
Auch beim Thema Transferpolitik nimmt Heiner Semar nun eine zentrale Rolle ein. Er wird sich künftig zusammen mit Rubeck über Zugänge austauschen und dabei auch ausloten, was bei Neuen finanziell machbar ist. Noch in der laufenden Transferperiode sollen zwei bis drei Externe nach Trier kommen, die das Team auf Anhieb weiterbringen. Auf den Außen und im Sturm. Aus der zweiten Mannschaft und der A-Jugend sollen drei Spieler zum Regionalligakader stoßen. Alles für das übergeordnete Ziel: Klassenerhalt. Semar peilt in der Rückrunde weitere „21 bis 22“ Punkte an, um gen ruhiges Fahrwasser zu schippern. Um das zu erreichen wird er aber nicht mehr in die eigene Tasche greifen. „Früher hatte ich die Arbeit, habe bezahlt und musste mir hinterher noch Vorwürfe anhören“, bilanzierte Semar seine Zeit beim finanziell noch zarter besaiteten SVN Zweibrücken. Ein finanzielles Engagement in Trier hält er nicht für notwendig: „Hier ist ein gewisser Grundstock vorhanden. Und ich muss keine faulen Kompromisse machen“.
Kompromisse macht Semar auch nicht was das Thema Abgänge angeht. Nach Denis Pozder stehen noch im Winter die Zeichen für weitere drei bis vier Spieler auf Trennung, gibt Semar bekannt. Ein Name fällt: Erich Sautner. Eine Akte, die für Coach Peter Rubeck „geschlossen ist“.
Rubeck ab Sommer mit mehr Zeit
Es gibt sicherlich Vereine, die ihrem Trainer bei der Saisonbilanz, die Eintracht Trier bislang aufweist, schon längst die Tür gezeigt hätten. Nicht so Eintracht Trier. Trotz Tabellenplatz 13 oder dem Aus im Rheinlandpokal hält der Verein weiter felsenfest am Coach fest – und das schwarz auf weiß. Die Eintracht hat Peter Rubeck einen Kontrakt vorgelegt, der nun ein Jahr länger läuft. Der Grund mit Rubeck weiter zu machen, so fasst es Eintracht-Geschäftsführer Jens Schug zusammen: „Rubeck verfolgt die Philosophie, zu der sich der Verein bekannt hat. Er ist außerdem lernfähig und kann sich Veränderungen anpassen.“ Dazu hat der Coach demnächst auch mehr Zeit. Ab Sommer schraubt Rubeck die Stunden in seinem Hauptberuf in einer Klinik in Völklingen herunter und steckt sie stattdessen in die Arbeit mit der Mannschaft.
Zusammengefasst: Es hat sich in den letzten Wochen Einiges getan bei Eintracht Trier. Mit Heiner Semar hat der Verein nun einen neuen starken Mann als sportlichen Leiter. Der Kader wird nicht mehr derselbe sein, wie noch vor der Winterpause. Peter Rubeck wird sich künftig mehr auf seine Arbeit als Trainer konzentrieren können. Alles Punkte, die den Eintracht-Fan positiv stimmen lassen können. Aber wie hatte „Adi“ Preißler es so schön formuliert: Entscheidend is´ auf´m Platz. Ende Februar geht die Rückrunde los.
gerd meint
die eintracht steht mehr als nur mit dem rücken an der wand,
letzlich gibt es keine alternative zu semar, mag er auch etwas aus der zeit gefallen zu sein mit seinem autoritär anmutenden stil–aber wer weiß die eintracht hat keine alternative , es sei denn man geht den weg der insolvenz, aber, nun ja–dann lieber semar