Nachdem TOHO Godzilla 2004 in Rente geschickt hatte, ist das Original aus Japan nun mit einem Reboot zurück. Auch dort hat man sich jetzt entschieden mit über 60 Jahren Tradition zu brechen und eine digitale Riesenechse auf Tokyo loszulassen.
Zurück zu den Wurzeln: Nach über 20 Filmen endete die ursprüngliche Timeline der Godzilla Filme 2004 im dem gigantischen Godzilla: Final Wars, in dem fast alle Monster der Reihe noch einmal zuschlagen durften. Shin Godzilla ist ein Reboot der 63 Jahre alten Franchise und hält die Story dementsprechend simpel. Wenn vor den Toren von Tokyo unerklärbare vulkanische Aktivitäten gemessen werden und im Internet wackelige Bilder von einem gigantischen Lebewesen auftauchen, reagiert die Landesregierung zunächst misstrauisch. Monster gibt es nicht! Erst als Godzilla an Land geht und die Vororte der japanischen Hauptstadt verwüstet, bricht Panik aus. Nun müssen die Politiker schnell handeln…
Wer die alten Godzilla-Filme kennt, weiß, dass dort Politik und Militär meist mehr im Mittelpunkt stehen, als Einzelschicksale. In diese Tradition reiht sich Shin Godzilla nahtlos ein. Die meiste Zeit des Films verbringen wir in den Büros und improvisierten Notlagern der Politiker und Wissenschaftler, die hastig versuchen die unbekannte Lebensform zu erforschen. Ihre Ideen und Lösungsvorschläge, wie man mit dem Monster umgehen soll, sind ein zentraler Aspekt des Films. Das kann für den westlichen Zuschauer durchaus anstrengend werden, bringt aber interessante Einblicke in die japanische Kultur.
Shin Godzilla beschäftigt sich viel mit der Stellung Japans in der internationalen Gemeinschaft. Braucht das Land die Hilfe anderer Nationen überhaupt? Sollte man mit Godzilla nicht zeigen, dass man als Land unabhängig ist? Shin Godzilla bietet so eine japanische Sicht auf andere Länder, vor allem Deutschland und die USA, die man hierzulande und in Hollywood eher selten geboten bekommt.
Neben all der Politik kommt aber der titelgebende König der Monster nicht zu kurz. Viele Fans hatten im Vorfeld Panik, als bekannt wurde, dass auch im traditionellen Japan Godzilla zukünftig aus dem Computer stammen würde. Wie erfolgreich diese Umstellung ist, dürfte die größte Überraschung des Films sein.
Obwohl TOHO mit Hollywood-Budgets nicht mithalten kann, hat das kleine Filmstudio es geschafft einen mehr als überzeugenden Godzilla auf die Leinwand zu zaubern. Der Trick, den sie hierfür verwenden, ist so einfach wie genial: Godzilla wurde nach dem Vorbild der klassischen Filme animiert. Seine Bewegungen sind langsam und träge, seine Augen unbeweglich und sein Maul kann sich nur öffnen und schließen. Somit sieht er zwar nicht so lebendig aus wie sein amerikanisches Pendant, dafür aber umso mehr wie seine japanischen Vorfahren, deren Bewegung durch die schweren Kostüme auch stark eingeschränkt war.
Wenn dann die Militärhelikopter sich zwischen den Hochhäusern Tokyos in Angriffsstellung bringen, gelingen Regisseur Hideaki Anno (Bisher eher im Anime Bereich tätig) ein paar beeindruckende Szenen, bei denen Godzilla-Fans das Herz aufgeht.
Wer sich noch nie für Godzilla interessiert hat und die Riesenechse etwas albern findet, der wird auch durch Shin Godzilla seine Meinung nicht ändern. Fans des Monster-Königs werden den Film genau deshalb lieben. Shin Godzilla ist ein klassischer, japanischer Monsterfilm. Auch im digitalen Zeitalter bringt Godzilla noch jede Menge rohe Kraft auf die Leinwand.
Shin Godzilla erscheint am 3.8.2017 auf DVD, Blu Ray und Video on Demand.
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