von Stephen Weber
Aufgepasst! Morgen knallt es schon vor Mitternacht in Trier. Und zwar wenn um 13 Uhr der Startschuss zum 23. Silvesterlauf durch die Fußgängerzone der ältesten Stadt Deutschlands ertönt. Anlässlich des sportlichen Großereignisses haben sich viele namhafte Athleten und Athletinnen an der Mosel eingefunden, die gemeinsam ein Feuerwerk der sportlichen Unterhaltung veranstalten wollen. 5vier stellt einige prominente Teilnehmer vor.
Es ist seit nunmehr 23 Jahren eine inzwischen etablierte Tradition, dass am Tag des Jahreswechsels die Trierer Innenstadt in eine Langstrecken-Arena verwandelt wird. Über 1500 Teilnehmer aus allen Ecken der Welt reisen hierfür in die Moselstadt und verleihen dem hiesigen Asphalt einen beinahe olympischen Flair. Top-Favorit, dreifacher Sieger und Rekord-Läufer Moses Kipsiro hat dabei scheinbar die größten Strapazen auf sich genommen. Vor drei Tagen startete der Langstreckenläufer in seinem Dorf Bukwo in Uganda, um rechtzeitig am Austragungsort zu erscheinen: „Ich wohne nahe der kenianischen Grenze. Um zum nächsten Flughafen zu gelangen, mussten wir erst zehn Stunden mit dem Auto nach Nairobi fahren. Von dort ging es dann mit dem Flugzeug weiter nach London und dann mit dem nächsten Flieger nach Luxemburg. Als ich hier ankam, musste ich mich erst einmal ins Bett legen und Schlaf nachholen.“
Trotz solcher Reisestrapazen gibt der sich Olympionike selbstbewusst: „Trier ist inzwischen so etwas wie eine zweite Heimat für mich geworden. Ich fühle mich hier wohl, kann gut relaxen und bin derzeit in Form. Allerdings bin ich verwundert, dass es dieses Jahr keinen Schnee gibt“, scherzte der 26-jährige Sportler. Neben ihm gelten noch weitere Wettkämpfer als heiße Kandidaten für einen Sieg, wie etwa der deutsche Arne Gabius, die Kenianer Patrick Ereng und Dickson Kimutai oder das Geburtstagskind aus Berlin, Carsten Schlangen, der am Tag des Laufes sein 32. Wiegenfest feiern darf. Ein Grund mehr, weshalb sich der 1500-Meter-Läufer auf das Event freut: „Trier ist immer eine schöne Standortbestimmung, um zu überprüfen, wo man sich momentan mit seinem Leistungspotential befindet. Man kann ohne großen Druck laufen, es macht Spaß und man kann es wirklich genießen. Die Zeit in Trier ist für mich und meine Freundin immer vergleichbar mit einem Kurzurlaub.“ Doch gänzlich just for fun tritt auch der erfolgreiche Mitteldistanzläufer nicht an die Startlinie: „Wenn kein Überraschungsbus mit unerwarteten Teilnehmer morgen anrollt, peile ich schon einen Platz unter den ersten drei Deutschen an.“
Geballter Spitzensport bei der Pressekonferenz (Foto: Stephen Weber)Namhafte Damenriege
Das weibliche Teilnehmerfeld ist ebenso prominent gespickt wie das männliche Pendant. Da wäre zum Beispiel Carolin Hingst, ehemals deutsche Meisterin im Stabhochspringen, die sich eher spontan für einen Start an der Mosel entschied: „Ich wusste nicht so recht, was ich dieses Silvester machen sollte und als mich eine Freundin fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr in Trier zu laufen, habe ich kurzentschlossen zugesagt. Es ist eine schöne Runde vor einer tollen Kulisse, die kräftig Halli-Galli macht und zeitgleich ein gutes Training für mich.“ So ähnlich sieht das auch Corinna „Coco“ Harrer, die bei der Olympiade 2012 bis in das Halbfinale über 1500 Meter vordrang: „Im letzten Jahr wurde ich Zweite, aber da war es auch einfacher, weil Sabine (Mockenhaupt Anm. d. Red.) nicht mitgelaufen ist. Die Idee mit Trier kam dieses Jahr auch aus dem Bauch heraus. Auf der einen Seite, weil es ein gutes Training ist und auf der anderen, weil man in Trier nicht, wie bei vielen anderen Läufen, durch die Pampa laufen muss.“
Ihre ärgste Konkurrentin Sabine „Mocki“ Mockenhaupt möchte jedoch die Favoritenrolle in diesem Jahr ungern übernehmen. Die Siegerin der Jahre 2005, 2007 und 2010 übte sich viel lieber im Tiefstapeln: „5000 Meter sind eine ungewohnte Strecke für mich, weshalb ich eher weniger tiefenentspannt an den Start gehe. Mit meiner Siegerzeit von 2010 würde ich wohl morgen keinen Blumentopf gewinnen. Deshalb sehe ich den Lauf als ein großes Happening und Standortbestimmung für die kommende Saison.“
So können sich ab morgen 13 Uhr alle Sportbegeisterten und Interessierten in der Trierer Innenstadt zum großen 23. Silvesterlauf einfinden. In diesem Sinne: „Einen guten Run!“
Die Startzeiten für den 23. Silvesterlauf:
13.00 Uhr: Lotto-Walking (5 km),
13.50 Uhr: Bambini-Lauf (600 m)
14.00 Uhr: Mädchenlauf 8 bis 11 Jahre (1000 m)
14.10 Uhr: Jungenlauf 8 bis 11 Jahre (1000 m)
14.20 Uhr: Männliche Jugend 12 bis 19 Jahre (5 km)
15.00 Uhr: Elite Lauf der Frauen (5 km)
15.30 Uhr: Lauf der Asse (8 km)
16.15 Uhr: Volkslauf der Frauen (5 km)
17.00 Uhr: Volkslauf der Männer (5 km)
+++In Kürze+++
Ein Fan im Rathaus – Der Oberbürgermeister der Stadt und Schirmherr des Silvesterlaufes Klaus Jensen zeigte sich auf der Pressekonferenz als begeisterter Anhänger des jährlichen Sportereignisses: „Diese Tradition ist auf ewig gebucht. Die Sportler genießen die Veranstaltung genau so wie die Zuschauer, was eine große Ehrung für die Stadt ist. Deshalb kann man sagen, dass in Zukunft eher Silvester verlegt wird, als der Silvesterlauf.“
Kritische Worte – Neben all der Harmonie und Begeisterung rund um die Veranstaltung stimmte Sportler Carsten Schlangen auf der Pressekonferenz auch kritische Worte gegenüber dem deutschen Sportverband an: „Ich sehe zurzeit eine falsche Entwicklung in der deutschen Leichathletik. Die Normen für WM und Olympia nehmen unverschämte Formen an. Da werde ich in Zukunft nicht mehr mitmachen. Ich werde nicht mehr am Tag X versuchen, eine bestimmte Zeit zu laufen, um an den großen Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen. Das raubt einem den Spaß am Sport.“
Schuhsammlung – Stabhochspringer Carolin Hingst ruft am Silvestertag zu einer ganz besonderen Spende auf: Für ein wohltätiges Projekt bittet sie alle Zuschauer am VIP-Bus am Hauptmarkt alte Sportschuhe und -kleidung, die sich noch in einem passablen Zustand befinden, abzugeben. Diese möchte sie dann anschließend zu einem gemeinnützigen Zwecke nach Togo transportieren, um dadurch ärmeren Menschen den Zugang zur sportlichen Betätigung zu erleichtern.
Immer dabei – Zwei Sportler im männlichen Teilnehmerfeld feiern in diesem Jahr ihren 23. Antritt beim Trierer Silvesterlauf und haben somit keinen Start in der Geschichte der Veranstaltung verpasst: Thomas Steil und Jürgen Wolf. Letzterer ist obendrein in die Helferdienste der Organsation mit eingespannt: „Seitdem ich die Durchführung des Laufes unterstütze, habe ich beobachtet, dass ich von Jahr zu Jahr langsamer werde“, mäkelte der Marathonmann augenzwinkernd, fügte aber an: „Meine Frau fragt hin und wieder, ob wir über Silvester nicht einmal verreisen wollen, doch ich sage ihr jedes Jahr, dass das nicht geht.“
Schreibe einen Kommentar