Das neue Projekt des Quintetts „Trevespunkt“ vereint Musik, Tanz und jede Menge Tüll zu einem harmonischen Gesamtkonzept. Zu sehen ist es am 26., 27. und 28. September in der Alten Druckerei.
Trier. Mehrere Bahnen Tüll hängen im Atelier der Künstlerin Lydia Oermann seit einigen Tagen von der Decke, die Tänzerin Hannah Ma lugt zwischen den mit Schriftzeichen und Strukturen bemalten Bahnen hindurch, während im Hintergrund das Reedquintett „Trevespunkt“ probt. Wenige Tage haben sie noch Zeit zum Proben und Arrangieren, denn am Freitag, Samstag und Sonntag zeigen sie im Atelier von Lydia Oermann in der Alten Druckerei in der Alkuinstraße ihre Performance „So fern, so nah“ im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Die Idee zu einer Zusammenarbeit schwebte schon lange in der Luft, die studierte Philosophin und seit über zehn Jahren selbstständige Künstlerin Lydia Oermann brachte es dann auf den Punkt: „Wir haben kein Storyboard und es ist auch kein Tanztheater oder Musiktheater in dem Sinne, sondern eine Installation mit Musik und Körper.“ Die Musik mit ihren barocken Elementen trifft auf die strukturhaften, abstrakten Stoffbahnen von Oermann, zwischen denen wiederum Hannah Ma ihre Tänze improvisieren wird. „Ich arbeite gerne abstrakt. Alles ist irgendwie eine Struktur vom Nanoteilchen bis zum Universum“, erklärt Oermann ihre Kunst.
Installation mit Musik und Körper
Dass Hannah Ma dieses Mal keinen menschlichen Gegenpart zum Tanzen hat, stört sie keineswegs. „Der Körper soll eine Resonanz in den Tönen erzeugen und auf keinen Fall der dominante Part sein, das ist die Herausforderung hier. Dass es ein Trio bleibt, ein Triptychon.“ Ihr Tanz soll ein Bindeglied bilden, einen Resonanzkörper zwischen den Tönen und dem Raum, soll die Musik in den Stoff schwingen lassen. Ihre Choreographie ist improvisiert, allerdings hat sie sich einen Rahmen dafür überlegt. Da die Bewegungen klein sein müssen, ist es hier ihre Herausforderung, sie für den Zuschauer interessant bleiben zu lassen. Es ist „Work in progress“, passend zur Werkstattatmosphäre. „Die Improvisationen müssen immer auf den Punkt sein, sie sind für`s Publikum und für den Darsteller selbst oft interessanter.“ Musikalisch bilden Trevespunkt den Hintergrund, passenderweise spielen sie hinter der Installation, sodass die Musik unauffällig mit dem Szenario verschmelzen kann. Zwei Werke führen durch den Abend, einmal vom Franzosen Gabriel Fauré und vom unbekannten Niederländer Ton ter Doest. „Ich glaube, ihn gibt es eigentlich gar nicht“, lacht Nico Wouterse, der Saxophon im Quintett spielt, „er hat zwei-drei Stücke geschrieben und man findet nichts über ihn. Er ist ein richtiges Phantom.“ Das Stück „Circusmuziek“ passt genau auf die Besetzung des Quintetts. „Die Musik ist sehr bunt, fast Programmmusik. Man kann sich viel darunter vorstellen“, erklärt Pawel Czekala, im Quintett spielt er die Bassklarinette. Deswegen passt sie auch so gut zu einem Tanzprogramm. „Wir haben damals sprichwörtlich alles in eine Box geworfen. Nämlich in eine Dropbox“, erklärt Nico Wouterse die konkrete Entstehung. Dann wurde alles geschüttelt und die besten Ideen herausgezogen. Heraus kam eine faszinierend passende Mischung aus Musik, Tanz und Installation, bei der die einzelnen Elemente frei genug sind um sich auszuleben, aber dennoch genug Platz füreinander lassen.
Zu sehen ist die Tanzperformance am 26., 27. und 28. September um 20 Uhr in der Alten Druckerei in der Alkuinstraße. Der Eintritt kostet 12 Euro.
Fotos: Stefanie Braun
- Künstlerin Lydia Oermann Foto: Stefanie Braun
- Hannah Ma während einer Probe Foto: Stefanie Braun
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