Mittlerweile kann man den Countdown zum wohl größten Spiel in der deutschen Vereinsfußball-Historie getrost in Stunden herunter zählen. Bevor am Samstag um 20.45 Uhr das Champions League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund auf dem heiligen Rasen des Londoner Wembley Stadions endlich beginnt, beteiligt sich auch 5vier am obligatorischen Vorgeplänkel. Und weiß um die „prekäre“ Situation im Eurener Gasthaus Hopfenstube.
Für jede Menge Bayern-Fans aus Euren ist es die Stammkneipe: In der Eurener Straße betreiben Eleonore und Ehemann Hanni Daniel die Hopfenstube, wahlweise auch Hopfen-Arena genannt. Pikant: Der Chef ist leidenschaftlicher Dortmund-Fan, bezeichnet sich selbst als „Schwarz-Gelber“ oder als „Zecke“. Die Chefin dagegen drückt dem FC Bayern die Daumen, so wie das auch die meisten Wirtschafts-Besucher tun: „Viele, die regelmäßig her kommen, sind Bayern-Mitglieder.“
Da wundert es nicht, dass die Fassade des Hauses seit einigen Tagen eine FC Bayern- aber auch eine Borussia Dortmund-Flagge zieren. Wenn auch nicht ganz freiwillig: „Die BVB-Fahne wollte ich natürlich aufhängen, die andere musste eben sein wegen den ganzen Bayern-Fans hier“, gesteht Hanni Daniel mit einem brummigen Augenzwinkern.
„Die machen die Bayern in der regulären Spielzeit nass“
Trotz aller innerstüblicher Rivalität, an die sich der Wirt inzwischen gewöhnt hat, wird am Samstag gemeinsam das Finale geschaut, ob Schwarz-Gelb oder Bazi. „Wir werden grillen und haben einen großen und einen kleineren Fernseher, auf denen das Spiel verfolgt werden kann“, freut sich Frau Daniel bereits. Und auch beim Tipp fürs Finale ist die FCB-Anhängerin auf Harmonie gepolt: „Schwer zu sagen, aber ich würde es den Dortmundern schon auch gönnen.“
Für ihren Mann dagegen kann es nur einen verdienten Sieger geben: „3:2 für den BVB nach 90 Minuten. Bei Dortmund gibt es keine Verlängerung, die machen die Bayern in der regulären Spielzeit nass.“
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+++Weiteres zum großen Finale+++
Fernsehübertragung: Das deutsche Finale wird natürlich nicht nur auf dem Pay-TV-Sender Sky, sondern auch frei empfangbar im ZDF zu sehen sein. Hier gehen Moderator Oliver Welke und Experte Oliver Kahn um 19.25 Uhr in Wembley auf Sendung, Bela Rethy kommentiert das Spiel. Auf Sky wird dem großen Tag mit einem Mammutprogramm gehuldigt. Bereits um 12 Uhr mittags beginnt die Vorberichterstattung aus London mit Moderator Patrick Wasserziehr. Ihm zur Seite stehen unter anderem Lothar Mattäus, Patrick Owomoylea und später Franz Beckenbauer als Haupt-Experte. Zwischendurch wird auch ins Studio nach München geswitcht, wo Sebastian Hellmann mit Ottmar Hitzfeld, Christoph Metzelder oder Harald Schmidt diskutiert. Kommentator im Wembley ist Marcel Reif.
Gemeinsam gucken in Trier? Da das ZDF überträgt, wird man das Spiel wohl in allen Kneipen, Bars oder Restaurants der Stadt mit TV-Gerät zu sehen bekommen. Außerdem gibt es Public-Viewing-Möglichkeiten: In der Arena geht es um 18.30 Uhr los, im Broadway wird das Finale bei freiem Eintritt auf der Kinoleinwand übertragen. Einlass ist dort ab 19.15 Uhr.
Das Stadion: Der 2007 eröffnete Neubau wird am Samstag 90.000 Zuschauern Platz bieten, BVB und Bayern erhielten im Vorfeld ein Kontingent von jeweils 25.00 Karten. Vor zwei Jahren fand in Wembley bereits das Champions League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Manchester United (3:1) statt. Derweil wird zum ersten Mal seit 1965 wieder eine deutsche Vereinsmannschaft ein Pflichtspiel in Wembley absolvieren. Bitter für die Engländer: Am Samstag sind es gleich zwei, und die fechten auch noch den größten europäischen Vereinstitel untereinander aus. Damit steht fest: Die deutsche Narbe des wohl irregulären Wembley-Tors durch den Engländer Geoff Hurst aus dem WM-Finale 1966 wird zusätzliche Kosmetik erfahren.
Geschichtsstunde: Eigentlich ist der FC Bayern der Favorit auf den Titel. Zu dominant und konstant war ihr Auftreten während der gesamten Saison, zu stark ist ihr Spieler-Repertoire und zu überzeugend ihr Meistertitel sowie die letzten beiden CL-K.o.-Runden gegen Juventus Turin und den FC Barcelona. Dortmund dagegen hinkte in der Bundesliga stets hinterher und hatte in CL-Viertel- und Halbfinale gegen Malaga und Real Madrid doch entweder mächtig Glück oder einen bärenstarken Roman Weidenfeller. Außerdem fehlt der Borussia Supertechniker und Top-Vorlagengeber Mario Götze. Bei Mats Hummels dagegen wird es wohl noch zum Final-Einsatz reichen.
Blickt man jedoch 16 Jahre zurück, könnte sich ein Deja-Vu andeuten: 1997 wurde der FC Bayern Deutscher Meister, nachdem zuvor zweimal Dortmund den Titel geholt hatte – wie 2013. Der VfB Stuttgart wurde DFB-Pokalsieger – und steht auch in diesem Jahr im Finale. Und: Borussia Dortmund wurde ausgerechnet im Münchner Olympiastadion durch einen 3:1-Sieg gegen Juventus Turin Champions League-Sieger. Auch damals war der BVB Außenseiter gegen eine Turiner Mannschaft, die Titelverteidiger und frisch gebackener italienischer Meister war und große Namen wie Zinedine Zidane, Didier Deschamps oder Alessandro del Piero in ihren Reihen hatte. Doch Dortmund zog ihnen den Zahn. Mit dem heutigen FCB-Sportvorstand Matthias Sammer als Kapitän, BVB-Sportdirektor Michael Zorc als Joker und Lars Ricken, aktuell Nachwuchskoordinator bei der Borussia, als Schütze des entscheidenden Tores.
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Schließlich werden diese drei Protagonisten, Herr und Frau Daniel aus Euren sowie alle anderen Fußball-Fans dieser Welt am Samstagabend um Viertel vor Neun wissen: Die Wahrheit liegt auf dem Platz und in einem Finale über 90 (oder 120) Minuten ist alles möglich. Wenn es auch noch so banal klingt.
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