Von Stefanie Braun
Am Sonntag stellte das Theater Trier dem neugierigen Publikum seine Pläne für die kommende Spielzeit vor: Von Klassiker, über Kassenschlager, bis hin zu Komödien und wenig Experimentellem. Das Theater setzt in 2012/13 auf Bekanntes im neuen Gewand.
Das Rezept dieser Spielzeit ist voll aufgegangen, warum es also nicht zu Beginn der nächsten Spielzeit fortsetzen? Mal mit einem Kracher beginnen. No risk, no fun. Letzte Spielzeit hat es mit der West Side Story ja wunderbar geklappt, nächste Spielzeit soll „Evita“ der Auftaktsknaller sein. Am 31.8. ist zwar erst die Premiere, aber am 14. und 15.7. kann man sich schonmal auf zwei Open-Air-Vorstellungen freuen. Zuerst in Losheim und dann in Monschau. In den Hauptrollen werden gleich zwei neue Gesichter zu sehen sein: Kristina Stanek, die für Mezzosopranistin Claudia-Denise Beck nach Trier kommt und Matthias Stockinger. Er als Ché, sie als Evita, ein tragisches Liebespaar und wahrscheinlich eine Erfolgsgeschichte. Die weitere Spielzeit bleibt im Bereich des Musiktheaters klassisch und opulent: mit „La Traviata“, „Gräfin Mariza“ und „Die verkaufte Braut“ kommen in der nächsten Spielzeit durchgängig bekannte Kracher auf die Bühne. „Neu“ ist allerhöchstens der Opern-Doppelabend mit Carl Orffs „Die Kluge“ und „Die spanische Stunde“ von Maurice Ravel, kein Kontrastprogramm aber ein kleiner Kontrast zwischen zwei Künstlern..
Auch das Schauspiel auf der Großen Bühne bleibt bekannt. Anfangen wird es mit dem „Leben des Galilei“, in dem Peter Singer die Hauptrolle übernehmen wird, ein bisschen exotisch wird dann das Kinderstück. „Aladin und die Wunderlampe“ soll die Kleinen in Weihnachtsstimmung und dem Theater näher bringen. Ein „Bandscheibenvorfall“ zwei Tage vor Weihnachten wird zwar nicht die rechte Stimmung für ein Familienfest einläuten, aber dafür die Laune mit beißendem Humor heben. Die Komödie von Deutschlands meistgespielter Autorin Ingrid Lausund ist zwar kein gewagtes Experiment aber dafür ein zeitgenössisches Stück. Ansonsten ist auch hier das Programm wieder ein sicheres Spiel, mit Stücken wie „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, „Minna von Barnhelm“ und „Kleiner Mann, was nun?“ kann man nicht schrecken. Aber auch nicht wirklich schocken. Spannender ist da das Tanztheater.
Sowohl „Das Narrenschiff“ als auch die Homage an Wiens Ausnahmekünstler par excellence „Falco – The Spirit never dies“ sind Kreationen, wie es sie vorher nicht gegeben hat. „Das Narrenschiff“, nach der spätmittelalterlichen Moralsatire von Sebastian Brant, wird von Sven Grützmacher inszeniert und befasst sich mit den Irrungen und Wirrungen der menschlichen Psyche. Die wird der ebenso geniale wie süchtige Musiker Falco allzu gut gekannt haben, endete sein Leben doch viel zu früh. Sein Leben nun wird in der neuen Spielzeit in Zusammenarbeit mit der australischen Choreographin Amy Share-Kissiov vertanzt werden. Neben dem eher gediegenen Programm von Musiktheater und Schauspiel, wird das Tanztheater also geradezu experimentell.Vielleicht sogar mit einem überregional beachtlichen Potenzial, was sich zeigen wird.
Im Studio geht es mit der Fortsetzung des Erfolgs „Gut gegen Nordwind“ weiter (am 3. Juni fand nach über sieben Monaten die letzte Vorstellung statt), „Alle sieben Wellen“ wird erneut von Nordwind-Regisseur Werner Tritschler inszeniert. Neben diesem lang erwarteten Nachfolger wirken die anderen Stücke fast etwas blass. Dabei sind gerade „Berlin Calling“ und „Der Priestermacher“ von einer brisanten Aktualität, geht es in ersterem doch um Drogen, Leistungsdruck und Nervenkrisen. Gerade in Zeiten, in denen fast täglich von Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen berichtet wird, kann „Der Priestermacher“ eine schmerzliche Aktualität bekommen. „Winterreise“ von Elfriede Jelinek ist dagegen fast wieder ein erholsamer Klassiker.
Wie dem auch sei, wird die nächste Spielzeit zwar einige liebgewonnene Klassiker bringen, dafür aber wahrscheinlich keine gewagten Überraschungen. „Lebenswert“ heißt das neue Motto, was ist lebens- und überlebenswert lautet die Frage dazu. Nicht nur aus Sicht des Intendanten Gerhard Weber ist das Theater überlebenswert. Soll es doch als Kulturstätte Werte und Gedankengut vermitteln. Kultur eben. „Auf Nummer sicher gehen“ hätte das neue Motto aber auch lauten können, im Angesicht von straffen Sparplänen gar nicht verwunderlich. Zu hoffen ist, dass genau dahinter nicht die Kultur als „zu teuer“ zurückbleiben muss. Vielleicht kann aber gerade die kommende Spielzeit wieder so Viele ins Theater locken, dass in der übernächsten Spielzeit wieder mehr riskiert werden kann.
5vier.de wünscht allen Beteiligten und natürlich den Zuschauern eine schöne kommende Spielzeit und einen gelungenen Abschluss der noch laufenden. Am 17. Juni wird übrigens „Ein Sommernachtstraum“ Premiere haben, die letzte für die Spielzeit 2011/12 unter dem Motto „Sie haben ihr Ziel erreicht“
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