von Stephen Weber
Trier jubelte, als der deutsche Ruderachter bei den olympischen Sommerspielen die schwarz-weiße Flagge passierte und die Goldmedaille gewann: Denn an Bord befand sich mit Richard Schmidt (25) ein gebürtiger Moselstädter, für den an diesem Tag ein großer Traum in Erfüllung ging. Mit 5vier.de sprach der Olympionike in der Reihe „Lokalmatadore des Sports“ über die Zeit in London, seine Pläne für das neue Jahr und über die Fußball-Bundesliga.
2012 war ein ereignisreiches Jahr für Richard Schmidt. Der Ruderer des RV Treviris Trier gewann nicht nur goldenes Edelmetall bei den olympischen Sommerspielen in London, das erste für einen deutschen Ruderachter nach einer 24-jährigen Durststrecke, mehr noch, so wurde er zusätzlich mit seinen Mitstreitern von einem gros der Journalisten zur deutschen Mannschaft des Jahres 2012 gewählt. Eine große Auszeichnung für eine Randsportart wie Rudern. Auch der Olympionike selbst blickt auf erfolgreiche, aber auch aufreibende zwölf Kalender-Monate zurück: „Es waren sicherlich zwei Hälften im zurückliegenden Jahr. Der erste Abschnitt war extrem kräftezehrend und von Entbehrungen geprägt. Dann kam Olympia mit dem Gewinn der Goldmedaille als absolutes Highlight. Danach konnte ich die Zeit wirklich genießen. Alles war sehr aufregend, emotional und einfach cool, anders kann man das nicht sagen.“
Großer Druck und große Erleichterung
Trotz der vielen Trainingseinheiten in den Winter- und Frühlingsmonaten war sich der gebürtige Trierer niemals sicher, ob ihm der große Wurf in London gelingen würde: „Wir waren zwar schon nach dem Vorlauf extremer Favorit, aber während und vor einem Rennen kann immer so viel passieren. Hinzu kommt, dass man in der Nacht vor dem Wettkampf nicht gut einschläft und morgens die Nervosität in einem aufsteigt. Am Start ist dann die Anspannung wirklich sehr groß, weil der Moment gekommen ist, auf den man sich die vergangenen vier Jahre vorbereitet hat.“ Der anschließende Erfolg war folglich auch ein Befreiungsschlag für die ganze Mannschaft: „Man hat sich die ganze Zeit total aufgerieben und es ist einfach sehr motivierend, wenn man dann für seine Anstrengungen belohnt wird.“ Auch die Auszeichnung zur Mannschaft des Jahres, vor den deutschen Beachvolleyballern und den Hockey-Herren, ehrt den Goldmedaillengewinner: „Klar ist das für uns Ruderer was besonderes. Vor allem, wenn die Konkurrenz so stark ist, ist so ein Titel umso schöner.“
Duales Studium
Doch es gibt selbstverständlich auch ein Leben abseits Rudersports für Richard Schmidt: So forciert der Athlet derzeit nebenher seine berufliche Ausbildung, die er nach dem erfolgreichen Jahr 2012 weiter vorantreiben möchte. In Dortmund studiert der 25-Jährige Wirtschaftsingenieurwesen und versucht hierbei, beruflichen Werdegang und sportlichen Erfolg unter einem Dach zu verstauen: „Dieses Jahr werde ich mich an meine Bachelorarbeit setzen und dafür habe ich auch ein Praktikum vor kurzer Zeit beendet. Aber man muss wirklich viel investieren, um beide Interessen zu vereinen.“ Der Sport scheint ihn bei dieser Doppel-Belastung Kraft zu geben. „Auszeichnungen wie ‚Sportler des Jahres‘ motivieren einen ungemein. Deswegen wird 2013 der Fokus auf meiner dualen Karriere liegen.“ Und obwohl der Ruderer im Ruhrpott studiert, bleibt er seiner Trierer Heimat eng verbunden: „Ich versuche, so oft wie möglich nach Hause zu fahren. Meine Eltern wohnen ja auch dort und ich bin sowieso super gerne in Trier.“
„Hoch zu kommen ist einfach, aber…“
Doch wieder zurück zum Thema Sport. Denn auch fernab des auf Kraft basierenden Ruderns bewegt sich Richard Schmidt bei sportlichen Themen sicher, wie etwa beim filigranen Tennis. „Heute morgen habe ich die Australien Open verfolgt. Federer gegen Murray, das war richtig spannend.“ Ebenso steht natürlich des Deutschen Lieblingsbeschäftigung, der Fußball, beim 1,90-großen Athleten hoch im Kurs. „Ich verfolge oft die Bundesliga und habe da großen Respekt vor der Leistung von Bayern München. Sie haben sich ohne Hilfe von außen alles selbst erarbeitet und erwirtschaftet. Das bewundere ich. Ebenso wie sie es schaffen, über Jahre hinweg konstant auf hohem Niveau zu agieren.“
Hierbei sieht der gebürtige Trierer Parallelen zu seinem eigenen Sportlerleben: „Ich habe selbst gemerkt, dass es nicht ganz so schwer ist, nach oben zu kommen. Aber oben zu bleiben, ist wirklich kräftezehrend. Bei uns im Achter ist der Druck auch immens und es ist nur durch kontinuierliches Training und Fleiß möglich, seinen Platz an der Spitze zu wahren. Aber da muss jeder seinen eigenen Weg finden.“ So wie auch Richard Schmidt, der nach einem „coolen“ Kalenderjahr 2012 sicherlich versuchen wird, auch 2013 für die Region Trier und Deutschland auf Titeljagd zu gehen.
Weitere Portraits der Reihe „Lokalmatadore des Sports“
1) Natalie Adeberg (Miezen Trier)
2) Christoph Anton (Eintracht Trier)
3) Andreas Seiferth & Maik Zirbes (TBB Trier/Brose Baskets Bamberg)
4) Dirk Passiwan (Dolphins Trier)
5) Dominik Kohr (Bayer 04 Leverkusen)
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