Sport – insbesondere Laufen, gehört zum Leben von Frank Knodt. Der 44-Jährige gebürtige Trierer arbeitet als medizinischer Angestellter in Luxemburg und steht auch privat bestens im Leben. Er raucht und trinkt nicht und macht nebenbei auch einen ziemlich robusten und fiten Eindruck. Sport hält gesund und schützt vor diversen Krankheiten – dachte auch Frank, der Anfang 2020 jedoch eines besseren belehrt wurde. Aufgrund einer womöglich verschleppten Herzmuskelentzündung hörte sein Herz plötzlich auf zu schlagen. Ein Moment den er nie wieder vergessen wird.
Die Diagnose lautete damals Sick-Sinus-Syndrom. Der Begriff Sick-Sinus-Syndrom fasst verschiedene Herzrhythmusstörungen zusammen, die auf Fehlfunktionen des Sinusknotens und der Erregungsleitung auf Vorhofebene beruhen. Er bekam einen Herzschrittmacher – sein persönlicher Taktgeber, erst ungewohnt und fremd, jetzt akzeptiert und sein bester Freund. Damals hatte er große Ängste.
Fragen und Ängste
Viele Fragen lagen im Raum. Wird sich mein Leben jetzt komplett verändern? Frank hatte Glück im Unglück. Die Diagnose wurde schnell erkannt. Auch seine Ängste und Sorgen ob er seinen Sport noch ausüben kann, wurden prompt nach Gesprächen mit seinen Ärzten begraben. Sein Leben ist anders – doch mit einer gewissen Vor- und Rücksicht kann es normal mit einem Herzschrittmacher erfolgen. Selbst seinen Sport übt er nach wie vor problemlos aus.
Im 5vier.de-Interview spricht Frank Knodt nun über seine Zeit vor und während der Krankheit, wie er die Zeit nach der Implantation erlebte und welche Aktionen er für den guten Zweck bislang ins Leben gerufen hat und auch noch rufen wird:
Hallo Herr Knodt! Wann haben Sie die Freude am Sport und insbesondere am Laufen für sich entdeckt und was genau bedeutet die Fitness für Sie?
Frank Knodt: Vor der Erkrankung war ich sehr fit. Fünf bis sechs Laufeinheiten in der Woche war für mich völlig normal. Ich war schon immer sehr sportlich gewesen und habe sehr große Freude daran. Man kann sagen – er bedeutet mir sehr viel. Er lässt mich gedanklich abschalten, gibt mir Kraft und den nötigen Ausgleich und tut seelisch und auch körperlich enorm gut. Er baut Stress ab – privat sowie auch beruflich. Sport ist in meinen Augen ein Stück Lebensqualität.
Ein Rückschlag Anfang 2020
Anfang 2020 kam für Sie dann der große Rückschlag. Eine Herzkrankheit bremste Sie aus. Was genau wurde bei Ihnen festgestellt und wie gingen Sie mit dieser schweren Diagnose um?
Frank Knodt: Bei mir wurde damals das sogenannte Sick-Sinus-Syndrom festgestellt. Für mich persönlich und auch als leidenschaftlicher Sportler ein sehr schwerer Einschnitt in meinem Leben. Ich hatte große Angst und machte mir Sorgen, in wie weit sich jetzt mein Leben verändern wird.
Mögliche Anzeichen/Vorboten
Machte sich dieses Syndrom irgendwie bemerkbar – bzw. hatte es Vorboten?
Frank Knodt: Nein überhaupt nicht. Keine Symptome, keine Vorboten – rein gar nichts. Von jetzt auf gleich ist es passiert. Ich kann mich noch gut an diesen Moment erinnern. Es war früh Abends im Badezimmer bei mir zuhause. Plötzlich wurde mir schwindelig und schwarz vor Augen. Ich verlor das Bewusstsein und erlitt einen Herzstillstand. Das nächste an das ich mich erinnern kann war, als ich im Krankenhaus wieder wach wurde.
Ihre ersten Gedanken nach dem Erwachen im Krankenhaus?
Frank Knodt: Ich fragte mich natürlich wo ich hier bin und was passiert sei. Der Anblick der vielen Ärzte um mich herum in der Notaufnahme war schon sehr befremdlich. Ich hatte große Angst.
Verschleppte Erkältung..?
Was war die Ursache?
Frank Knodt: Man vermutet eine verschleppte Erkältung und eine daraus entstandene Herzmuskelentzündung. Leider macht sich so eine Herzmuskelentzündung auch nur sehr selten bemerkbar – sodass ich damals einfach weiter Sport gemacht habe. Dies war im Nachhinein ein großer Fehler, den ich auch beinahe mit meinem Leben bezahlen musste.
Sein persönlicher Taktgeber
Sie bekamen einen Herzschrittmacher. Wie verläuft so eine OP ab – waren Sie dabei wach?
Frank Knodt: Ja, ich war bei vollem Bewusstsein. Es wird heutzutage ambulant durchgeführt. Der Arzt sprach während der Operation auch immer mit mir. Es wurde nur örtlich betäubt. Schon ein sehr komisches Gefühl – da man halt merkt, dass irgendwas unter deiner Brust vor sich geht. Die Operation selbst dauert ca. zwei Stunden. Heutzutage ein Routineeingriff. Alle Ängste waren aber eigentlich unbegründet.
Erst Schock, dann Akzeptanz
Ihr Gefühl nach der Implantation?
Frank Knodt: Man ist zunächst geschockt. Ich bin erst 44 Jahre alt, lebe und ernähre mich immer gesund. Treibe ausreichend Sport und hätte nie im Leben daran gedacht, dass mir so etwas mal passieren wird. Für mich war aber auch schnell klar das es diesbezüglich keine Alternativen gab. Der Herzschrittmacher war für mich die einzigste Option. Letztendlich habe ich die Situation – so fremd sie für mich damals auch erschien, angenommen.
Wie selten ist dieses Syndrom?
Frank Knodt: Kann man pauschal überhaupt nicht sagen. Normalerweise trifft dieses Syndrom Menschen im fortgeschrittenen Alter – so ab 50 Jahre aufwärts wird die Tendenz größer. Die Hauptursache ist aber letztendlich eine Herzmuskelentzündung – oder vergrößerte Vorhöfe am Herzen und natürlich auch Bluthochdruck.
Kann man dieser Krankheit vorbeugen?
Frank Knodt: Es gibt keine Vorbeugung an sich die man da machen kann – geschweige Medikamente oder Therapieformen. Was man machen kann, ist eine regelmäßige kardiologische Kontrolle. Diese wird leider auch viel zu oft von Profisportlern versäumt oder nicht richtig ernst genommen. Einmal im Jahr so eine Kontrolle minimiert das Risiko enorm. Wie oft sind Profisportler – unteranderem auch im Fußball, einfach von jetzt auf gleich auf dem Platz umgekippt und an einem plötzlichen Herzstillstand gestorben?! Mit einer Kontrolle lässt sich ein erhöhtes Risiko auf jeden Fall frühzeitig erkennen.
Ängste und Sorgen
Wie groß war Ihre Angst den Sport nicht mehr ausüben zu können?
Frank Knodt: Sehr groß! Das war auch damals meine erste Frage. Glücklicherweise gaben die Ärzte mir grünes Licht. Aber es brauchte halt alles seine Zeit, bis ich wieder langsam mit Belastung anfangen konnte.
Wie lange galt die Schonzeit?
Frank Knodt: Direkt nach der Implantation hast du mal gut acht Wochen Ruhephase, wo man sich wirklich auch daran halten soll. Der Körper muss diesen Fremdkörper ja auch erst einmal annehmen. Und auch das Zurechtfinden im Alltag hatte damals für mich oberste Priorität.
Wie sieht Ihre Belastbarkeit aktuell aus?
Frank Knodt: Beim Sport – also beim Laufen, kann ich wieder voll belasten. Also alles was so bis Halb-Marathon geht, könnte ich durchaus machen.Sicherlich gibt es auch Sportarten die ich lieber meiden sollte. Diverse Kampf- und Kontaktsportarten, sollte man lieber nicht ausüben. Hier ist halt die Gefahr sehr groß, dass der Herzschrittmacher unschön etwas abbekommt.
Regelmäßige Kontrollen
Wie sieht die Betreuung Ihrer Ärzte aus – in welchen Abständen wird kontrolliert?
Frank Knodt: Ich habe jetzt jedes halbes Jahr eine Kontrolluntersuchung. Wenn bei diesen Untersuchungen dann später alles in Ordnung ist, wird sich das anschließend auf eine jährliche Kontrolle strecken. Bei Fragen oder Anregungen, stehen mir die Ärzte aber auch sonst zu jeder Zeit zur Seite.
Wie lange hält der Akku?
Frank Knodt: Mein Herzschrittmacher ist quasi die neuste Generation. Das Akku hält circa 15 Jahre. Dies ist eine lange Zeit wie ich finde.
Spürt man diesen Fremdkörper?
Frank Knodt: Man spürt ihn in gewissen Situationen. Anfangs war es natürlich sehr befremdlich, im späteren Verlauf aber gewöhnt man sich sehr gut daran. Man sieht ihn auch leicht von außen. Ich selbst habe mich aber bestens damit angefreundet.
Rückhalt Familie
Welche Rolle nahm Ihre Familie in dieser Zeit ein – kurz nach der Erkrankung und nach der Operation, bzw. wie stark war der Rückhalt?
Frank Knodt: Sehr groß. Meine Familie und meine Freunde gaben mir damals sehr viel Kraft und das Gefühl, dass alles wieder gut wird. Es hat mir seelisch und auch moralisch sehr geholfen durch diese schwere Zeit zu kommen.
Wie kann man anderen Menschen, die Angst und Sorgen vor einem Schrittmacher nehmen?
Frank Knodt: Der Herzschrittmacher an sich macht ja nichts schlimmes. Es ist ja eine begleitende Therapiemaßnahme die eingesetzt wird. Der Eingriff selbst ist auch nicht schlimm. Ängste sind eigentlich unbegründet. Viel mehr gibt mir dieser Schrittmacher ein Gefühl der Sicherheit im Alltag und auch im Sport. Ich hätte viel mehr Angst ohne diesen Taktgeber.
Ändert sich der Lebensstil?
Frank Knodt: Nein überhaupt nicht. Ich ernähre mich so wie vorher auch und auch meinen Sport kann ich ähnlich wie vor der Erkrankung bestens ausüben. Das einzigste war neu ist, sind halt diese halbjährlichen Routine-Untersuchungen. Alles andere blieb gleich.
Ist der Blick auf Ihr eigenes Leben ein anderer geworden?
Frank Knodt: Ja, auf jeden Fall! Ich habe das Leben neu zu schätzen gelernt. Groß vorausplanen über einen längeren Zeitraum werde ich auch nicht mehr. Ich lebe praktisch im Hier und Jetzt und genieße jede einzelne Minute mit meiner Familie. Man weiß ja nicht was in ein oder zwei Jahren ist. Ich lebe demnach mein Leben jeden Moment sehr ausgiebig – sodass man später auch sagen kann, ich habe bis dahin alles richtig gemacht.
Gedanken zum Guten Zweck
Der 01. Dezember 2020 ging aber auch an Ihnen nicht spurlos vorüber. Die Amokfahrt in der Trierer Innenstadt, wo zahlreiche Menschen ihr Leben lassen mussten und wiederum zahlreiche schwer verletzt wurden. Ein schlimmer Tag in Triers Geschichte. Wie haben Sie diesen 01. Dezember wahrgenommen?
Frank Knodt: Der Schock war ähnlich wie beim Rest der Bevölkerung sehr groß. Es machte einen traurig und fassungslos. So einen Tag haben wir in unserer Stadt quasi noch nie erlebt. Eine schreckliche Katastrophe, die uns gedanklich noch sehr lange verfolgen wird.
Sie riefen daraufhin eine Spenden-Aktion ins Leben – was hatte es damit auf sich?
Frank Knodt: Ja genau! Ich musste einfach etwas tun und startete schließlich die Spenden-Aktion #WirLaufenFürTrier. Ziel dieser Aktion war es, die Opfer und Hinterbliebenen dieser Amokfahrt finanziell zu untersützen und da ich ja selbst aus dem Laufsport komme, lag es relativ nah, diese Aktion mit dem Laufen zu verbinden.
Sie wuchs medial auch schnell an, erreichte große Bekanntheit, sodass sich die Unterstützung wie ein Lauffeuer ausbreitete und das auch weltweit. Die Leute konnten in dieser Aktion quasi laufen und für jeden gelaufenen Kilometer spendete man 1 Euro. Verdoppelt wurden die erlaufenen Erträge später von der PSD-Bank, für mich auch ein sehr wichtiger Unterstützer in dieser Aktion.
Starke Unterstützung – auch von Prominenten
Neben zahlreichen prominenten Mitstreiter wie etwa Frank Busemann (ehemaliger Silbermedaillen-Gewinner bei Olympia 1996 in Atlanta), Langstreckenläufer Jan Fitschen (Europameister 2006), Patrick Lange (Deutscher Triathlet und zweimaliger Sieger des Ironman Hawaii), Jens Roth (Triathlet aus Trier) und auch viele Spieler von Eintracht Trier, fand ich aber auch aus anderen Teilen der Welt große Unterstützung. Aus Südkorea, Frankreich, Belgien und der Schweiz und vielen weiteren. Ich war schon sehr überwältigt, wie groß die Resonanz dieser Spenden-Aktion war.
Was stand als Summe unterm Strich?
Frank Knodt: Die abschließende Summe haute mich richtig aus den Socken. Knapp 14.000 Euro kamen am Ende zusammen. Anfangs hätte ich damit überhaupt nicht gerechnet. Das war schon der Wahnsinn, der mich auch ein wenig stolz und glücklich machte, spätestens als ich auch den Scheck an unseren Oberbürgermeister Wolfram Leibe im Trierer Rathaus übereichen durfte. Ich finde Herr Leibe hat in dieser schlimmen Zeit auch einen hervorragenden und menschlich sowie auch emotional authentischen Job gemacht. Er führte uns Bürger alle sehr gut durch diese schlimmen Stunden. Das rechne ich ihm auch sehr hoch an.
Auch 2021 plant er eine Spenden-Aktion
Sie planen zudem eine weitere Spenden-Aktion – jedoch für eine andere Sache. Was können Sie darüber schon verraten?
Frank Knodt: Ja das stimmt! Dieses Mal betrifft es aber das Thema Herz, Herzschrittmacher und Herzmuskelentzündung. Ich möchte mit dieser Aktion die Leute aufwecken, sensibilisieren und nebenbei auch noch etwas Gutes in Form von Spenden tun. Vorgestellt habe ich mir diese Aktion folgendermaßen. Ich lasse spezielle T-Shirts drucken und versende diese an prominente Leistungssportler, die anschließend signiert an mich zurückgesendet werden.
Am Ende des Jahres – so kurz vor der Weihnachtszeit, werde ich die T-Shirts schließlich für den guten Zweck versteigern, auch hier erhalte ich wieder große Unterstützung von der PSD-Bank. Die anschließende Summe fließt dann in die Villa-Kunterbunt in Trier und in den Bundesverband “Herzkranke-Kinder“. Mit diesem Erlös sollen dann kleine Herzenswünsche der kleinen Patienten erfüllt und wichtige Hilfsmittel angeschafft werden.
Mit dieser Aktion Ängste und Sorgen nehmen und Spenden sammeln
Wann geht es los und ist für diese tolle Aktion schon ein Name geboren?
Frank Knodt: Anfang März plane ich den Start. Einen Namen selbst gibt es noch nicht – hier werde ich mir noch eifrig Gedanken zu machen. Wenn es soweit ist, werde ich diesen aber medial und auf meinen sozialen Kanälen kundtun. Neben der Spenden-Aktion ist es mir aber auch enorm wichtig, dass ich die Menschen auf diese tückische Herzkrankheit aufmerksam mache. Mit Beiträgen via Instagram oder Facebook möchte ich informieren und Menschen, die einen Herzschrittmacher benötigen, Ängste und Sorgen nehmen. Das ist mir in dieser Aktion ein sehr großen Anliegen.
Okay Herr Knodt, ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Gesundheit und viel Erfolg bei Ihren weiteren Aktionen für den Guten Zweck.
Frank Knodt: Danke Ebenfalls!
Links zum Thema
Instagram-Kanal – Frank Knodt / @derlauftaktgeber #herzsignal
(Anmerkung der Redaktion: Auf den beiden Plattformen Instagram und Facebook, gibt Frank Knodt in unterschiedlichen Abständen, Infos, Tipps, Erfahrungsberichte zum Thema Herzschrittmacher sowie Infos bezüglich seiner Spenden-Aktionen bekannt.)
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