Die Stadtbücherei Trier hat auch 2021 die Folgen der Pandemie gespürt: Das 2020 formulierte Ziel, sie als „Wohnzimmer der Stadt“ mit Angeboten der Informationsvermittlung, des Austauschs sowie dem Ausprobieren neuer Technologien gemütlich und für alle Altersgruppen interessant und lebendig zu machen, wurde anders umgesetzt als gedacht. Die Beschränkungen wirkten sich in verschiedenen Bereichen aus.
Veranstaltungen fanden digital statt oder in wesentlich kleineren Gruppen. Als die Bücherei geschlossen war, ging der Verleih voll weiter: 1753 Überraschungspakete (Bib-to-go) mit 11.934 Medien und Wunschbestellungen wurden in A.R.T.-Biomülltüten verpackt und abgeholt. Eine Kundin meinte: „Vielen herzlichen Dank für das tolle Bücherpaket – wir fühlen uns wie an Weihnachten. Da haben Sie mit Kreativität für Lesefreuden und trotz Distanzgebot für große soziale Nähe gesorgt.“ Durch die Pandemie gab es mit rund 280.000 Entleihungen physischer und digitaler Medien bei 100 Öffnungstagen weniger nur einen Rückgang um zehn Prozent im Vergleich zur Zeit vor Corona. Wer noch keinen Ausweis, aber Zeit zum Lesen hatte, bekam den Bib-light-Ausweis, der die Nutzung der digitalen Angebote sofort möglich machte.
Das Team, das 56.002 Besucherinnen und Besucher begrüßen konnte, nutzte die Schließung, um die Aufenthaltsqualität sowie die Auffindbarkeit der Medien, darunter 6500 Neuanschaffungen, zu verbessern. Die Zusammenführung der Musikabteilungen im historischen Gewölbekeller verschaffte der Kinder- und der Jugendabteilung wesentlich mehr Fläche. Zwischen Roman- und Kinderabteilung entstand ein Bereich zum Verweilen für Familien.
Die über 110.000 Medien umfassende Onleihe wird nach Angaben von Büchereileiterin Andrea May immer mehr genutzt. Wer technische Fragen hatte, wurde telefonisch auch zu Hause unterstützt. Kundin Monika Knobloch: „Ich nutze die Onleihe sehr regelmäßig und leihe mir aus verschiedenen Sparten die aktuellsten Bücher aus. Ich möchte mich auch für die kompetente technische Hilfe beim Einrichten meines E-Readers bedanken.“
Die digitale Leseförderung für Kinder wird unterstützt durch die Angebote ekidz, Onilo und tigerbooks, die vor allem pädagogische Fachkräfte einsetzen. Für die Grundschulen entstand in der Pandemie ein Konzept für digitale Führungen, das in Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern umgesetzt wird. Die Anschaffung von 14 Robotern und iPads ermöglicht Kindern und Jugendlichen dank der Förderung der Herbert- und Veronika Reh- sowie der Nikolaus- Koch-Stiftung den Zugang zu neuen Technologien. So können Informations- und Medienkompetenzen attraktiv vermittelt werden.
Die Workshops für Roboterführerscheine und die offenen Werkstätten waren immer ausgebucht. 2021 kam für Ausweisinhaber mit filmfriend ein Streamingdienst mit über 4200 Filmen und Serienfolgen sowie mit Freegal Music ein Streamingdienst mit rund 15 Millionen Titeln hinzu. Die Nutzung ist für sie kostenlos. Bei Filmfriend wurden 2993 Nutzungen gezählt, bei Freegal Music im Startmonat Dezember schon 5395.
In sechs neu gegründeten Buchclubs für Kinder und Jugendliche trafen sich Gleichaltrige, um über ihre Lektüre zu reden. Für Romy Müller (Foto links: privat) bedeutet das Angebot Spaß, neue Freunde und jede Menge Bücher: „Die Treffen unseres Bücherclubs ‚Parry Hotters‘ am Freitag sind mein Highlight der Woche. Wir können stöbern, uns Tipps geben, einander Vorlesen und es ist Zeit zum Quatschen.“ Ergänzend bieten die Bilderbuchkinos Kindern unter sechs Jahren vielfältigen Lesespaß. In Schreibwerkstätten trafen Jugendliche verschiedene Autorinnen und Autorinnen und erhielten so einen Raum für kreatives Schreiben in den Bereichen Poetry Slam, Lyrik und Fantasy.
In der Leseförderung für Kinder und Jugendliche haben der Friedrich-Bödecker-Kreis und die Bücherei eng kooperiert. Höhepunkte waren unter anderem der internationale Wortsport-Workshop mit Bas Böttcher, die digitale Autorenlesung mit Katja Brandis und eine Lyrik-Woche. „Wir wollen auch 2022 die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen und weiter ausbauen“, betont Malte Blümke, Bundesvorsitzender der Friedrich-Bödecker-Kreise und Vorsitzender in Rheinland-Pfalz und Luxemburg.
In der Bücherei können auch Ausstellungen besucht und gestaltet werden. 2021 gab es sechs mit verschiedenen Schwerpunkten. Besonders erfolgreich im letzten Jahr war der Lesesommer: Vom 5. Juli bis 4. September beteiligten sich rund 500 Kinder und Jugendliche. Trier war die Bücherei mit der höchsten Steigerung in Rheinland-Pfalz. Insgesamt gab es 180 Veranstaltungen vor Ort mit 1800 Teilnehmenden. Die Bücherei bietet ihr umfangreiches Programm in Zusammenarbeit mit vielen Partnern an: Das Bücherfest ist ohne das Jupa nicht denkbar oder der Lerntreff hätte nicht so viele Ehrenamtliche ohne die Unterstützung der Ehrenamtsagentur.
Ein Ort, den so viele Menschen mit so unterschiedlichen Interessen besuchen, muss nach Einschätzung von May fortlaufend aktuell gehalten, modernisiert und mit möglichst großer Beteiligung der Kundinnen und Kunden ausgestaltet werden: „Das braucht neben einem qualifizierten und aufgeschlossenen Team ansprechende Räume und eine gute Ausstattung. Dies soll in erster Linie durch eine neue Selbstverbuchungsanlage und den Umbau der Kinderbuchabteilung 2022/23 realisiert werden.“ Dass sich diese Investitionen in die Zukunft lohnen, zeigt die Einschätzung von Kawai Chung (Foto links: privat): „Meine Eltern waren erleichtert, als sie 1995 erfahren haben, dass es eine Bücherei gibt. Geld und Platz für Bücher gab es damals bei uns nicht. So konnte ich mich zunächst mit Bilderbüchern, dann später mit Romanen, Comics, Sachbüchern und Literatur für den Unterricht eindecken. Dank der stetigen Anpassung an den gesellschaftlichen Bedarf wurde die Bücherei auch für mein eigenes Kind zu einem zweiten Wohnzimmer.“
PM – Stadt Trier
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