„Steam Deck“ – viele sehen in dem Gerät den Hauptkonkurrenten der Switch. Seit dem 25. Februar kann man sich den Handheld über die Website von Valve bestellen. Lieferprobleme sorgten anfangs für lange Wartezeiten bei Reservierungen. Ab dem 7. Oktober waren dann Bestellungen ohne Wartezeiten möglich. Für die breite Masse ist das Steam Deck damit zugänglicher geworden und das trotz fehlender Verteilung an Einzelhändler. Die Modelltypen reichen preislich von 419€ bis zu 679€. Unterscheiden tun sich diese hauptsächlich in ihrer Speicherkapazität.
Was ist das Steam Deck überhaupt?
Im Netz wird das Steam Deck vereinzelt als Konsole betitelt. Das ist nicht akkurat: Man sollte das Gerät als portablen Computer sehen. Einher geht das mit allen Vor- und Nachteilen der PC-Nutzung. Valve liefert zwar eine konsolenähnliche Erfahrung mit dem „Gaming Mode“, dieser zeigt aber schnell seine Grenzen. Die grenzenlose Unterstützung von Spielen der Steam-Plattform wäre utopisch: Stattdessen werden Spiele nach ihrer Kompatibilität eingeordnet. Viele Spiele im Katalog laufen gar nicht oder müssen mit unterschiedlichen Methoden zum Laufen gebracht werden.
Um diese Methoden nutzen zu können, muss man in den „Desktop Mode“ wechseln. Hier fällt die Fassade einer Konsole schnell, da man von einer Linux-Benutzeroberfläche begrüßt wird. Die Navigation mit Sticks und Tasten erweist sich als schwer – für die Desktop-Nutzung sollte man zu Maus und Tastatur greifen. Das ist möglich mit „Steam Deck Docks“, die die Anschlussmöglichkeiten des Gerätes erweitern. Switch-Nutzer fühlen sich direkt an das Nintendo-Äquivalent erinnert. Im Gegensatz zur Nintendo-Konsole sind inoffizielle Docks problemlos nutzbar und sorgen nicht für Probleme mit der Systemsoftware. Dafür liefern Steam Deck Docks im Gegensatz zur Switch keine erhöhte Leistung für das Gerät.
Das Potenzial des Steam Deck entfalten – nicht für jeden etwas
Vergleiche mit der Nintendo Switch sind verständlich, aber nicht unbedingt relevant. Denn beide Geräte wollen unterschiedliche Gruppen ansprechen: Wer Nintendo-Titel spielen und eine stressfreie Konsolenerfahrung will, wird eher zur Switch greifen. Das Steam Deck hingegen richtet sich an die Hauptzielgruppe von Valve – die PC-Nutzer. Nicht jedes Spiel lässt direkt starten, ähnlich wie bei einem PC: Um ein Spiel auf dem Deck optimal erleben zu können, muss man oft in Ordnerstrukturen und Einstellungen blicken. Mit der Freiheit kommt aber nicht nur Stress.
Spiele können mit Modifikationen gestartet werden, das ist auch bei Steam-fremden Spielen ist möglich. So kann man im Desktop-Modus Launcher installieren, um auf Spiele vom Epic Games und GOG Store zugreifen zu können. Die Emulation von Konsolenspielen ist mit einem Programm namens „EmuDeck“ möglich. Mit der Installation ist alles von der Playstation 1 bis zur Nintendo Switch spielbar. Dafür braucht man die Spieldateien der gewünschten Spiele. Dafür muss man Backups der eigenen Spielkopien anfertigen und diese Dateien auf das Steam Deck ziehen. Möglich ist das nur mit einer entsprechenden Technik-Kenntnis. Damit also nicht für jeden etwas. Wer sich aber die Mühe macht, hat ein „All-In-One“ Gerät zur Hand, bei dem man die komplette Spielesammlung zur Hand hat.
Die tägliche Nutzung – was kann geliefert werden?
Wer die Hürden zum Aufsetzen überwunden hat, kann sich auf die Spielerfahrung freuen. Denn mit Sticks, Touchpads als Mausersatz und oberen sowie hinteren Triggern hat man viele Eingabeoptionen. Enthusiasten haben die Wahl mit verschiedenen Controller-Layouts zu arbeiten – diese werden von Nutzern auch öffentlich geteilt. So muss man nicht immer selbst wählen – wenn das offizielle Layout nicht passt, kann man auch bei den zahlreichen Nutzer-Layouts fündig werden.
Die Batterie des Steam Deck ist ein Manko. Nutzer beschweren sich über eine kurze Akkulaufzeit, vor allem bei grafisch intensiven Titeln. Bei diesen Titeln könnten auch die Lüftergeräusche in öffentlichen Räumen unangenehm werden. Generell kann man davon ausgehen, dass die Batterie zwischen zwei und acht Stunden hält. Das variiert von der Wahl des Spiels und den gewählten Einstellungen. Für längere Zugfahrten muss man bei der Spielewahl also verhalten bleiben. Dann bleibt auch der Lüfter leise.
Generell lässt sich sagen, dass abseits dieser Mankos alles am Handheld wertig wirkt: Die verbauten Lautsprecher sorgen für eine weite Soundkulisse und das gesamte Gerät liegt trotz der Größe gut in der Hand. Speziell das mitgelieferte Case erweist sich im Alltag als praktisch: Dadurch ist man nicht gezwungen im Netz nach Tragetaschen zu suchen und kann es problemlos in Rucksäcken verstauen.
Fazit zum Steam Deck – ein logischer Kauf?
Das Steam Deck richtet sich wie bereits erwähnt an PC-Nutzer. Und das merkt man. Das Gerät dient eher als Ergänzung für andere Tech-Geräte oder Konsolen im Haushalt. Wer das Steam-Deck als Desktop-PC Ersatz nutzen will, trifft auf die Grenzen von Linux und Probleme in der Software. Valve liefert regelmäßig Updates, der Weg zu einer problemfreien und simplen Nutzung wird dennoch lange sein. Wer das Steam-Deck ausschließlich als Konsolenersatz sieht, trifft auf Problematiken im Gaming-Modus. Und die sind nur in der Desktopnutzung lösbar.
Wo steht das Steam Deck denn nun? Irgendwo zwischen Konsole und PC – ein Hybrid aus beiden Ansätzen, der auch so genutzt werden muss. Für die Zielgruppe von Valve ist das Steam Deck ein Traumgerät: Die verbaute Technik liegt über dem Preis, den Valve verlangt. Für andere PC-Handhelds muss man tiefer in die Tasche greifen. Zusätzlich verliert man bei diesen Alternativen den Faktor simpel auf die eigene Steam-Bibliothek zugreifen zu können. Mankos, die den Durchschnittsnutzer von einem Kauf ähnlicher Geräte abschrecken. Für Valve steht die Innovation mit dem Deck im Vordergrund: Man will den Markt in eine neue Richtung lenken, denn der Preis für die Technik ist mehr als kompetitiv und soll PC-Handhelds massentauglich machen.
Ob das Steam Deck für einen persönlich Sinn ergibt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer sich das werkeln nicht zutraut, wird immer noch zu einer regulären Konsole greifen. Die Switch hat nicht umsonst über 100 Millionen Einheiten verkauft. Für Enthusiasten und PC-Nutzer hat man aber aktuell das beste Gerät zum Preispunkt.
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Nico Reingold meint
Jop, auf jeden Fall!
Bin da voll auf deiner Seite.
Muss man ja nicht alles so negativ sehen, ich denke vieles von der Frustration kommt auch generell von der Berichterstattung über das Deck.
Ich benutze das Gerät schließlich auch privat und habe sehr viel Spaß damit, bin aber auch nicht ein Durchschnittsnutzer.
Und nur weil man auf Unterschiede hinweist, redet man ja das Gerät an sich nicht schlecht. Bin generell mal gespannt wie der Markt sich über die nächsten Jahre verändern wird. Wie ich ja im Artikel erwähnt habe ist das Steam Deck für die Nische ein unanfechtbares Gerät und wird wohl einiges an Neuerungen im Markt mit sich bringen.
Und Cloud Saves sind echt ne tolle Sache (und kostenlos, was leider nicht mehr selbstverständlich ist….).
Daniel meint
> Die Verifizierung der Spiele ist auf jeden Fall ein guter Punkt, ist aber wie gesagt nicht immer ein Non-Plus Ultra Tool. Ist natürlich auch viel besser, wenn man die Freitheit hat, alles zu downloaden
Ich denke, es kommt darauf an, was man für Ansprüche an eine Spielkonsole hat, die _auch_ kompatibel zum PC ist. In der Standard-Ansicht werden „verified“ Spiele meine ich vorrangig dargestellt. D.h. jemand der das Steam Deck unbedarft nutzt, wird wohl erst mal auf eben jene Spiele stoßen (wie gesagt immerhin knapp 3000!).
Wer den Anspruch hat, ALLE auf Steam verfügbaren PC Spiele auf einem Linux-Handheld zu spielen, könnte evtl. enttäuscht sein, ja. Aber hier sollte man auch berücksichtigen, dass ein sehr großer Teil jener Spiele wohl gar nicht erst auf der Switch (oder einer anderen Konsole?) erschienen sind bzw. noch werden.
Wenn man das Steam Deck einfach als Handheld Konsole nimmt, welche sich per Dock auch an einen Bildschirm/TV anschließen lässt (wie die Switch) und die natürlich kompatibel zu allen möglichen Gamepads ist (z.B. auch dem Xbox Series Controller). Dann bietet sie jetzt schon genügend Futter, um (sehr) lange auf ihr Zocken zu können. Nimmt man die nur als „playable“ markierten 4000 Spiele dazu hat man schon deutlich mehr Spiele im Repertoire als auf der Switch gesamt zur Verfügung stehen.
Ich selber habe bisher zumindest noch kein Problem bei den verifzierten Spielen feststellen können, habe natürlich aber auch nur einen sehr kleinen Bruchteil davon ausprobiert.
Aber ein Vorteil bleibt in jedem Fall gegenüber allen anderen Konsolen: Wer einen halbwegs aktuellen und spieletauglichen PC besitzt, kann dank Cloud Saves alle Spiele des Steam Decks auch nahtlos am PC weiter spielen (und umgekehrt!). Und wer möchte kann eben auch mehr machen als nur (Handheld-)spielen mit dem Teil ;).
(geschrieben in der Mittagspause auf meinem Steam Deck 😉
Nico meint
Danke für eure Kommentare Leute!
Das mit der faktischen Korrektur für die Switch ist auf jeden Fall ein guter Punkt. Per se wird die Leistung ja trotzdem verbessert bei Nutzung eines Docks. Liegt halt nur an der fragwürdigen Drosselung bei der Standardnutzung.
Zur Verifizierung der Spiele und dem Steam Deck an sich:
Ich bin eigentlich auch ein riesiger Fan des Geräts, bin aber an sich einfach nur extrem vorsichtig, was das Vorschlagen an einen Durchschnittsnutzer angeht.
Die Verifizierung der Spiele ist auf jeden Fall ein guter Punkt, ist aber wie gesagt nicht immer ein Non-Plus Ultra Tool. Ist natürlich auch viel besser, wenn man die Freitheit hat, alles zu downloaden. Ich bin generell ein großer Vertreter von Nutzerfreiheit und das spiegelt sich auch beim Gerät und der Community wider. Verstehe jetzt auch nicht warum ich da ein Vertreter von geschlossener Konsolenpolitik und „Schwarz-Weiß Denken“ sein sollte?
Für zuverlässige Infos zur gesamten Spielebibliothek abseits von der Valve-Verifikation muss man eher auf Nutzerberichte bei Seiten wie ProtonDB blicken, da braucht man natürlich auch erstmal die Info. Vor allem mit Updates wie bei Witcher 3 gab es da ja kleine Debakel, bei dem Spieler dann auf dem Gerät deutlich schlechter liefen. Wurde dann aber auch fairerweise relativ zügig von Valve gefixt.
Dass das Potenzial ohne Dock auch komplett genutzt wird, ist natürlich auch kein Nachteil. Ich hab das lediglich erwähnt, weil das vielleicht die Erwartungshaltung von Switch-Nutzern ist. Ich denke, dass das Nutzen eines Steam Decks als Konsole mehr als möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll ist. Man nutzt nicht das volle Potenzial des Geräts: Früher oder später sollte man werkeln bzw. den Drang dazu entwickeln. Aber das ist natürlich kein Zwang. Also auch fairer Punkt an der Stelle.
An sich danke für eure ausführlichen und produktiven Beiträge zum Thema, sehr interessant!
Grüße
Nico
Daniel meint
Hallo, ich bin über Google News auf Ihren Artikel gestoßen, welcher mein Interesse weckte, da er das mittlerweile fast ein Jahr alte Steam Deck als „Neuheit'“ beschreibt. Ok, wenn man sich auf die Verfügbarkeit bezieht, so trifft dies dann wohl auch auf die PS5 zu ;).
Da ich nun mal hier bin, wollte ich gerne ergänzen, dass der Gaming Mode des Steam Deck bei weitem nicht so unterschätzt werden sollte wie in diesem Artikel (meiner Meinung nach) dargestellt. Auch ohne Desktop Modus oder gar Windows Installation, lassen sich unzählige Spiele spielen.
S. https://www.rockpapershotgun.com/there-are-now-over-7000-playable-games-on-steam-deck
Derzeit gibt es knapp 3000 verified Games, also Spiele, die sich hervorragend spielen lassen und dann noch mal über 4000 weitere spielbare Spiele, bei denen man hier und da mal über Menüs mit kleinen Schriften (für PC Monitore stolpert), die sich sonst aber problemfrei zocken lassen. Zudem habe ich selber schon einige nicht verifizierte Spiele gehabt, welche sich dennoch gut spielen lassen (zb Mortal Kombat 11). Täglich werden neue Spiele verifiziert.
Klar sind da viele Indie Games dabei, die kaum anspruchsvolle Grafik haben (dafür hält hier der Akku ewig), aber durchaus auch recht aktuelle AAA Games wie Horizon Zero Dawn, Spiderman, God of War oder Elden Ring. Ich selbst spiele zb die Skyrim Special Edition in höchsten Einstellungen oder Wreckfest auf der Konsole. All diese Spiele bieten dann durchaus bessere Grafik als eine Nintendo Switch. Klar bei ganz neuen Spielen wird man dann schon an die Grenzen stoßen, aber es gibt eben auch jetzt schon viel Auswahl.
Also ich würde daher schon sagen, dass selbst „nur“ im Gaming Modus das Deck durchaus eine ernstzunehmende Konsole ist, die man als wenn auch wuchtigere Alternative zur Switch durchaus in Betracht ziehen kann.
Dass das volle Potenzial der Konsole bereits im Handheld Modus und nicht nur im Dock Modus wie bei der Switch entfaltet werden kann, halte ich auch nicht für einen Nachteil. Wer mag, kann den Akkuverbrauch für jedes Spiel einzeln runter regeln (so lange es die fps mitmachen). Skyrim läuft zb auch mit 10 statt 15W flüssig.
Der Desktop Modus, oder dass man sogar Windows installieren kann und das Gerät dann wie einen Mini PC nutzen kann, welcher sich vor ähnlich teuren Mini PCs kaum zu verstecken braucht, ist aus meiner Sicht ein riesen Plus. Ich nutze die Konsole tatsächlich als vollwertigen PC im Home Office (was geht, wenn man mit Linux klar kommt). Aber es ist nicht der einzige Weg, das volle Potenzial als Spielekonsole zu entfalten!
Nicht zu verachten ist auch, dass man selbst bei der günstigsten Variante den Speicher selber auswechseln kann. Ich meine kürzlich ist eine passende NVME SSD mit 1TB heraus gekommen. 512 GB sind jedenfalls kein Problem (Plus bei Bedarf eine SD Karte).
SilkBot meint
Leider ist die gesamte Kritik des „Werkeln-Müssens“ und der Grenzen des Game Modes sehr unfair, da komplett die Verifizierung vergessen wurde.
Anders als behauptet, kann man das Deck tatsächlich genau wie eine Konsole benutzen, sich über nichts Gedanken machen und nicht werkeln, da der Shop im Steam Deck standardmäßig nur Spiele anzeigt, die von Valve selbst als verifiziert freigegeben wurden, sprich, die einwandfrei laufen und eine gute Erfahrung auf dem Handheld sind.
Auf den Desktop muss an sich also niemand. Valve hat das Gerät nur nicht geschlossen, geben einem also die Freiheit, Spiele zu spielen und Programme auszuführen, ob sie jetzt für das Gerät bewertet wurden oder nicht. Obwohl das eigentlich viel besser ist, als wenn wir nur verifizierte Spiele herunterladen dürften wie auf einer Konsole, muss man vom Journalismus leider immer wieder diese Fehlinformationen lesen. Ich will aber keine geschlossenen Plattformen mehr, und dieses Schwarz-Weiß-Denken ist nervtötend. Hier also meine Aufklärung.
Dann noch eine faktische Korrektur: Das Dock der Switch kann die Leistung nicht erhöhen. Tatsächlich drosselt sich die Switch nur, wenn sie nicht gedockt ist, um die Batterielaufzeit zu erhöhen.