Seit der vergangenen Saison hat der SV Eintracht-Trier 05 wieder eine 2. Mannschaft am Start. Die soll ein solider Unterbau der 1. Mannschaft für Jugendspieler werden, damit diese frühzeitig an den Herrenbereich herangeführt werden können. Das wird allerdings noch ein paar Jahre dauern, da man von ganz unten in der D-Klasse starten musste. Wir haben mit Trainer Stefan Fleck über die Saison, den Anspruch, Disziplin und die Spendenaktion mit nestwärme e.V. gesprochen.
5VIER.de: Hallo Stefan, zunächst gratulieren wir zum Aufstieg deiner Mannschaft in die C-Klasse. Ihr habt in 13 Spielen keinen einzigen Punkt verloren, bis die Corona-Pause beziehungsweise der Abbruch kam. Ich nehme an du bist also rundum zufrieden mit dem bisherigen Verlauf?!
Stefan Fleck: Ja. Wenn eine Mannschaft komplett neugegründet wird, ist nicht ganz klar, welches Spielermaterial man zur Verfügung hat. Da muss sich erst einmal viel einspielen.
Wie lief denn das Rekrutierungsverfahren im vergangenen Jahr, wo es noch keine einzigen Spieler für die 2. Mannschaft gab?
Als die Eintracht das Sichtungstraining gemacht hatte, war ich noch gar nicht involviert. Ich kam erst später dazu. Circa 80 Prozent haben Jupp (Josef Cinar, Cheftrainer der 1. Mannschaft, A. d. R.) und Horst Brand gesichtet. Als ich dann eingestiegen bin, habe ich nach ein, zwei Trainingseinheiten gemerkt, dass wir noch etwas Qualität brauchen. Dafür habe ich meine Kontakte genutzt und noch zwei, drei Spieler dazu verpflichtet. Wir wollten uns als Eintracht-Trier von Anfang an entsprechend dominant positionieren. Damit wir auch interessant werden für potentielle neue Spieler in der Zukunft.
Stefan Fleck brachte Spieler und Trainer mit
Als dann Manuel Hubo, Güner Agirdogan und mein Co-Trainer Daniel Schraps dabei waren, war ich mir sicher, dass wir eine so große Qualität haben, um die D-Liga verlassen zu können. Ich bin froh, dass wir so klar und deutlich die Saison gestaltet haben. Obwohl der Kader komplett neu war, haben wir ein brutal gutes Torverhältnis (100:12). Wir sind voll und ganz zufrieden. Es ist ein guter Grundstein, den wir gelegt haben.
Was soll dann auf dem Grundstein aufgebaut werden? Gibt es Mindest- oder Maximalziele, Fristen, bis wann man wo sein möchte oder ähnliches?
Langfristiges Ziel ist es, ein guter Unterbau für die 1. Mannschaft zu sein. Wo diese in fünf Jahren ist, weiß natürlich keiner. Auch davon ist es abhängig. Die nächsten zwei Jahre wollen wir natürlich weiter aufsteigen. Und dann muss man noch einmal schauen. Es wird mit jeder Liga schwieriger aufzusteigen. Wenn wir uns irgendwann in der A-Klasse befinden, sind wir sehr interessant für die Jugendspieler. Da können sie sich besser weiterentwickeln, als wenn sie bei einem Bezirksligisten auf der Bank sitzen.
Geht es also erstmal nur darum schnellstmöglich aufzusteigen? Oder versucht ihr schon gewisse Spielsysteme zu entwickeln und anzugleichen, damit die 1. und 2. Mannschaft die gleiche Spielphilosophie verfolgen?
Für eine Angleichung sind wir noch viel zu weit weg. Wir arbeiten zwar im taktischen Bereich, aber nicht in Abstimmung mit der 1. Mannschaft. Da sind wir auch vom Spielermaterial her nicht ausreichend aufgestellt.
Die 2. Mannschaft will sich weiter verstärken
Jetzt habt ihr kürzlich erneut dazu aufgerufen, dass sich Spieler bei euch bewerben sollen. Welche Spielertypen sucht ihr?
Wir befinden uns immer noch am Anfang. Die C-Klasse ist auch noch nicht für alle interessant, die mal höher gespielt haben und mittlerweile in einem Alter sind, wo ihnen die größte sportliche Herausforderung nicht mehr ganz so wichtig sind. Daher haben wir keine genauen Profile oder Anforderungen. Wir sind erstmal froh über jeden, der sich meldet. Wenn dann die Kontakteinschränkungen nicht mehr vorherrschen, wird es ein Sichtungstraining geben. Wir haben schon über zehn Bewerber. Den Kader haben wir auf 22 Spieler gedeckelt. Wir sind noch in den Gesprächen mit den aktuellen Spielern, wer sich einen weiteren Verbleib vorstellen kann. Und dann stocken wir auf.
Die Eintracht hat mit Andreas Schäfer einen neuen Sportlichen Leiter gefunden. Hattest du mit ihm schon Gespräche zur weiteren Ausrichtung?
Er wird wohl hauptsächlich im Jugendbereich eingesetzt. Wir kennen uns zwar, aber da wird es nicht viele Berührungspunkte geben. In der B-Klasse könnte es dann vielleicht dazu kommen.
Ihr wurdet komplett neugegründet, nachdem vor einigen Jahren die Amateurmannschaft abgemeldet wurde. Viele sehen das heute als großen Fehler, auch der Vorstand. Siehst du das ähnlich?
Es gab kurzzeitig einen Trend, dass viele Mannschaften aus Kostengründen ihre 2. Mannschaften abgemeldet haben. Die wollten dadurch ihre Budgets für die 1. Mannschaften erhöhen. Aus meiner Sicht hat das nicht viel Sinn gemacht. Eine 2. Mannschaft ist extrem wichtig als Unterbau und Auffangbecken, gerade weil der Übergang vom Jugend- in den Herrenbereich sehr schwer ist. Da ist die Ligazugehörigkeit noch nicht mal so ausschlaggebend.
2. Mannschaft wird wichtiges Auffangbecken für Jugendspieler
Das war außerdem ein Fehler, weil du dann eine neue 2. Mannschaft von ganz unten aufbauen musst. Da braucht es Jahre, um das entsprechende Niveau wieder aufzubauen. Mittlerweile sieht man, dass viele Standorte es bereuen. Auch Saarbrücken hat erst vor zwei Jahren wieder eine 2. Mannschaft angemeldet.
Durch die Corona-Krise gibt es keine Möglichkeit für euch zu trainieren. Wie lief es bis dahin? Warst du zufrieden mit den Trainingsbedingungen?
Wir haben zweimal die Woche ein Training angeboten, die Beteiligung war durchgehend gut. Mit 16 bis 18 Leuten konnten wir regelmäßig trainieren, darunter zwei Torhüter. Ausreichend Platz hatten wir auch. Darüber hinaus haben wir gerade in der Vorbereitungszeit Waldläufe und Krafteinheiten eingebaut. Das hat den Jungs auch Spaß gemacht. Viele kannten solch ein Trainingsniveau noch nicht.
„Wir spielen für Eintracht-Trier!“
Stefan Fleck
Am Anfang mussten wir manchmal daran erinnern, dass wir für Eintracht-Trier spielen! Da gibt es einen Verhaltenskodex, Aufwärmen heißt nicht rumquatschen oder Rumlaufen wie ein Hühnerhaufen. Da gibt es Struktur. Auch einheitliche Kleidung ist vorgegeben, selbst im Training.
Für die D-Klasse wirklich sehr ungewöhnlich.
Wie gesagt, das mussten die Spieler teilweise erst lernen. Wir sahen am Anfang aus wie ein kunterbunter Haufen. Wir haben ihnen einheitliche Sets ausgehändigt, da erwarten wir dann, dass die auch genutzt werden. Das zu verinnerlichen, hat zwei, drei Monate gedauert.
Stefan Fleck lieber nur an Seitenlinie
Du hast selber teilweise auf dem Platz gestanden. Spielertrainer sind ja an vielen Standorten vorzufinden. Bist du gern weiterhin aktiv auf dem Platz?
Das ist abhängig von der Kaderstärke. Wir haben zum Beispiel Studenten, die nicht immer Zeit hatten. Trotz des 20-Mann-Kaders sind wir manchmal trotzdem nur mit 12, 13 Leuten angetreten. Da musste ich mal aushelfen. Das hat zwar Spaß gemacht, aber ich finde es schon wichtig, dass ein Trainer an der Seitenlinie steht. Daher sollte das die Ausnahme bleiben.
Dein Bruder Michael war bis vor kurzem Jugendtrainer bei der Eintracht, verlässt den Verein jetzt aber. Wie kommt es dazu?
Mein Bruder war der Co-Trainer der A-Jugend, Mario Spang war Cheftrainer. Mario hat ein interessantes Angebot aus Luxemburg bekommen und Michael gefragt, ob er mitmöchte. Da noch nicht klar ist, wer der neue Cheftrainer wird, hat er eine Weile überlegt und sich dann dazu entschieden. Ich denke aber, dass das eine saubere Trennung war und man im Guten auseinandergeht.
Er ist auch involviert in die Spendenaktion, bei der man die Eintracht sowie die nestwärme unterstützen kann.
Michael ist schon lange aktiv in Bezug auf nestwärme. Sie sind in letzter Zeit wieder in aller Munde. Es gibt auch viele Betroffene in der Region. Das kann man nicht genügend unterstützen. Das haben wir mit unserer Firma natürlich auch gemacht, wie schon seit Jahren. Das ist eine Superaktion.
Eintracht und nestwärme kooperieren
Apropos Firma: Du und Sven Lamberty leitet 11teamsports in verschiedenen Städten. Gelingt es gut, das mit dem Trainer-Sein unter einen Hut zu bekommen?
Mir war immer wichtig, mit der Verantwortung die man im Job hat, einen Ausgleich zu finden. Aktiv im Fußball zu sein bedeutet auch, nah an der Basis zu sein. Was auf den Sportplätzen angesagt ist. Das macht viel Spaß und ich bin froh, jetzt diese neue Herausforderung zu haben.
Wir haben die Firma 2006 unter dem Namen Sport Fleck gegründet. Ich wollte mit Mitte 20 schon die Sicherheit haben, in zehn Jahren nicht abhängig von meiner Spielerkarriere sein. Wir wollten einen Laden eröffnen, der den ganzen Fußballbereich abdecken soll. Das hat sich gut entwickelt, weil wir früh online aktiv waren. 2012 haben wir dann eine Filiale in Saarbrücken gegründet und wurden immer größer. 2018 haben wir uns mit 11teamsports zusammengeschlossen, den mit Abstand größten Anbieter im Onlinehandel für Fußball und Teamsport. Mittlerweile haben wir 5 Filialen im ganzen Südwesten. Wir rüsten zum Beispiel auch den FC Saarbrücken, SV Elversberg und 1. FC Kaiserslautern aus.
Die haben auch nicht gerade die leichteste Zeit hinter und vor sich. Wie es da wohl weitergehen wird? Wenn überhaupt…
Ja, das ist sehr schade, wie sich das entwickelt hat. Bei den Möglichkeiten die es dort gibt, machen sie meiner Meinung nach zu wenig. Das macht einen schon traurig.
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