„I seek you“ bedeutet „Ich suche dich“ und steht für einen ursprünglich israelischen Instant-Messaging-Dienst, der lange Zeit der meistgenutzte der Welt war. Nie gehört? Vielleicht unter dem Namen „ICQ“?
Trier. Hinter den drei Buchstaben versteckt sich ein Massenphänomen, was mehrere Generationen lang die Internetkommunikation dominiert hat und in dieser Woche seinen 20. Geburtstag feiert. „Uh-oh“ – Das einprägsame, wie nervige Geräusch einer neuen eingehenden Nachricht wird eine ganze Generation lebenslang nicht mehr aus dem Kopf kriegen können. In Zeiten von Whatsapp und Facebook wirkt es heute wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, dabei liegt der Aufstieg des kleinen Programms noch gar nicht so lange zurück.
Im November 1996 von einem israelischen Startup namens Mirabilis von vier Studenten entwickelt, startete das kleine, kostenlose Programm aufgrund mangelnder Konkurrenz auf Anhieb durch. Keine zwei Jahre später wurde Mirabilis von AOL für 407 Millionen Dollar aufgekauft und ICQ trat seinen weltweiten Siegeszug an.
Kommunizieren konnte man mit anderen Nutzern nur, wenn man die UIN des anderen hatte, eine fünf- bis neunstellige Identifikationsnummer, die man natürlich am besten auswendig kennen sollte und bei sämtlichen Internetaktivitäten in Diskussions-Foren und in den frühen sozialen Netzwerken (kennt noch jemand Myspace, Wer-kennt-wen und Partyface?) angeben konnte. Dann irgendwann übernahm Mark Zuckerbergs Version der modernen Interkommunikation, die soziales Netzwerk und Instant Messaging unter einem Dach vereinte und der langsame Abstieg von ICQ begann.
Als AOL die ehemalige Goldgrube Mitte 2010 an das russische Investmentunternehmen Digital Sky Technologies verkaufte, war sie schon nur noch 187,5 Millionen Dollar wert und von einer ehemaligen Nutzerzahl in dreistelliger Millionenhöhe waren noch 42 Millionen übrig. Auch die Entwicklung einer App für den mobilen Gebrauch – ein Feature was die Konkurrenz von Facebook bereits wesentlich früher hatte – konnte den freien Fall nicht aufhalten. 2013 zählte ICQ noch 11 Millionen Nutzer.
Aktuelle Nutzerzahlen werden seitdem nicht mehr kommuniziert, was schlimmes befürchten lässt. Die gute Nachricht ist aber: ICQ existiert noch immer und wird auch immer noch weiterentwickelt. Der Messenger bietet mittlerweile alles, was die übermächtige Konkurrenz auch kann: Video-Chats, Internet-Telefonie, Bearbeitung von Fotos und Videos mit Masken und Filtern, synchronisierter Chat-Verlauf auf allen genutzten Geräten mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Besser spät als nie aber vermutlich trotzdem zu spät für die schnelllebige Welt des Internets! Happy Birthday, ICQ!
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