Trotz eines positiven Trends wird auf dem regionalen Ausbildungsmarkt weiterhin händeringend nach Nachwuchs gesucht. Gleichzeitig hält man Ausschau nach bisher ungenutzten Möglichkeiten, um unbesetzte Stellen zu besetzen.
Trier. Ein Blick auf die nackten Zahlen offenbart gleich das zentrale Problem, was die Agentur für Arbeit, die HWK und die IHK schon seit einer Trendwende im Zeitraum 2008/09 primär beschäftigt: es gibt in der Region mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Im vergangenen Berufsberatungsjahr, welches für die Agentur für Arbeit bereits am 30. September endete, kamen 3454 Bewerber auf 3914 Lehrstellen.
An den angebotenen Informationsmöglichkeiten liegt dieses Ungleichgewicht definitiv nicht. So mancher Jugendlicher fühlt sich von dem Überangebot womöglich erschlagen. Edeltraut Nikodemus, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Trier, bezeichnet die Masse an Messen, Ausbildungsbörsen und Angeboten als regelrechten „Infodschungel“ und stellt heraus, wie wichtig da die persönliche Beratung ist. Neben Berufswahlunterricht und Berufseinstiegsberatern, sowie ähnlichen Angeboten an Hochschulen, gibt es mittlerweile sogar einen Live-Chat. Über 9000 Menschen hat die Agentur für Arbeit im vergangenen Jahr persönlich beraten.
Die Berufsgruppen mit den meisten Bewerbern waren im vergangenen Jahr Verkäufer/in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kaufmann/-frau für Büromanagement, sowie KFZ-Mechatroniker, während die meisten angebotenen Stellen ebenfalls Bewerber für Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kaufmann/-frau für Büromanagement und Verkäufer/in suchten. Mit das größte Ungleichgewicht zeigte sich im Bereich des Hotel- und Gastronomie-Gewerbes, welches durch weniger attraktive Arbeitszeiten naturgemäß benachteiligt ist.
Axel Bettendorf, erst seit kurzem Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier präsentiert leicht rückläufige Lehrlingszahlen von 2,6%. Dafür macht er unter anderem den immer noch bestehenden Trend zum Abitur verantwortlich, auf welches dann oft ein Studium folge. Die Zukunftsaussichten für Akademiker insbesondere der Geisteswissenschaften hätten sich deutlich zum negativen entwickelt, weswegen er für eine solide Ausbildung wirbt. Eine solche mit gutem Abschluss käme zur Zeit einer Jobgarantie mit guten Verdienstmöglichkeiten gleich. Bettendorf ergänzt, dass natürlich auch Abiturienten in handwerklichen Betrieben als Führungskräfte benötigt würden.
Für die Handwerkskammer sind zur Zeit Studienabbrecher und Flüchtlinge die interessantesten Gruppen beim Thema Berufsorientierung. Gescheiterte Studenten dürfe man nicht als Versager sehen, sondern als interessante, oft überdurchschnittlich gut gebildete Bewerber, die zudem oft den Vorteil einer verkürzten Ausbildung genießen würden. Dadurch seien sie attraktive Kandidaten um die Ausbildungssituation in der Region weiterhin zu verbessern und ließen sich gleichzeitig mit den Vorteilen erfolgreich anwerben. Ulrich Schneider, bei der IHK verantwortlich für den Geschäftsbereich Ausbildung, spricht von 10 erfolgreichen Vermittlungen bei 26 persönlichen Beratungen von Studienabbrechern.
Bei Flüchtlingen, so Bettendorf, sei die Lage ungleich schwieriger und falsche Erwartungen wären dabei ein zusätzliches Problem. Deutsch-Kenntnisse würden für einen Großteil der in Frage kommenden Jobs unbedingt benötigt und würden in den meisten Fällen schon eine große Hürde darstellen. Mit einem eigens dafür vorgesehenen Berater-Team der Agentur für Arbeit, welches speziell qualifizierte persönliche Beratungen von Flüchtlingen ermöglicht, arbeitet man aber auch da an Problemlösungen.
Heribert Wilhelmi, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Trier, lobt genau diese Zusammenarbeit und Partnerschaft der drei Institutionen, die in anderen Regionen alles andere als selbstverständlich sei. Die Region und ihre Bewohner profitieren von dem umfangreichen Beratungsangebot zur Berufsorientierung, welches er als wertvollen, gesellschaftspolitischen Beitrag nochmal unterstreicht.
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