Die Premium-Airlines sehen sich seit Jahren in der Krise. Im unteren Preis-Segment greifen die Billigflieger mit Kampfpreisen an, während von oben die großen Drei von der arabischen den Premium-Anspruch neu definieren. Auch die deutsche Lufthansa versucht sich seit Jahren dem komplizierten Markt anzupassen. Diese Woche gab es zumindest nochmal einen Lichtblick für den Kranich!
Trier / Frankfurt. Das Meinungsforschungsinstitut Skytrax zeichnet jährlich die besten Airlines der Welt aus. Dieses Jahr wurden die Ergebnisse auf der Paris Air Show bekannt gegeben, die aus Umfrage-Ergebnisse im Zeitraum August 2016 bis Mai 2017 von Flugreisenden aus 105 Nationen ermittelt wurden. Gegen 325 Fluggesellschaften galt es sich durchzusetzen. Die Lufthansa erreichte unter den europäischen Airlines den ersten Platz.
Grund zum Ausruhen ist das allerdings nicht. Im internationalen Ranking positioniert sich die größte Airline Deutschlands auf Platz 7. Angeführt wird die weltweite Liste von Qatar Airways, die trotz politischer Krise im Land (wir berichteten: „Wenn die beste Airline der Welt isoliert wird“) mit konkurrenzlos gutem Service und topaktueller Flotte noch immer ganz vorne mitspielen.
Auf den Folge-Rängen positionieren sich Singapore Airlines, ANA All Nippon Airways, Emirates, Cathay Pacific und EVA Air, bevor der Kranich am Horizont auftaucht. Billigflieger haben es erwartungsgemäß nicht auf die vorderen Ränge geschafft. Das Lufthansa-Erlebnis ist natürlich im Service-Umfang und -Angebot auch nicht wirklich mit Günstig-Airlines wie Ryanair vergleichbar. Auf langen Flügen gibt es mehrere Mahlzeiten und geräumige Großraum-Jets mit topmodernem Inflight-Entertainment, welches auch auf den längsten Flügen angenehm die Zeit vertreibt.
Ob Singapore Airlines, Emirates oder der weltweite Führer Qatar Airways: In den Premium-Disziplinen ist trotz Europa-Award bei der Lufthansa mittlerweile deutlicher Spielraum nach oben angesagt. Die Services werden für Kosten-Einsparungen mehr und mehr eingeschränkt, Sitzplatzreservierungen kosten mittlerweile bei fast allen Premium-Anbietern deutliche Aufpreise und selbst bei der Verpflegung wird immer mehr gespart. Auch eine Lufthansa muss im internationalen Kampf kostendeckend fliegen. Die einstmals hohen Preise sind im weltweiten Preiskrieg aber immerhin auch auf der Strecke geblieben. Lufthansa-Langstrecken-Tickets gibt es immer wieder für 400 Euro und weniger, so dass sich die ein oder andere Einschränkung im Komfort verschmerzen lässt. Ein anderes Reise-Erlebnis als beim Billigflieger hat man mit dem deutschen Marktführer auf jeden Fall immer noch.
Ausruhen darf die Lufthansa sich darauf allerdings nicht. Ausgerechnet Billig-Platzhirsch Ryanair hat im letzten Jahr angekündigt, den Sitzabstand in seinen neuen Jets zu vergrößern. Während die gesamte Branche ihre Passagiere mehr und mehr zusammenstaucht, gehen die Iren hier einen geradezu revolutionären Weg. So wirbt man mit zukünftig 78,7 Zentimeter Sitzabstand in den neuesten Boeing 737. Wo steht die Lufthansa im Vergleich: in den brandneuen Mittelstrecken-Maschinen von Airbus setzt die deutsche Premium-Airline auf einen Sitzabstand von 73,7 Zentimetern, also ganze 5 Zentimeter weniger als die irische Billig-Konkurrenz. Ob das beim Erhalt des Premium-Anspruchs weiterhilft, darf bezweifelt werden, schließlich wird zukünftig das Billig-Ticket nicht nur billiger sein, sondern die Sitze auch mehr Platz bieten als die deutlich teureren Lufthansa-Tickets. Verkehrte Welt…
Nikolas Hilfe meint
Super!Weltweit tragen erst neun Fluggesellschaften diese höchste Bewertungsstufe, um die sich Lufthansa seit Jahren bemüht. Bei einem Erfolg wäre sie die erste europäische Airline mit fünf Sternen.