Aufgrund der Schönheit des Loire-Tals ließ sich der französische Adel seit Beginn der Renaissance im 16. Jahrhundert bevorzugt in diesem nieder und errichtete die prächtigen Schlösser der Loire. Rund 300 Burgen und Schlösser säumen den Lauf der Loire und ihrer Nebenflüsse.
Das Tal der Loire (französisch: „Val de la Loire“) liegt in Zentral- und West-Frankreich. Es verläuft ab Orléans bis zur Mündung des Flusses in den Atlantik. Zusammen mit den Nebentälern von Indre und Cher stellt es eines der beliebtesten Reiseziele Frankreichs dar. Seit dem Jahr 2000 ist das Tal der Loire die größte im UNESCO-Weltkulturerbe verzeichnete Stätte Frankreichs. Das Tal trägt den Beinamen „Garten Frankreichs“ und ist von größter kultureller Bedeutung.
Von Chalonnes-sur-Loire bis nach Sully-sur-Loire reihen sich zahlreiche prunkvolle Schlösser. Während des Hundertjährigen Krieges bildete die Loire die Grenze zwischen dem französisch kontrollierten und den englisch kontrollierten Teil Frankreichs. Da in dieser Gegend die meisten Schlachten des Hundertjährigen Krieges stattfanden, wurde zu dieser Zeit der Bau und Ausbau von Festungsanlagen und Trutzburgen vorangetrieben. Nach Beendigung des Krieges und der Erfindung des Schießpulvers wurden die wehrhaften Burgen nutzlos. Es fanden nun keine monatelangen Belagerungen mehr statt. Stattdessen wechselten die Kriegsschauplätze mit der Beweglichkeit der Heere. Etliche Burgen wurden deshalb aufgegeben und zerfielen. Einige dienten jedoch als Fundament für die prächtigen Renaissanceschlösser, die man heute im Loire-Tal bestaunen kann. Dort ließ sich im 15. bis 16. Jahrhundert der französische Adel nieder, woraufhin das Tal der Loire zum politischen Zentrum Frankreichs wurde. Doch schon ab der Mitte des 16 Jahrhunderts siedelte der Hochadel wieder nach Paris über, wodurch das Loire-Tal seine politische Bedeutung wieder verlor. Die prunkvollen Schlösser dienten weiterhin als Sommerresidenzen oder Jagdschlösser. Im Zuge der französischen Revolution verloren die Feudalherren ihre Macht oder sogar ihr Leben, wodurch die Bauwerke wiederum nutzlos wurden. Einige Schlösser hatten daraufhin bürgerliche Bewohner, andere fielen dem Verfall zum Opfer. Dennoch sind viele Bauwerke gut erhalten.
Leider ist es aufgrund der riesigen Anzahl an Schlössern unmöglich, alle bei einer Reise zu besichtigen. Deshalb sollte man sich schon vor der Reise informieren, welche man sehen möchte und welche Route sich anbietet, um möglichst viele in kurzer Zeit zu erreichen. Wer sich die Planung ersparen möchte, kann auch auf Angebote vieler Reiseunternehmer zurückgreifen, welche Busrundreisen oder Individualreisen mit dem eigenen Auto zu den Schlössern der Loire anbieten.
Kulturhistorisch herausragende Bauwerke stellen die Schlösser von Amboise, Blois, Chambord und Chenonceau dar.
Das Schloss von Amboise
Das Schloss von Amboise gilt als die „Wiege der französischen Renaissance“.
Das Schloss war lange Zeit im Besitz einer mächtigen Familie und fiel erst 1434 an die Krone. Im 15. Jahrhundert beschloss Karl VIII. nach seiner Rückkehr aus Italien, das Schloss im Stil der Renaissance zu erweitern. Von der damaligen Anlage ist heute allerdings nur noch etwa ein Fünftel zu sehen, da das Schloss von Amboise während der Französischen Revolution größtenteils zerstört wurde.
Das Schloss von Blois
Sehr sehenswert ist auch das Schloss von Blois, welches inmitten der Stadt liegt. Es wurde ab dem 13. Jahrhundert in mehreren Abschnitten errichtet. Unter der Regentschaft von Ludwig XII. war das Schloss von Blois einige Jahre lang die einzige Königsresidenz und damit das politische Zentrum Frankreichs.
Das Schloss spiegelt den Einfluss der italienischen Architektur wider und besteht heute hauptsächlich aus drei Flügeln. In diesen vermischen sich die Baustile der Gotik, der Renaissance und des Klassizismus miteinander. Besonders interessant ist unter anderem auch die aufwendig restaurierte Holzvertäfelung des Schlosses, sowie das ausgeklügelte System an Geheimfächern.
Heute befinden sich hier zwei Museen: das „Musée lapidaire“, in welchem Skulpturen aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu sehen sind, sowie das „Musée des Beaux-Arts de la ville de Blois“ mit einer Sammlung an Gemälden und Skulpturen.
Das Schloss von Chambord
Chambord ist von allen das größte, prächtigste und wohl auch berühmteste der Loire-Schlösser. Es wurde Anfang des 16. Jahrhunderts unter König Franz I. erbaut und diente als Prunk- und Jagdschloss. Franz I. beabsichtigte mit dem Bau des Schlosses seinen Anspruch auf den Kaiserthron und den Anspruch Frankreichs auf die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich zu demonstrieren.
Außerhalb der Jagdsaison stand das Schloss von Chambord leer und war kaum bewohnbar, da man es nicht richtig beheizen konnte. Das Schloss besitzt 440 Zimmer und fast 400 Kamine.
18 000 Handwerker sollen an dem riesigen Schloss gearbeitet haben. Wer Baumeister des Schlosses war, weiß man nicht. Angeblich soll Leonardo da Vinci an den Plänen beteiligt gewesen sein. Allerdings gibt es dafür keine Belege. Wenn man das Schloss sieht, fallen einem zunächst die Dachlandschaft mit ihren Türmchen, Zinnen, Schornsteinen, Giebeln, Gauben und Laternen auf. Eine weitere Besonderheit ist die doppelläufige Wendeltreppe, deren beide Aufstiege sich nicht kreuzen Das Schloss von Chambord und seinen Park umgibt eine 32 Kilometer lange Mauer.
Das Schloss von Chenonceau
Das Schloss von Chenonceau ist nach Versailles das meistbesuchte Schloss Frankreichs. Ca. 800 000 Besucher kommen pro Jahr.
Heinrich II. errichtete es als Geschenk für seine Geliebte Diane de Poitiers. Die Galerie ließ Katharina von Medici nach dem Tod ihres Mannes Heinrich II nachträglich errichten. Im 16. Jahrhundert wurden hier Feste gefeiert. Im Ersten Weltkrieg diente die Galerie als Lazarett. Heute kann man im Schloss von Chenonceau berühmte Gemälde von Rubens, Tintoretto und andern alten Meistern bewundern.
Das Hauptgebäude des Schlosses steht am Ufer des Loire-Nebenflusses Cher und ist von Wasser umgeben. Eine Brücke mit mehreren Bögen und einer dreistöckigen Galerie als Aufbau spannt sich quer über den Fluss.
Doch nicht allein die Schlösser sind sehenswert, denn die Loire fließt durch eine der reizvollsten französischen Landschaften. Ihren Lauf und den ihrer Nebenflüsse säumen ausgedehnte Wälder, Weinberge und Obstplantagen. Sie ist zudem der einzige, bislang nicht regulierte Fluss in ganz Europa. Dadurch ist sie zur Heimat einer seltenen Flora und Fauna geworden. Auch die Städte rund um die Loire sind sehenswert. Die Lage der Region sorgt für ein milderes und wärmeres Klima als bei uns, was zum Reisen ideal ist.
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