Das Beobachten und Fotografieren von Flugzeugen nennt man – so erklärt Wikipedia – nennt man Planespotting. Es geht darum startende oder landende Maschinen möglichst im perfekten Augenblick zu erwischen. Dafür nehmen die oft leidenschaftlichen Fotografen lange Wege zu entlegenen Ecken der Flughäfen und jede Menge Wartezeit in Kauf, bis das gewünschte Objekt der Begierde sich in die Lande-Schlange einreiht. Und dann muss jeder Schuss sitzen, denn die Maschinen warten natürlich nicht, bis der perfekte Shot im Kasten ist. Eine Stelle, wo sich dieses Hobby in außerordentlich spektakulärer Kulisse betreiben lässt, ist Maho Beach auf der Karibik-Insel Sint Maarten. In besagtem Planespotter-Paradies ist in der vergangenen Woche nun eine Frau ums Leben gekommen…
Trier / Sint Maarten. Nur an wenigen Orten der Welt liegt ein Flughafen so nah an einem viel bevölkertem Strand wie auf Sint Maarten. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten ist nur wenig Platz auf der kleinen Karibik-Insel für einen internationalen Flughafen. So ist die Landeschwelle der Landebahn 10 auch nur wenige Meter von besagtem Maho Beach entfernt. Durch die Hügeln im Osten kann ausschließlich von Westen kommend auf dem Princess Juliana International Airport gelandet werden.
So muss sich auf Sint Maarten kein Planespotter Gedanken machen, wo er sich positionieren muss, um landende Maschinen abzulichten. Das Ziel heißt in jedem Fall Maho Bach, eine andere Möglichkeit ist ausgeschlossen. Neben den Flugzeug-Narren ist der Strand in den letzten Jahren aber auch immer öfter ein Ort für waghalsige Mutproben geworden. Aufgrund der kurzen Startbahn müssen die Passagier-Flugzeuge für die nötige Power, die ihnen dann über die Hügel im Osten hilft, schon im Stand die Triebwerke mit vollem Schub anlaufen lassen. Das sorgt für ein beeindruckendes, aber auch extrem gefährliches Schauspiel bei den Zaungästen hinter den startenden Jets.
Die halten sich am Flughafen-Zaun fest und kämpfen dort gegen die unbändige Energie der Turbinenstrahlen an, die entfesselt wird, wenn auf Sint Maarten Flugzeuge starten. Das geht mitunter so weit, dass Menschen den Bodenkontakt verlieren und sich wirklich nur noch mit ihren Händen am Zaun halten. Ein solcher Fall hat am vergangenen Mittwoch für eine tödliche Kopfverletzung bei einer 57-jährigen Neuseeländerin gesorgt. Die Frau konnte sich im Strahl einer startenden Boeing 737-800 nicht mehr festhalten und wurde gegen einen Betonblock geschleudert. Wenig später verstarb sie im Krankenhaus.
Während bisher nur Schilder auf die Gefahr hinweisen, könnte der aktuelle und übrigens einzige Todesfall für ein Ende des karibischen Planespottings sorgen, denn Verletzungen gab es am Maho Beach schon oft. Besonders gefährlich ist nicht nur der Abgasstrahl der startenden Flugzeuge, sondern auch die Gegenstände, die sich in ihm befinden. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird von Strahl der Düsen erfasst und mit lebensgefährlichen Geschwindigkeiten weggeschleudert. Selbst der vermeintlich harmlose Sandstrand wird unter den Bedingungen zu einem schmerzlichen Sand-Hagelschauer.
Wer also selbst einmal im Paradies der Flugzeug-Narren am Karibik-Strand stehen will, während ein gigantischer Passagier-Jet nur 30 Meter höher über ihn hinwegrauscht, sollte sich mit der Umsetzung beeilen. Wenn die Spotter-Community Pech hat, wird sich auf Sint Maarten wegen der allzu Wagemutigen bald so einiges am Maho Beach ändern.
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