Von Monika Pradelok (Text und Fotos)
Trier, 31. Oktober, gegen 19 Uhr: Es war kühl an diesem Abend. Hier und da erblickte man in der Fußgängerzone das Antlitz eines schauerlich geschminkten Gesichtes. Zombies und Hexen waren auf ihrem Weg, um Grauen und Schrecken zu verbreiten. Doch neben dem unheimlichen Treiben gab es einen Lichtschimmer, welcher Donnerstagabend am Museumsfirmament erstrahlte. Die erste Trierer Nacht der Heiligen lud zu einem kulturellen und atmosphärischen Kontrastprogramm ein, die das Gruseln zu Halloween nicht ausschließen wollte.
Wissen Sie wie man heilig wird? Oder was ein Allerheiligenstriezel ist? Können Sie erklären, warum man früher aus den Hirnschalen toter Heiliger trank? Falls Sie keine Antwort hierauf wissen, dann haben Sie ganz offensichtlich die Nacht der Heiligen versäumt. Denn diese und noch viel mehr Fragen wurden an diesem Abend interessierten Nachtschwärmern im Museum am Dom, Rheinischen Landesmuseum und Stadtmuseum Simeonstift auf ausführlich beantwortet. Die aus Mainz adaptierte Veranstaltung, die am 31. Oktober Premiere in Trier hatte, hinterließ bei großen sowie kleinen Besuchern einen durchweg positiven Eindruck.
Während sich ältere Semester speziellen Vorträgen widmen konnten, die im Vorfeld aufgrund ihrer wissenschaftlichen Note als unbedenklich eingestuft wurden (wir berichteten), gab es in jedem Museum auch ein Angebot für die Kleinen. Ob Kinderralley (Simeonstift), Kerzen gestalten (Landesmuseum) oder ein Suchspiel mit der Museumsente Luise (Dom) – das jüngere Publikum hatte sichtlich Spaß bei der Auseinandersetzung mit dem religiösen Thema und flitzte gut gelaunt umher. Hier und da bedurfte es der Hilfe oder Erklärung eines Familienangehörigen, doch alle waren sich letztendlich einig: Die Nacht der Heiligen war eine interessante Veranstaltung – „mal was anderes“, wie eine Mutter von zwei Töchtern verriet – die für alle Altersklassen ein umfangreiches Programm bot.
Positives Feedback…
Neugier lockte die Besucher an diesem Abend in die kulturellen Einrichtungen. Die Resonanz war gut und die Teilnahme rege. Bei den Führungen wurden Fragen gestellt, Diskussionen geführt – bloßes zuhören war hier nicht drin. So interessierten sich bei der Sonderführung “Erst zaghaft und dann massenhaft – Heilige im Bild” im Landesmuseum viele für die zunehmende Flut von religiösen Bildern bis zum späten Mittelalter. „Ich bin von der Idee ganz begeistert“, merkte eine Teilnehmerin an. Sie sei sehr gläubig und freue sich, durch das mannigfaltige Angebot der Museen, Heilige aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Während ein aktives Treiben bei den ganzen Führungen herrschte, lauschten die Anwesenden im Museum am Dom bedächtig dem Auftritt des Kammerchors portavoci. Für einige der erschienenen Kunstfreunde war es das i-Tüpfelchen an diesem Abend. Die Kombination von geschichtlichen Themen gepaart mit einer musikalischen Darbietung kam gut an. Aber auch die Tatsache, dass die Nacht der Heiligen zum ersten Mal stattfand, wurde hoch anerkannt. „Es ist etwas ganz Besonderes“, äußerte sich eine ältere Frau.
Nicht nur das Thema stimme, sondern auch die ganze Atmosphäre. Ein kulturinteressiertes Pärchen, dem es nicht möglich gewesen war während der langen Museumsnacht am 21. September alle Museen zu besuchen, nutzte nun die Chance.
… und viel Lob
Für viele der Anwesenden war es ein „unglaublich schöner“ und darüber hinaus abwechslungsreicher Abend, der durch sein musikalisches Rahmenprogramm, seine informativen Vorträge sowie spannenden Führungen und vor allem wegen des kinderfreundlichen Programms bestach. „Wir könnten die ganze Nacht in nur einem Museum verbringen“, verriet eine Dame, die sichtlich Spaß an der ganzen Sache hatte. „Leider haben wir nicht alles schaffen können. Es ist einfach zu viel.“ Ihrer Ansicht nach war die Nacht der Heiligen eine „gelungene Aktion“. Vor allem der Vortrag “ErbARMen” von Paula Giersch (Simeonstift) hat es ihr angetan: „Sie hat das ganz fabelhaft gemacht, richtig erfrischend.“
Auch Alexandra Orths Vortrag “Gerippe! Scheusal, du! Erkennst du deinen Herrn und Meister?” bekam viel Anerkennung und positiven Zuspruch. Um 23 Uhr – eine Stunde vor Geisterzeit – fand sich ein interessierter Personenkreis im Simeonstift ein, der ihren Ausführungen über den Teufel lauschen wollte. Überaus anschaulich erklärte Orth den Anwesenden, dass obgleich die Menschheit immer einen „guten Draht nach oben“ gehabt hätte, irgendwann jemand für die ganzen Krankheiten, Hungersnöte und Unglücke zur Verantwortung gezogen werden musste.
Ein Sündenbock ward nötig, der in “ihm” gefunden wurde – dem Antichrist. Anhand von Bildern und Skulpturen beschrieb sie, in welchen Arten und Formen sich der Teufel in der Welt manifestierte. Die Referentin erntete am Ende einen warmen Applaus.
Rückbesinnung auf traditionelle Werte
Der Einstand zur ersten Nacht der Heiligen war erfolgreich getan worden. Mit seinem dichten Programm hatte die Aktion das Allerheiligenfest aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Während die jüngere Generation spielerisch an das Thema “Heilige” herangeführt wurde, erinnerten sich die etwas älteren an die eigentlichen Wurzeln des christlichen Feiertags.
Man kann den Initiatoren nur viel Erfolg für die zweite Auflage dieser Veranstaltung wünschen, die bestimmt genauso spannend werden wird wie dieses Jahr.
Und hier einige Impressionen
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