Roland Benschneider stieg 2002 mit Eintracht Trier in die 2. Bundesliga auf. Als Sportdirektor will er nun dem SV Elversberg ein frischeres Image verleihen. Samstag trifft er an der Kaiserlinde auf seinen Ex-Verein (14 Uhr).
Eine Erinnerung an die Zeit bei Eintracht Trier hängt in der Wohnung von Roland Benschneider an der Wand. Am 11. Mai 2002 stieg der torgefährliche Zwei-Meter-Hüne mit dem Traditionsverein von der Mosel in die 2. Bundesliga auf, nach einer Durststrecke von 21 Jahren feierte Trier wieder die Rückkehr in den Profifußball. Und Benschneider als junges Talent den Durchbruch. „Wir wurden mit einem Autokorso durch die Stadt gefahren, die Stimmung war phänomenal, auf einer Bühne vor der Porta Nigra jubelten uns 6000 Leute zu“, denkt der 31-Jährige gerne an die guten, alten Zeiten zurück. „Ein Plakat von den feiernden Menschenmassen hängt bei mir zu Hause“, wird Benschneider jeden Tag mit den Erfolgen in Trier konfrontiert. Am Samstag trifft er als Sportdirektor des SV Elversberg auf seine alte Liebe, wenn die Eintracht in der Fußball-Regionalliga an der Kaiserlinde zu Gast ist (14 Uhr).
„Für mich ist Trier nach wie vor ein Aufstiegsfavorit in die 3. Liga, weil sie eine enorme Kader-Qualität haben“, betont Benschneider, wenn er auf das Wiedersehen angesprochen wird. Und irgendwie schwingt in diesen Worten immer noch eine alte Verbundenheit mit, wie bei den ehemaligen Fußballern des FC Bayern, die in allen TV-Talkshows noch treu ihrem Ex-Verein die Stange halten, auch wenn dieser im Tableau schon längst abgeschlagen scheint. „Es war eine erfolgreiche Zeit“, sagt der ruhige, bescheidene Benschneider, der mit 20 Jahren nach Trier kam. Trainerfuchs Paul Linz lockte den Defensivspezialisten von Tennis Borussia Berlin an die Mosel.
„Die Zeit in Trier hat mich geprägt“
Dort lagen Mannschaft und Umfeld gerade am Boden, weil der Aufstieg in die 2. Bundesliga verpasst wurde. Ein 0:1 gegen den VfB Stuttgart II am letzten Spieltag knallte der Eintracht die Tür nach oben vor der Nase zu, Schweinfurt huschte in letzter Sekunde hindurch, ein einziges Tor machte den Unterschied. „Die Kräfte dann so zu mobilisieren und es ein Jahr später doch zu schaffen, das war schon stark. Viele Leute haben nach den Erfahrungen nämlich nicht an uns geglaubt, das war ein wenig wie bei Greuther Fürth.“ Doch ein 2:1 in Hoffenheim beendete den Aufstiegsfluch – Benschneider war bei den Feierlichkeiten als Leistungsträger mittendrin. „Wir waren eine homogene Truppe. Auch wer nicht erste Wahl war, hat sich gut verhalten. Paul Linz kannte den Verein und die Region in- und auswendig. Die Zeit in Trier hat mich echt geprägt.“
Als Benschneider nach dem Aufstieg zu den Überfliegern gehörte, die nahezu alle Gegner ärgerten, zog es ihn in die große, weite Fußballwelt. Über Arminia Bielefeld landete er beim 1. FC Köln, stand sogar mit Mario Gomez im Perspektivkader für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Auf zwölf Einsätze bringt er es in der Bundesliga, 128 sind es in der 2. Bundesliga. Dass es nicht mehr wurden, lag am Verletzungspech. Beim FC Augsburg riss ihm das Kreuzband, dazu kam ein Knorpelschaden. In der vergangenen Saison war er beim SV Sandhausen in der 3. Liga noch der Routinier in der Abwehr, doch als der Vertrag dort nicht verlängert wurde und er einige Tage im VDV-Camp für arbeitslose Fußballer war, orientierte er sich in eine andere Richtung.
Vom Fußballplatz an den Schreibtisch
Vom SV Elversberg kam das Angebot für den Posten des Sportdirektors – und Benschneider sagte zu. Plötzlich ersetzte der Schreibtisch den grünen Rasen, das Handy die Stollenschuhe. „Vielleicht drei, vier Jahre früher als gedacht, aber als Spieler habe ich nicht die Möglichkeiten bekommen, auf die ich gehofft hatte. Und außerdem hatte ich öfters noch Schmerzen im Knie.“
Der Wechsel ist Benschneider aber gelungen. In Erding werkelt er in der Theorie am Zertifikat zum Sportmanager, in Elversberg bastelt er in der Praxis an der Zukunft. „Vielen gilt Elversberg noch als graue Maus, weil die Tradition des 1. FC Saarbrücken, FC Homburg und Borussia Neunkirchen fehlt“, weiß der Sportdirektor. Aber Elversberg war nie eine arme, graue Maus. Langsam setzt ein Umdenken ein, neue Ideen sind gefragt, Platz 16 in dieser Saison ist ein Ergebnis weit unter den Erwartungen. „Von satten Spielern, die nur noch Geld verdienen möchten, haben wir die Nase voll“, betonte Präsident Dominik Holzer im Winter gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“.
Benschneider kämpft für ein frisches Image. „Attraktiver Fußball mit jungen, hungrigen Spielern und einigen erfahrenen Kräften an ihrer Seite“, das ist das Ziel, das der ehemalige Trierer vor Augen hat. „Wir müssen davon wegkommen, ausrangierte Altmeister zu holen.“ Erste Schritte wurden bereits eingeleitet, einige Verträge im Winter aufgelöst. Dafür kehrte mit Alfonso Marte (19) ein Eigengewächs von Bayer Leverkusen ins Saarland zurück, der luxemburgische Sturm-Riese und Nationalspieler Maurice Deville (19) steht vor dem Durchbruch in der Regionalliga. Doch bis der Umbruch vollendet ist und wirkt, das weiß Benschneider, muss er sich bis zum Sommer gedulden. Das erfuhr er auch beim jüngsten 0:4-Debakel gegen Rot-Weiss Essen. „Wir durchleben einen Prozess, der andauern wird.“
+++++Eintracht in Kürze+++++
Planungen für die neue Saison laufen – Bei Eintracht Trier laufen bereits die Kaderplanungen für den Sommer. 5vier hat bei dem Thema nachgefragt. Einen Bericht gibt es hier.
SCT setzt Bus nach Elversberg ein – Der Supporters Club Trier setzt wieder einen Fanbus zum Regionalligaspiel beim SV Elversberg am Samstag ein. Abfahrt ist um 12 Uhr an der Geschäftsstelle hinter dem Stadion. Der Preis liegt bei elf Euro. SCT-Mitglieder zahlen neun Euro. Anmelden könnt ihr euch unter [email protected] oder unter 0176/73301385.
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