„Meine Mannschaft hat heute sensationell gespielt“, lobte Spielertrainer Dino Toppmöller, der verletzungsbedingt ausschließlich von der Bank aus dirigierte, bei der Pressekonferenz im Clubheim. Sein Team hatte zuvor in einem intensiven Heimspiel den SV Röchling Völklingen hochverdient mit 4:2 (3:1) niedergerungen und einen enorm wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar eingetütet: Früh in Front gegangen und mit einem Blitz-Doppelschlag kurz vor dem Seitenwechsel endgültig auf die Siegerstraße eingebogen, fuhr der SV Mehring mit einem spielerischen Glanzlicht zum 4:1 eine Viertelstunde vor Schluss durchs Ziel. Die Gäste von Ex-Eintracht Trier-Coach Werner Weiß konnten den Dreier zu keiner Zeit ernstzunehmend in Gefahr bringen. Überschattet wurde der Sonntagnachmittag jedoch von der schweren Gesichtsverletzung bei Mehrings Innenverteidiger Isaac Ageman.
Tief und kompakt stehend, den Gästen weitgehend das Feld überlassend und nach Ballgewinn blitzschnell zum Spiel in die Spitze übergehend. Dieses Konzept erwies sich als gewinnbringender Schachzug und verhalf dem SV Mehring dazu, die Partie über große Teile hinweg vom eigenen Tor fern zu halten.
Sicher spielte diesem Vorgehen auch in die Karten, dass der Ball bereits nach zehn Minuten das erste Mal im Völklinger Netz untergebracht wurde. Mario Kön erzielte trotz Bedrängnis mit einem wuchtigen Schuss vom rechten Strafraumeck das erleichternde 1:0.
Mehring steht hinten sehr sicher, lässt keine Chancen zu
Mit der Führung im Rücken entwickelte sich das Spiel aus Gastgebersicht in eine positive Richtung. Die Saarländer hatten zwar mehr Ballbesitz, doch Mehring gewährte deren technisch versierten Akteuren sich nur dort an ihren Ballstafetten zu ergötzen, wo es ungefährlich war. Brenzlige Situationen wurden komplett vermieden, auch weil Liga-Top-Torjäger Sammer Mozain (22 Saisontreffer) im Sturmzentrum abgemeldet war.
Immer wieder suchten Mehrings Mittelfeldspieler um den bärenstark dirigierenden und organisierenden Sebastian Ting nach Ballgewinnen das schnelle Anspiel in die Spitze auf die wieselflinken Achmed Boussi und Simon Monzel. Den ersten Nadelstich setzte man so in der 22.Minute, als Boussi seinen Heber über den Schlussmann jedoch auch für dessen Gehäuse zu hoch ansetzte.
Nach einer guten halben Stunde dann ein Schock für die Spieler und 331 Zuschauer auf der Lay: Bei einem unglücklichen Zusammenprall mit einem Gegenspieler und dem eigenen Torwart Philipp Basquit zog sich SVM-Abwehrmann Isaac Ageman eine schwere Gesichtsverletzung (Verdacht auf Jochbeinbruch) zu. Für den Abtransport musste ein Hubschrauber angefordert werden.
Doppelpack von Weinberg binnen weniger Sekunden
Bis dieser auf dem Kunstrasenplatz eintraf, schlug aber noch die große Stunde des Andre Weinberg, der mit einem Blitz-Doppelschlag für eine Art Vorentscheidung sorgte. Dabei profitierte die Toppmöller-Elf von unkonzentriertem und naivem Abwehrverhalten der Völklinger. Zweimal binnen kürzester Zeit spielten sie auf Abseits, zweimal lagen sie daneben und mussten mit den Konsequenzen leben. Zunächst sah Ting mit wunderschönem Anspiel in die Schnittstelle der Abwehr den Laufweg Boussis, der vor dem Tor die Übersicht behielt und Weinberg das lockere Einschieben zum 2:0 ermöglichte (44.).
Als der Jubel im weiten Rund noch nicht ganz abgeklungen war und der Hubschrauber bereits am Horizont erschien, foppte wiederum ein Steilpass die hilfesuchend zum Linienrichter blickende Gäste-Abwehrreihe und Weinbergs Abschluss über den weit herausgestürzten Schlussmann hoppelte langsam aber sicher über die Torlinie.
Nach einer etwa 15-minütigen Unterbrechung für den Abtransport Agemans wurde die Partie mit der Nachspielzeit der ersten Hälfte fortgesetzt. Als Völklingen kurz vor deren Ende einen Eckball kurz ausführte, zeigten sich die Mehringer einen Moment lang unaufmerksam und der ungestörte Sebastian Böhm packte aus 20 Metern halblinker Position einen fulminanten und platzierten Schuss ins lange Eck aus, der über den nicht ganz glücklich aussehenden Torhüter Basquit hinweg sehenswert einschlug.
Quirliger Boussi vergibt mehrfach die Vorentscheidung
Nachdem die Seiten dann gewechselt wurden, war beim SVM allerdings nichts von Verunsicherung zu spüren. Im Gegenteil, sie konnten nun weitaus häufiger aus ihrer massierten Defensivarbeit heraus gefährliche, teils überfallartige Angriffe produzieren. Immer wieder war es Achmed Boussi, der die gegnerische Defensive vor Probleme stellte und von ihr nie in den Griff zu kriegen war. Im Abschluss scheiterte der quirlige Angreifer allerdings am Außennetz (52.), an Gäste-Torhüter Buhl (63.) oder nach gefühlvoller Heber-Vorarbeit des Sekunden zuvor eingewechselten Erwin Bradasch an der Latte (68.).
Bis zur 73. Minute musste das Mehringer Publikum daher warten, bis alle Zweifel über den Sieger dieser Partie endgültig beseitigt waren. Völlig verdient fiel dann das alles entscheidende 4:1, durch dessen Vorarbeit die Wartenden mehr als entschädigt wurden. Bradasch schickte den nimmermüden Andre Weinberg über rechts auf die Reise, jener spielte den Ball scharf zwischen Fünfer und Elfmeterpunkt zu Kapitän Sebastian Ting, der nicht etwa unüberlegt abzog, sondern einen letzten Schnörkel einbaute, indem er den Ball instinktiv hinter dem Standbein und an seinem Gegenspieler vorbei zu Simon Monzel weiterleitete. Der Offensivmann hatte völlig freistehend letztlich keine Mühe, zu vollenden.
In der Schlussviertelstunde konnte Stürmer Christopher Wendel für die Hüttenstädter zwar noch einmal verkürzen (81.), den Erfolg der Gastgeber konnten sie aber nicht mehr gefährden.
Auf der anderen Seite hätte angesichts weiterer Chancen durch Bradasch (Freistoß, 86.) und Monzel (90.) sogar erneut der Drei-Tore-Abstand hergestellt werden können.
Toppmöller: „Kompliment ans Team“
Nichtsdestotrotz war Dino Toppmöller begeistert von der Leistung seiner Truppe: „Ich bin noch ein bisschen aufgewühlt, aber ich will meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen: Die Jungs haben heute sensationell gespielt. Unsere Leidenschaft ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort. Die habe ich im Vorfeld der Partie angesprochen, und die hat uns zum Sieg getragen“, sprach er sichtlich stolz ins Mikrofon und ist „guter Dinge, dass wir den Klassenerhalt schaffen können.“
Sein Gegenüber Werner Weiß war dagegen maßlos enttäuscht: “ Wir haben heute jeglichen Einsatz vermissen lassen. Wir haben versucht Fußball zu spielen, aber es ist uns nie wirklich effektiv gelungen. Mehring hat gekämpft, uns den Schneid abgekauft und verdient gewonnen“, outete sich der Trainer mit Eintracht-Vergangenheit aber auch als fairer Verlierer.
Mehring klettert nach dem Sieg vorübergehend vorbei an der TSG Pfeddersheim auf Platz 15, die allerdings noch das am Samstag abgesagte Spiel gegen Wirges in der Hinterhand hat. Um sich in den fünf verbleibenden Partien nicht von der Konkurrenz abhängig zu machen, haben die Mehringer nächste Woche beim Vorletzten Halberg-Brebach die Chance, nachzulegen.
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Statistik
SV Mehring – SV Röchling Völklingen 4:2 (3:1)
SV Mehring: Basquit – Diederich, Kohl, Ageman (35.Lorenz), Eifel – Weinberg (74.Müller), Kön, Ting (C), Kohlei (67. Bradasch) – Boussi, Monzel.
SV Röchling Völklingen: Buhl – Anton (60. Theobald), Vituzzi, Benghebrid, S. Boehm – T. Böhm, Mourchid – Florsch (65.Müller), Meli, Wendel – Mozain (C).
Tore: 1:0 Kön (10.), 2:0 Weinberg (44.), 3:0 Weinberg (45.), 3:1 S. Boehm (45.+3), 4:1 Monzel (73.), 4:2 Wendel (81.).
SR: Philipp Schmitt (Rockenhausen).
Zuschauer: 331.
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