Am Montag richtet sich eine Tagung zum Thema „Green IT“ speziell an Unternehmen und Verwaltungen. Thomas Weinand (Projektleiter des EEN „Europaweiter Technologietransfer“), Matthias Fuchs (Projektleiter der Landesinitiative CoNNect- und des MITT-Netzwerks) und Achim Hill (Geschäftsführer Energieagentur Region Trier GmbH) erläutern im virtuellen Gespräch per E-Mail, was die Gäste erwartet.
5vier: Green IT – Worum geht es bei diesem Begriff, was kann man sich darunter vorstellen?
Hill: Der Begriff Green IT steht für ein intelligentes Konzept, um durch Informationstechnik Energie und Ressourcen effizienter zu nutzen. Green IT umfasst die intelligente Nutzung energieeffizienter Hardware – vom Computer und Peripheriegeräten bis hin zu Serverräumen und Rechenzentren. Durch eine umfassende Green-IT-Strategie, die eine ressourcenoptimierte Ausgestaltung vom einzelnen Arbeitsplatz bis zum Rechenzentrum eines Unternehmens bzw. einer öffentlichen Körperschaft beinhaltet, können bis zu 70 % der Stromkosten für Informationstechnik einspart werden.
Fuchs: Green IT beschränkt sich aber nicht nur auf das IT-Equipment, sondern ist ein ganzheitliches Konzept. Es geht um Erwerb, Pflege und richtige Entsorgung.
5vier: Am 15. November laden Sie zu einer Veranstaltung, in der es um energieeffiziente EDV in Unternehmen und Verwaltung gehen wird. Was erwartet die Gäste auf dieser Veranstaltung?
Fuchs: Es wird verschiedene Informationsvorträge zu den Themen „Energieeffiziente EDV – Potentiale und Chancen“ sowie „Fördermöglichkeiten beim Einsatz der energieeffizienten EDV“ geben. Neben der Beratung werden wir Best-Practice-Beispiele von Unternehmen aus der Region Trier vorstellen.
Weinand: Ich werde unter dem generellen Aspekt „Fördermöglichkeiten“ beispielsweise auf nutzerfreundliche Datenbanken wie die „Office-TopTen“-Informationsplattform für energieeffiziente Bürogeräte und weitere kostenfreie Informationsquellen hinweisen. Zudem werde ich ein Programm zur finanziellen Unterstützung bei der Einführung spezieller EDV und Informationstechnik vorstellen. IT-Vorhaben zur Steigerung der Energieeffizienz können mit zinsgünstigen Krediten gefördert werden.
Hill: Der Teilnehmer wird also über die ganze Bandbreite der Thematik informiert und kann so Anhaltspunkte für die Umsetzung im eigenen Unternehmen bzw. in der Verwaltung gewinnen.
5vier: EDV-Unternehmen werben zunehmend damit, dass ihre Produkte umweltgerecht seien. Wie sind die Trierer Unternehmen und Institutionen Ihrer Einschätzung nach beim Thema Green IT aufgestellt?
Fuchs: Die Unternehmen in der Region Trier stehen der Einführung innovativer Technologien grundsätzlich sehr offen gegenüber, allerdings herrscht oftmals noch eine verbreitete Unkenntnis über das Themenfeld „Green IT“ vor. Dabei liegt das Thema im ureigenen Interesse des Unternehmens, denn Green IT ermöglicht unter anderem eine effiziente Kostensenkung und nachhaltige Energieeinsparung.
5vier: Kommen wir einmal auf den einzelnen Verbraucher zu sprechen. Es ist gar nicht so einfach abzuschätzen, ob der eigene Rechner energiesparend ist oder nicht – noch komplizierter wird es dann, wenn es darum geht, ob umweltschädigende Stoffe verarbeitet wurden. Gibt es Richtlinien oder Gütesiegel, auf die man bei der Neuanschaffung von Geräten achten sollte?
Hill: Im EDV-Bereich sind im Wesentlichen zwei konkurrierende Label bekannt, der Energy-Star und das Label der Gemeinschaft Energielabel Deutschland (GED) als Teil der europäischen Group for Efficient Appliances, der acht europäische Länder angehören. Im Vergleich erfüllen Geräte mit dem GED-Label schärfere Grenzwerte als die mit dem Energy-Star ausgezeichneten. Sie verbrauchen somit weniger Energie, wie man in einem Ratgeber der Stadt Hamburg nachlesen kann.
Bei Bildschirmen gibt es das TCO’03-Zertifikat, das sich mehr auf die Minimierung von Schadstoffen in den verwendeten Materialien bezieht. Bildschirme, die mit diesem Gütesiegel zertifiziert werden, müssen eine Energiesparfunktion haben, der Hersteller muss über Recyclingmöglichkeiten Auskunft geben, Bildqualität und ergonomische Eigenschaften werden überprüft.
5vier: Wenn in meinem Unternehmen oder meinem Haushalt gerade keine Neuanschaffungen anstehen: Welche anderen Schritte kann ich unternehmen?
Hill: In einem ersten Schritt können die Energiesparfunktionen des Computers mittels der Einstellungen des Betriebssystems genutzt werden: z.B. das Aktivieren des automatischen Aus- und Anschalten von Monitor und Drucker. „Stand-by“-Schaltungen sollten allerdings vermieden werden, also Monitore oder andere Hardware wie Scanner, Soundsysteme und Drucker komplett ausschalten, wenn sie nicht benutzt werden. Sinnvoll ist es eine schaltbare Steckdosenleiste zu benutzen, da das Netzteil des PCs selbst im ausgeschalteten Zustand immer noch Strom verbraucht.
Fuchs: Aus unternehmerischer Sicht sollte die Klimatisierung von Server-Räumen unbedingt richtig geplant werden – hier sollten Kühlkapazität und Abwärmenutzung eingerechnet werden. Zusätzliche Maßnahmen wären die Verlängerung der Akku-Lebenszeit und eine Nutzung der Sonnenenergie. Steckdosenmessgeräte können dabei helfen, den Energiebedarf von Geräten abzuschätzen.
5vier: Irgendwann hat jedes Gerät einmal ausgedient: Worauf sollte ich bei der Entsorgung achten?
Fuchs: Schon beim Erwerb sollte man darauf achten, aus welchen Materialien das Gerät hergestellt ist. Viele Rohstoffe können beim Zerlegen wiederverwendet werden – deshalb ist es wichtig, Altgeräte entsprechend zu entsorgen.
5vier: Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Am Montag, 15. November, findet die kostenfreie Tagung zum Thema „Green IT – Energieeffiziente EDV in Unternehmen und Verwaltung“ im Tagungszentrum der IHK Trier statt. Die Veranstaltung, die gemeinsam von der IHK Trier, dem Mittelstandsnetzwerk coNNect, dem enterprise europe network und der Energieagentur Region Trier organisiert wird, wendet sich gezielt an Unternehmen und kommunale Verwaltungen. Den IT-Verantwortlichen das Einsparpotenzial von Kosten und Energie durch den Einsatz energieeffizienter EDV näherzubringen und Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung bei Beschaffung und Betrieb aufzuzeigen ist das Ziel dieser Tagung. Anmeldungen werden bis zum 10. November angenommen, der Info-Flyer im PDF-Format erklärt die Details zur Anmeldung und nennt die einzelnen Programmpunkte.
Frank meint
Vielen Dank für den Artikel, der fast zehn Jahre später immer noch aktuell ist. Green IT umfasst verschiedene Aspekte der Lebenszyklen der IKT. IT-Verantwortliche sollten den Einfluss von Staub und Baustaub auf die Energieffeizienz nicht unterschätzen. Im verschmutzten Serverraum können die Geräte sehr schnell überhitzen und müssen umso stärker gekühlt werden.
Techniker meint
Die Inhaltsstoffe der Bauteile werden hier leider nur kurz angesprochen. Die Kabelummantellungen vieler Bauteile erhalten gefährliche Weichmacher. Ungefährliche Produkte sind allerdings teurer.
Uwe meint
Outsourcing, Software as a Service (SaaS) und Mobilität sind die drei wichtigsten Green IT-Trends des Jahres. Auf den Plätzen folgen Serviceorientierte Architekturen (SOA) als Basis für die Verbesserung betrieblicher Abläufe, Sicherheit und Web-2.0. “Die IT-Anbieter reagieren auf die Anforderungen ihrer Kunden in der wirtschaftlichen Krise.