Man hat zu viele Kleider im Schrank und keine Zeit, auf Flohmärkte zu fahren oder alles zu fotografieren und ins Internet zu stellen. Das Problem kennen vermutlich die Meisten. Abhilfe schaffte letzten Freitag eine Kleidertauschparty im Jugendzentrum Mergener Hof. Sie war die Erste ihrer Art dort, aber hoffentlich nicht die Letzte.
Die Regeln der Kleidertauschparty sind ganz einfach. Die Teilnahme ist kostenlos und jeder kann mitmachen. Vorne am Eingang gibt man die Sachen ab, die man nicht mehr braucht und loswerden möchte. Dazu sollten sie lediglich gewaschen und in einem guten Zustand sein. Man kann aber auch teilnehmen, wenn man nichts mitgebracht hat und sich aus den Sachen, die andere abgegeben haben so viel aussuchen, wie man möchte. „Wir haben wahnsinnig viele Sachen, also nehmt alle viel mit!“, sagt Initiatorin Katharina, als sie das Event eröffnet.
Nachhaltige Alternative
„Auf Flohmärkten und bei Kleiderkreisel kann man seine Sachen zwar auch loswerden, aber das ist aufwendig und kompliziert.“, erklärt sie, „Wir wollten eine einfachere Möglichkeit finden.“ Es ist die erste große Aktion dieser Art im Mergener Hof, die sie mit FÖJ Kollegin Esther organisiert hat. Natürlich spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke dabei eine große Rolle. Statt immer neue Sachen nachzukaufen und alte einfach wegzuwerfen, kann man so die Umwelt schonen und dabei auch noch Geld sparen. Die Kleidung, die anschließend übrig bleibt, wird der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) gespendet. „Oft haben diese Menschen nicht viel, wenn sie hier ankommen.“, sagt Esther.
Es gibt aber nicht nur die Möglichkeit, Kleider zu tauschen. In einem Nebenraum kann man sich auch von einer Näherin, die ehrenamtlich mithilft, Kleider ausbessern und wieder flott machen lassen. Außerdem gibt es ein Mitbringbuffet, das für jeden kostenlos ist und für alle Geschmäcker etwas bietet. Sogar vegane Häppchen sind dabei. Anschließend findet eine Party mit Live-Musik statt.
Esthers Hoffnung, dass die Aktion ein Erfolg wird, bestätigt sich. Schon nach einer halben Stunde ist der Raum voll und Menschen stehen Schlange, um noch mehr Sachen abzugeben. Für jedes mitgenommene Kleidungsstück kommt ein ganzer Stapel neuer Sachen dazu.
Besonders beliebt ist der Tisch mit den Damenoberteilen, dort gibt es fast kein Durchkommen mehr. Die Besucher kommen aus allen Altersgruppen und für alle Größen sind Stücke zu finden.
Besser als neu
„Tauschen ist besser, als immer neue Sachen zu kaufen. Man kann mit seinen abgegebenen Sachen nicht nur andere glücklich machen, sondern auch ungewöhnliche Teile finden, die nicht jeder hat“, erzählt Besucherin Josephine. Sie ist mir ihrer Schwester Juliette gekommen, die beiden haben über Facebook von der Kleidertauschparty erfahren und sich dann näher informiert. „Auf dem Flohmarkt zu verkaufen ist umständlich und bei Altkleiderboxen weiß man nie so genau, wo die Sachen im Endeffekt landen.“ Außerdem müsse man so nicht große Konzerne unterstützen, die unter schlechten Bedingungen produzieren lassen. Den Beiden ging es zwar primär darum, ihre eigenen Sachen abzugeben, aber später haben sie doch noch etwas für sich gefunden. Josephine hat einen luftigen Sommerrock, der noch fast neu wirkt und einige andere Sachen entdeckt.
Voller Erfolg
Esther und Katharina sind im Dauerstress. Mit so großem Zulauf hatten sie nicht gerechnet. „Wir wissen gar nicht mehr wohin mit den Sachen.“ Mit Sicherheit werden sie viele Kleidungsstücke an die AfA spenden können. „Das ist super, aber es wird sicher aufwendig, all die Sachen wegzutransportieren.“ Das Freiwillige Ökologische Jahr der beiden endet im August, also wissen sie noch nicht, ob es so eine Aktion noch einmal geben wird. Sie hoffen aber, dass ihre Nachfolger das Ganze vielleicht fortsetzen und zu einer regelmäßigen Veranstaltung machen werden. Die Resonanz ist auf jeden Fall gut, die Teilnehmer sind begeistert. „Schreiben Sie darüber, damit es das bald wieder gibt!“, sagt eine Frau beim Rausgehen.
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