In einer nicht immer schön anzusehenden Partie besiegt die TBB Trier die WALTER Tigers Tübingen mit 68:63. Henrik Rödls Team dreht im vierten Viertel einen 43:53 Rückstand in eine 60:53-Führung. Matchwinner: Kapitän Dragan Dojcin, der mit Gesichtsmaske spielt, blockt Sekunden vor dem Ende Chris Oliver und trifft zum Endstand.
Es war von Anfang an die heiß umkämpfte Partie, die die Ausgangssituation vorgab: Beide Teams hatten die Heimpremiere verpatzt, die TBB am vergangenen Sonntag sogar eine heftige Klatsche kassiert. Dazu kamen Verletzungssorgen: TBB-Kapitän Dragan Dojcin muss wegen einer im letzten Heimspiel erlittenen Gesichtsfraktur eine Maske tragen, lässt sich aber das Spielen nicht verbieten – eine Entscheidung, die, wie sich zeigen sollte, goldrichtig war.
Entsprechend nervös war die Anfangsphase, aus der Trier aber mit dem besseren Ende für sich herauskam. Offensiv kann die TBB sich mit Punkten von Philip Zwiener, Maik Zirbes und einem Dreier von Dru Joyce auf 14:6 absetzen; eine starke Trierer Defensive verunsichert die Tiger aus Tübingen, das erste Viertel endet 19:11. Auf Seiten der Gäste wirkt lediglich Neuzugang Chris Oliver unbeeindruckt.
Das sollte sich ändern: Trier lässt offensiv viele Möglichkeiten unter dem gegnerischen Korb liegen; dennoch geht heute viel mehr als noch am vergangenen Sonntag. Die TBB wirkt deutlich selbstbewußter. Kurz vor der Halbzeit führt Trier mit 29:23 nach einem schönen Tip-In von George Evans; zwei Dreier von Tübingens Radovan Markovic und Johannes Herber bedeuten aber den Ausgleich zur Pause – Trier mit einem Durchhänger in den letzten Minuten des zweiten Viertels.
Die Schwächephase in der Offensive hielt zunächst auch im dritten Abschnitt an, Tübingen hatte jetzt defensiv das ein oder andere Mittel gefunden. Die Gäste waren nach einem Dreier von Dane Watts zum 29:34 auf gutem Weg davon zu ziehen, der bissige Oskar Faßler kann den Lauf kurz bremsen (35:36) und kurz darauf noch einmal mit zwei Freiwürfen aus vier Versuchen zum 40:40 ausgleichen. Dennoch bleibt Tübingen vorne, trifft wichtige Dreier. Henrik Rödl ließ den bis dahin couragiert aufspielenden Maik Zirbes aufgrund seiner drei Fouls recht lange auf der Bank sitzen. Das Viertel endet 43:51, Trier konnte trotz durchwachsener Freiwurfquote den Anschluss hauptsächlich von der Linie halten.
Das vierte Viertel sah dann eine Trierer Mannschaft, die wie ausgewechselt schien: Die Tübinger Punkte zur zweistelligen Führung von 43:53 (Anatoly Kashirov) sollten für lange Minuten die letzten bleiben – die Trierer Verteidigung gestattete den Gästen nichts mehr. In der Offensive zahlte sich diese kämpferische Einstellung jetzt ebenso aus: Dru Joyce trifft den Dreier zum 50:53, George Evans wird im Fastbreak von Joyce mustergültig zum 52:53 bedient und blockt direkt danach Tübingens Chris Oliver an der Dreierlinie. Barry Stewart, der über weite Strecken vor allem in der Defensive gegen Branislav Ratkovica glänzte machte jetzt die wichtigen Punkte zum 58:53. Die 2578 Zuschauer wurden Zeuge eines 15:0-Laufes und verwandelten die Arena in einen Hexenkessel.
Tübingen kam noch einmal auf: Dragan Marcovic bringt die Tiger noch einmal auf 64:61 heran. Aber Trier schwimmt ganz cool auf der Euphoriewelle und leistet sich keine Fehler Der mittlerweile wieder eingewechselte Maik Zirbes setzt sich stark gegen Anatoly Kashirov durch: 66:61. Als 68 Sekunden vor dem Ende Dru Joyce mit einem Schrittfehler den Ball verliert, war die Spannung in der Arena körperlich spürbar. Doch die Trierer Defense steht, Tübingen kann nicht mehr punkten.
Und dann kam der spielentscheidende Moment: Dragan Dojcin, er spielte nach einer Gesichtsfraktur aus dem ersten Heimspiel mit Gesichtsmaske, blockt Chris Oliver unter dem eigenen Korb und schließt 9 Sekunden später nach Assist von Philip Zwiener mit einem wunderschönen Korbleger von links zum 68:63 ab – der erste Trierer Heimsieg, er ist nach hartem Kampf perfekt.
Igor Perovic, Headcoach WALTER Tigers Tübingen: „Vor allem im vierten Viertel hat uns die Trierer Defense richtige Probleme bereitet. Auch im Rebounding waren sie uns überlegen, hier müssen wir uns stark verbessern. Auch mit einer kleineren Aufstellung war ihnen nicht beizukommen, sie haben vor allem am Ende die Nerven behalten. Meinen Glückwunsch.“
Henrik Rödl, Headcoach der TBB Trier: „Tübingen hat sich als der unangenehme Gegner erwiesen, den wir erwartet haben; dieses Team wird noch vielen Probleme bereiten. Unsere aggressive Defense hat uns heute auch in der Offense gute Optionen ermöglicht, das hat sich vor allem im vierten Viertel gezeigt. Es ist immer schwer, einzelne Spieler herauszuheben, aber Dragan Dojcin, der trotz seiner Gesichtsverletzung spielte, hat uns im letzten Viertel die Ruhe und Stabilität gegeben, die nötig waren, um das Spiel zu drehen. Und ich bin sehr stolz auf Maik Zirbes, der die lange taktische Pause auf der Bank gut weggesteckt hat, kurz vor Schluss zurück kam und enorm wichtige Punkte markiert hat.“
(red)
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