Aus Trier berichtet Florian Schlecht
Vor Wochen schien der Klassenerhalt der TBB Trier nur noch Formsache zu sein. Doch nach der fünften Pleite in Folge gegen die Frankfurt Skyliners droht der Truppe von Henrik Rödl am letzten Spieltag ein Endspiel gegen Göttingen.
Selbstzweifel, Nervosität und Ängste sind Eigenschaften, die bei der TBB Trier in den vergangenen Wochen kaum aufgetaucht sind. Der Klassenerhalt in der Basketball-Bundesliga schien nur noch Formwoche zu sein vor gar nicht allzu langer Zeit, als die Korbjäger sechs Heimsiege in Folge einfuhren und mit ihrem frechen Jugendkonzept die Fans bis zur letzten Sekunde begeisterten. Doch ganz schleichend ist die TBB plötzlich wieder bedrohlich nah an den Abgrund gerückt – und nun droht doch ein Endspiel um den Klassenerhalt am letzten Spieltag gegen Schlusslicht Göttingen. Die Gesichter drückten das ganze Rätselraten, die geballte Enttäuschung und Frustration nach der fünften Niederlage in Serie aus. Das 52:72 (31:39) gegen die Frankfurt Skyliners vor 2878 Zuschauern war nicht nur ein Debakel der ersten Güteklasse. Es war zugleich das dritte Heimspiel in Folge, in dem die TBB nach der Halbzeitpause förmlich einbrach und chancenlos unterging.
Ein Erfolg, dann wäre der Klassenerhalt auch unter Dach und Fach gewesen. Doch nun richten sich die Blicke nach unten, drei Mannschaften lauern hinter Trier mit nur einem einzigen Sieg Rückstand. Dort stehen die Phoenix Hagen unter dem ominösen Strich – und mit dem verlorenen direkten Vergleich gegen die TBB. Doch Hagen hat vom Papier das leichteste Restprogramm mit Auftritten bei bereits abgestiegenen Göttingern und danach daheim gegen Gießen, das ebenfalls um den Klassenerhalt kämpft und zuvor noch auf Bonn trifft. Ludwigsburg hingegen erwartet Würzburg und reist dann nach Oldenburg. Trier fährt erst zum Spitzenteam nach Ulm – und hat zum Abschluss möglicherweise ein Endspiel vor der Brust, mit dem viele Spieler nicht mehr gerechnet hatten.
Kein bundesligatauglicher Auftritt
Bedenklich ist aber in erster Linie, dass sich die Mannschaft gegen Frankfurt nicht bundesligatauglich präsentierte, obwohl den Skyliners sicher überragende Auftritte von Jermareo Davidson, Jimmy McKinney und Jacob Burtschi bescheinigt werden konnten. Das Trio traf aus allen Lagen. In Bedrängnis, ohne Bedrängnis, aus der Ferne und im Fallen. „Es hat schon einen Grund, dass solche Spieler in Frankfurt spielen und nicht in Trier“, meinte Rödl. „Wir können nicht zaubern. Einfach ist es nicht, solche Leute zu verteidigen.“
Dennoch wirkte der Trainer tief getroffen und traurig, als er die Pressekonferenz verließ und die Treppen in Richtung Arena langsam herauf schritt. Sein Team verschonte er nicht mit Kritik: „Die erste Halbzeit war in Ordnung, dann haben wir abgebaut und waren sehr schwach. Das gilt für die gesamte Mannschaft. Wir haben viele Würfe nicht getroffen, den Ball nicht wirklich gut laufen lassen. Das ist der Tiefpunkt in dieser Saison für mich.“
Kein Leistungsträger erreichte seine Leistungsgrenze, um als Einheit gemeinsam das gehobene Format zu erreichen, das die TBB vor Wochen zu umjubelten Triumphen gegen Bonn, Ludwigsburg, Bayern, Hagen, Oldenburg und Tübingen führte. Dru Joyce verstrickte sich in Einzelaktionen und verpasste es viel zu oft, seine Nebenleute clever einzusetzen. John Bynum pausierte wegen einer Knieverletzung, was die fehlende Tiefe des Kaders vor Augen führte. Maik Zirbes leistete sich ungewohnte Schwächen, verpasste in der Anfangsphase einfache Körbe, als der Ball für Rödl so oft „wie eine heiße Kartoffel“ wirkte, die „kein Spieler festhalten konnte“. Philip Zwiener traf nur ganze 25 Prozent seiner Versuche aus dem Feld – das war deutlich unter seinem Niveau. Nate Linhart fehlte die gewohnte Aggressivität im Spiel, wodurch Samy Picard einige Einsatzminuten sammeln und überzeugen konnte. Bezeichnenderweise gebührte dem Luxemburger das größte Lob des Trainers: „Samy hat sein Herz auf dem Feld gegeben. Der Rest ist leider außer Form geblieben.“
„Das war ein Scheißspiel“
Und das erneut nach einem forschen Start ins Spiel. Von 4:10 zog die TBB mit einem 11:0-Lauf auf 15:10 davon. Frankfurt tankte früh Fouls, Topscorer Jimmy McKinney nahm daher im ersten Viertel früh auf der Bank Platz. Trier verteidigte mit dem Rückenwind bissig und nutzte seine Chancen vorne. Auch aus der Distanz traf das Heimteam ungewohnt kühl, Picard und Dragan Dojcin drehten mit zwei Dreiern einen 19:24-Rückstand in ein 25:24. Es war aber die letzte Führung im Spiel. Die Skyliners entnervten die Defensive nun mit genialen Würfen. Die TBB verlor selber den Faden im Spielaufbau, die Hände zitterten bei den Abschlüssen, ganz langsam flossen die Hoffnungen auf einen Sieg dahin. 36:49, 42:62, 52:72. Das war die bittere Chronologie des Desasters. „Vielleicht sieht man bei dem ein oder anderen Spieler die Jugend in solchen Momenten, daraus können sie lernen“, meinte Rödl.
Zirbes rang mit den Worten. „Das war ein Scheißspiel. Keine Ahnung, warum es nicht besser gelaufen ist“, war der Center bitter enttäuscht. Der 22-Jährige weiß, was in den nächsten Wochen auf die TBB zukommt. Eine schwere Aufgabe, die auch ihm nicht schmeckt. „Wir sind uns der Situation bewusst, in der wir eigentlich gar nicht stecken wollen. Da müssen wir uns raus kämpfen.“
Statistik
Punkte für Trier: Joyce (11), Washington (9), Linhart (8), Zirbes (7), Dojcin, Zwiener (je 5), Seiferth (4), Picard (3).
Punkte für Frankfurt: Davidson (19), McKinney (18), Burtschi (14), Thompson (8), Robertson (7), Nolte, Ohlbrecht, Gibson (je 2).
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