Von Florian Schlecht
Das 73:48-Festival gegen Gießen bestätigte Henrik Rödl darin, was für ein spannendes Team sich unter seiner Regie entwickelt. Der Trainer der TBB Trier gibt sich nach wie vor zurückhaltend, was die Ziele angeht, auch wenn an der Mosel langsam Playoff-Träume reifen. Seiner Mannschaft traut er aber noch große Taten zu.
Wenn es ums Tanzen geht, lässt Henrik Rödl seinen Spielern den Vorzug. Der Trainer genießt Siege meistens ein paar Meter entfernt vom großen Rampenlicht, wenn er sich für ein paar Minuten hinsetzt und den Blick durch die Halle wandern lässt, während die Basketballer der TBB Trier zu den Hip-Hop-Klängen aus „Der Prinz von Bel Air“ feiern. Nach dem 73:48-Festival gegen Gießen wirkte Rödl besonders entspannt, es gab nur wenig Anlass zur Kritik. „Anfang der zweiten Halbzeit waren wir nicht gleich so bereit, wie ich es mir gewünscht habe“, antwortete er nach kurzer Bedenkpause auf die Frage, ob ihn an dem Tag auch etwas nicht gefallen habe. Ruhig lehnte er sich an eine Tür und setzte ein friedliches Lächeln auf. „Aber da haben wir uns schnell wieder raus gekämpft.“
Der Europameister von 1993 freute sich, wie elanvoll und verbissen seine Mannschaft die jüngsten Niederlagen aus den Köpfen verdrängen wollte. Besonders, weil auch dort Erfolge möglich waren. Die bittere Pille gegen Alba Berlin, als die Sensation in der Schlussphase fahrlässig aus der Hand gegeben wurde, scheint kaum Spuren hinterlassen zu haben. Ebenso wenig wie die knappe 66:72-Pleite bei Bayern München, bei der sich die Verantwortlichen schon insgeheim fragen durften, wie das Spiel wohl mit Leistungsträger Brian Harper gelaufen wäre, der krank fehlte.
„Ich bin froh, dass die Phase vorbei ist“, signalisierte Rödl so nach der deutlichen Antwort gegen Gießen Zufriedenheit darüber, dass seine Spieler die ersten Rückschläge im Bundesliga-Geschäft unbeschadet überstanden haben. Und wie. „Wir wollten einen Neuanfang machen nach den zwei Spielen, haben gleich fokussiert angefangen und uns schnell auf ein anderes Level gehievt.“
„Wir haben einen Haufen an Spielern, die Körbe machen“
Bis auf den kleinen Durchhänger nach der Pause fuhr der TBB-Express im höchsten Tempo durch die 40 Minuten, demonstrierte Einstellung und Fitness. Auch die Ausgeglichenheit bleibt ein wesentlicher Faktor. Alle zehn Akteure, die zum Einsatz kamen, trugen sich in die Punkteliste ein. „Es macht die Mannschaft aus, dass wir nicht berechenbar sind. Wir haben einen ganzen Haufen an Spielern, die Körbe machen können.“ Da war es zu verschmerzen, dass Rückkehrer Barry Stewart nicht an die 19 und 20 Zähler anknüpfen konnte, die er in der vergangenen Saison noch für Gießen gegen Trier erzielt hatte. „Er kann sich steigern. Barry ist einer der gefährlichsten Angreifer und besten Verteidiger der Liga“, sieht Rödl das Team noch nicht am Limit.
Zumal der Trainer nun eine neue Epoche der Saison einläutet. „Wir können jetzt schon mehr von den Spielern erwarten, wo sie die Bundesliga mittlerweile kennen“, weiß er nach den ersten Wochen, in denen sich die Mannschaft mit Titelfavoriten, Playoff-Kandidaten und Abstiegsanwärtern messen konnte. Das Lob des Trainers: „Die Chemie stimmt, um die nächste Stufe zu erreichen. Wir hatten viele Möglichkeiten zu Gesprächen, die sich die Spieler zu Herzen genommen haben. Sie sind aufnahmefähig, haben gleich mit hoher Energie gespielt und einen schönen Anfang in die Phase hingelegt.“
„Wir gucken nur von Spiel zu Spiel“
Besonders Bastian Doreth blüht immer mehr auf, der mehr als nur eine Ergänzung für den Aufbau ist. Der Spielmacher, der sein Spiel über Aggressivität und Biss definiert, verwandelte gleich drei Dreier. Einen gar aus zehn Metern. „Damit hat er den Schlusspunkt eigentlich vorweg genommen“, freute sich der Trainer über einen weiteren Leistungsschub. Bei einer anderen Frage bleibt Rödl aber seiner Linie treu. Denn genauso, wie er das Tanzen stets dem Team überlässt, formuliert Rödl die Ziele nicht neu. Auch wenn bei Fans langsam (und berechtigt) Playoff-Träume reifen – für ihn gilt nur der nächste Auftritt am Samstag bei Würzburg (20 Uhr). „Wir gucken nur von Spiel zu Spiel.“
+++TBB in Kürze+++
Vor den Bayern – Auf den Zustand wären in der Fußball-Bundesliga viele Fans neidisch: Nach dem Sieg gegen Gießen steht die TBB mit 10:6-Punkten auf Platz acht im Basketball-Oberhaus – und damit einen Rang vor dem FC Bayern.
Lösbare EM-Gruppe für Doreth, Zirbes und Co. – Bei der Gruppenauslosung zur Europameisterschaft 2013 in Slowenien (4. bis 22. September) hat die deutsche Basketball-Nationalmannschaft lösbare Aufgaben erwischt. Sie trifft in der Gruppe A auf Frankreich, die Ukraine, Großbritannien, Israel und Belgien. Mit Bastian Doreth, Andreas Seiferth und Mathis Mönninghoff machen sich drei Spieler der TBB Trier Hoffnungen auf eine Nominierung. Mit Maik Zirbes (Bamberg) und Philip Zwiener (Bremerhaven) spielen auch zwei Akteure für das DBB-Team, die im letzten Jahr noch das TBB-Dress trugen.
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