Von Florian Schlecht
Ein Gewinn im Geschäftsjahr 2011/12 von über 23.000 Euro und ein Zuschauerschnitt, der sich immer mehr dem Wunschwert annähert: Die TBB Trier hat in den letzten Jahren einen erstaunlichen Wandel vollzogen. Vorstand Sascha Beitzel blickt schon nach vorne, weil auch die Konkurrenz beständig wächst und die Anforderungen steigen. Das ehrgeizige Ziel: Mittelfristig will der Bundesligist dauerhaft um die Playoffs mitspielen, Leistungsträger sollen langfristig gebunden werden. Center Andreas Seiferth, dessen Vertrag ausläuft, sagt: „Ich kann mir eine Zukunft in Trier vorstellen.“
Wenn es um die Position der TBB Trier in der Basketball-Bundesliga geht, erinnert Sascha Beitzel gerne an die Comic-Klassiker von Asterix und Obelix. „Wir nehmen die Rolle der Gallier ein. Und es wird auch immer reizvoll sein, wenn es Underdogs gibt, die überraschen können.“ Doch Trier will die nächsten Schritte gehen – und muss das auch, weil der deutsche Basketball im rasanten Wachstum begriffen ist. BBL-Geschäftsführer Jan Pommer hat unlängst das ehrgeizige Ziel formuliert, bis 2020 die attraktivste europäische Liga stellen zu wollen. Mit dem FC Bayern hat sich von Null auf Hundert ein Schwergewicht in der Spitzengruppe etabliert, das bereits kräftig am Sockel von Abo-Meister Bamberg rüttelt. In Hamburg bahnt sich ebenfalls ein Großprojekt an. Dort mobilisiert der ehemalige Nationalspieler Pascal Roller alle Kräfte, um erstklassigen Basketball in der Hansestadt zu präsentieren – im Eishockey und Handball wurden ähnliche Pläne mit Erfolg in die Tat umgesetzt. „Wir müssen uns mit doppelter Geschwindigkeit bewegen“, weiß Beitzel. „Die anderen Klubs schlafen nicht – und wir haben aus der Vergangenheit noch einiges aufzuholen.“
Was das betrifft, sind die Gallier aus Trier zuletzt immer schlagkräftiger geworden. Das Geschäftsjahr 2011/12 wurde mit einem Gewinn von 23.742 Euro abgeschlossen (5vier berichtete). Noch vor Gründung der Treveri Basketball AG gab es jährliche Verluste, die sich im hohen sechsstelligen Rahmen bewegten. „Das ist eine schöne Geschichte. Wir haben ein realistisches Budget aufgestellt, die vorgenommenen Einnahmen erzielt und leisten gute Arbeit im Vertrieb“, sagt Beitzel über gelungene Bodenständigkeit. Dazu trägt nach Angaben des Vorstandes die gegründete Agentur Pyramid Sports Marketing SE bei, unter deren Dach die Vermarktung des Vereins läuft und die nach einem Jahr wichtige Erfahrungswerte gesammelt hat. Der Schuldenstand, so erläuterte Beitzel dies in einem ausführlichen Interview mit basketball-stream.de (ab 01:18:00 im Podcast), liegt derzeit bei knapp unter 50.000 Euro. Zugleich gibt es höhere Liga-Standards, die die TBB erfüllen muss. Für die Einführung von LED-Banden in den nächsten Spielzeiten müssen die Basketballer die Kosten von „140.000 bis 220.000 Euro“ veranschlagen.
Die Zuschauerzahlen in der Arena nähern sich bereits rasant der Zielmarke von 4.500 Besuchern pro Spiel an, die für die Saison 2015/16 als Ziel ausgegeben wurden. Bei 4.100 liegt der Schnitt in dieser Spielzeit, das sind 14 Prozent Wachstum – ein Wert, der mit den kommenden Heimspielen gegen Bonn und den FC Bayern sicher weiter steigen wird. „Wir haben den Sponsoren attraktive Kartenkontingente geboten und bieten erstklassigen Basketball, den die Region annimmt“, erklärt Beitzel den sprunghaften Anstieg.
Seiferth: „Ich kann mir eine Zukunft in Trier vorstellen“
Andreas Seiferth sieht Entwicklungspotenzial in Trier – hat aber auch andere Offerten. Foto: ThewaltIm sportlichen Bereich hat die TBB mit Trainer Henrik Rödl eine Identität mit dem „Trierer Weg“ erworben, der weitere Früchte tragen soll. Auch wenn der Blick in der Tabelle derzeit genauso den Abstiegsrängen wie den Playoff-Plätzen zu gelten hat – im Dunstkreis der besten Mannschaften zu stehen und den Einzug ins Pokal-Viertelfinale geschafft zu haben, hat Appetit auf mehr gemacht. So will die TBB zum ambitionierten Mittelstand der Liga aufschließen. Leistungsträger sollen – so wie der Trainer, der bis 2016 unterschrieben hat – daher möglichst langfristig an Trier gebunden werden. Das ist der Wunsch von Beitzel.
Die Spieler, mit denen derzeit Vertragsverhandlungen laufen, sind nicht abgeneigt. „Ich kann mir eine Zukunft in Trier vorstellen“, sagt so Andreas Seiferth, der jedoch auch andere Angebote aus der Bundesliga hat und bis April eine Entscheidung erwartet. „Die TBB ist auf einem guten Weg“, betont der 2,09-Meter-Center. „Der Fanstamm ist größer geworden. Ich sehe hier das Entwicklungspotenzial, mittelfristig dauerhaft um die Playoffs mitzuspielen.“ Beitzel bestätigt den Anspruch auf Kontinuität im eigenen Team: „Das Ziel muss es sein, dass Spieler zu uns kommen und bei uns bleiben.“
Zuvor gilt es für die TBB Trier aber, alle Energien zu bündeln, um in der immer unberechenbareren Liga nicht noch in Abstiegsgefahr zu geraten. Auch bei Seiferth richtet sich der Blick so nach vorne auf das Heimspiel gegen Bonn (Samstag, 20 Uhr). „Wir haben bis auf Bayreuth in der Rückrunde gegen dieselben Teams gewonnen und verloren wie in der Hinrunde. Wir stecken nicht in einer Krise. Die Moral stimmt, keiner hat die Saison abgeschrieben.“ Um in die Erfolgsspur zurückfinden, soll wieder das gallische Comic-Prinzip beherzigt werden – schon im Derby. „Wir müssen die anderen Teams wieder ärgern. Ich bin mir sicher, dass wir gegen Bonn mit einem Sieg rausgehen.“
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