Von Stephen Weber
Auch wenn Dragan Dojcin derzeit nicht im Kader steht: Der lange verletzte Kapitän der TBB Trier wirkt als Unterstützung und Motivator für seine Mannschaft immer mit. Auch im Bundesliga-Heimspiel gegen Bayreuth (Sonntag, 17 Uhr).
Zwei Monate, was sind denn schon zwei Monate? Zwei Monate sind lediglich ein Sechstel des Kalenderjahres, knapp ein halbes Wintersemester oder ein ausgedehntes Schülerpraktikum. Doch im Sport können zwei Monate eine kleine Ewigkeit sein. Diese Erfahrung spürte zuletzt TBB-Kapitän Dragan Dojcin am eigenen Leib. Der 36-Jährige Power Forward fiel zu Saisonbeginn aufgrund schmerzhafter Achillessehnenprobleme aus und wartet seit seiner Wiedergenesung auf seinen ersten Einsatz im grün-weißen Trikot in dieser Spielzeit: „Ich trainiere wieder mit der Mannschaft, bin allerdings nach der langen Pause noch nicht bei 100 Prozent. Ich muss weiter fleißig arbeiten und mich in Geduld üben“, stellt der Kapitän keine Ansprüche auf einen sofortigen Einsatz.
Bedingt durch die BBL-Regularien, dass in jedem Bundesliga-Team von zwölf Spielern mindestens die Hälfte der Akteure deutschstämmig sein muss, ist für den gebürtigen Serbe zurzeit kein Platz im Kader. Auch weil sich die Übergangslösung Jermaine Bucknor als kleiner Glücksgriff für die Moselstädter entpuppte. „Natürlich möchte ich spielen, aber ich kann den Trainer verstehen. Wir stehen auf Platz fünf, alles läuft gut, wieso sollte er da etwas ändern?“, analysiert Dojcin die aktuelle Situation realistisch.
Eine Mischung aus Talent und Atmosphäre
Aber der Leistungsträger ist sowieso ein Mannschaftssportler durch und durch. So hat für ihn der kollektive Erfolg einen höheren Stellenwert, als der eigene. „Wir sind eine junge Mannschaft, die noch Erfahrungen sammeln muss. Ich unterstütze meine Mitspieler hierbei, wo ich nur kann“, sagt er und weiß: „Darin liegt letztendlich der Schlüssel zum Erfolg. 50 Prozent des Höhenflugs sind Talent, die anderen 50 Prozent Atmosphäre. Unsere jungen Spieler sind hungrig und ich versuche, sie mit meiner Erfahrung stabiler zu machen.“
Dieses Vorhaben verfolgt der Kapitän mit voller Leidenschaft: Trotz Verletzung sitzt Dojcin bei jedem Meisterschaftsspiel mit auf der Bank, integriert sich in den Mannschaftskreis, begleitet die Partien lautstark. Das freut Trainer Rödl. „Dragan ist nach wie vor ein Musterprofi und ein großer Teil der Mannschaft.“ So half der Führungsspieler auch in dieser Woche mit, da die jungen Wilden von der Mosel nach der Niederlage zuletzt in Ludwigsburg „mental müde“ wirkten. Als das Team am Mittwoch in Ruwer Plätzchen backte, drehte Dojcin entspannt die Runde, scherzte hier, scherzte da und filmte mit dem Handy. Sportlich glaubt Rödl, dass der Routinier „demnächst fit genug“ sei, um wieder voll einzusteigen. Und da zu sein, wenn ein ausländischer Spieler im Kader ausfalle.
Dazu soll Dojcin mit seiner Erfahrung langfristig weiter in den Verein eingebunden werden. Möglicherweise im Jugendbereich. „Die Pläne gibt es“, bestätigt der Coach. Zunächst gilt aber auch bei seinem Kapitän die volle Konzentration darauf, dass die Mannschaft den jüngsten Dämpfer im Schwabenland in positive Energie umzumünzen weiß. Dojcin: „Ich baue darauf, dass wir durch den schwachen Auftritt aufgewacht sind und nun auf das nächste Level steigen. Bayreuth wird ein ähnlich schwerer Gegner, aber wir haben gegen Alba Berlin und Bayern München gesehen, dass wir jeden besiegen können. Das ist eine wichtige Erkenntnis.“
+++TBB in Kürze+++
Ein basketballverrücktes Umfeld und „ein selbstloses Team“ – Bayreuth befindet sich derzeit mit Platz acht auf den Play-Off-Rängen. Allerdings haben die Oberfranken mit zuletzt drei Niederlagen eine Mini-Krise zu bewältigen. Der niederländische Coach Marco van den Berg hat aber ein Team aufgebaut, das vielen Verletzungsproblemen eindrucksvoll trotzen konnte. Führungsspieler Kevin Hamilton fällt nach wie vor aus, Arvydas Syksnius kehrte erst in der letzten Woche wieder auf das Parkett zurück. Mit Bryan Bailey und Beckham Wyrick gelangen zwei Nachverpflichtungen, die nach Zeitverträgen nun bis zum Saisonende in Bayreuth spielen werden. Das Umfeld trieb 120.000 Euro auf, um das Duo halten zu können. Neben der Basketball-Begeisterung sieht Henrik Rödl einen weiteren Faktor, der den Gegner stark macht. „Die Chemie stimmt. Bayreuth ist vielleicht die Mannschaft in der Liga, die am selbstlosesten spielt und immer den freien Mann sucht.“ Die TBB Trier will sich dagegen gefestigt nach der Niederlage in Ludwigsburg präsentieren. „Das Spiel ist abgehakt“, betont der Coach selbstbewusst.
Wie entscheidet sich Rödl? – Im Anschluss an das Bundesliga-Spiel gegen Bayreuth hat die TBB Trier zur Pressekonferenz eingeladen. „Es gibt Neuigkeiten“, steht in dem Schreiben. Wahrscheinlich dürfte es um die Frage gehen, ob Henrik Rödl seinen Vertrag verlängert. Nachdem der TBB-Coach nicht Bundestrainer geworden ist, haben sich die Chancen für eine Zukunft in Trier deutlich erhöht. Rödl selber gibt sich gelassen und verweist auf den Termin am Sonntag: „Abwarten“, sagt er nur.
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