Richard Schmidt hatte nicht das erhoffte Goldhändchen. Der Olympiasieger, der die Auslosung im Pokal vornahm, zog für die TBB Trier im Viertelfinale ein Auswärtsspiel in Ulm. Immerhin hatten die Basketballer das richtige Händchen und besiegten Ludwigsburg in einem spannenden Spiel mit 79:73 (44:39).

Olympiasieger Richard Schmidt (links) zog die Lose für das Pokal-Viertelfinale. Foto: Florian Schlecht
Ein frustrierter Gegner und ein Frustlos. Das war das Ergebnis eines wechselhaften Abends für die TBB Trier, die vor 3.487 Zuschauern einen 79:73-Heimsieg gegen die Neckar Riesen Ludwigsburg bejubelten. In der Halbzeitpause des Bundesligaspiels loste der Olympiasieger mit dem Ruder-Achter das Viertelfinale des Pokals aus. Für Trier hätte es leichter kommen können: Sie treten beim Vizemeister Ulm an, wo es um den Einzug ins Final Four in Berlin am 23./24. März geht. Der Knaller der Runde dürfte das Heimspiel von Meister Bamberg gegen den FC Bayern werden.
Für die TBB entwickelte sich auch das Spiel gegen Ludwigsburg von Anfang als eine harte Nuss. Die Gäste werden seit Montag von Erfolgscoach John Patrick betreut – und seine Spieler wollten ihm offensichtlich beweisen, dass ihnen der vorletzte Tabellenplatz nicht gerecht wird. Trier wurde zum Auftakt eiskalt abgeduscht: Joshua Jackson und Ivan Elliott trafen per Dreier, Wayne Bernard legte nach. 0:8 hieß es nach wenigen Minuten, in denen die 3.487 Zuschauer gerade ihre Plätze eingenommen hatten. Von denen riss es sie aber kurz danach schon wieder hoch, weil Nate Linhart zur beinahe schon gewohnten Galaform aufdrehte. Auch seinen elf (!) Punkten im ersten Viertel war es zu verdanken, dass die TBB beim Stand von 6:15 einen dringend nötigen Zwischenspurt einlegte. Deutliche Steigerungen der anfänglich verwundbaren Defensive zeigten ebenfalls Wirkung.

Steigert seinen Marktwert: Nate Linhart legte gegen Ludwigsburg 21 Punkte auf, traf 12 von 12 Freiwürfen. Foto: Thewalt
Bis zur Halbzeit baute Trier den Vorsprung schrittweise aus, lag zwischenzeitlich mit 42:31 in Front. Der Grund dafür war eine starke Mannschaftsleistung in der Phase, in der sich Jermaine Bucknor mit mächtig Dampf von der Bank noch hervortat. Andi Seiferth und Backup Vita Chikoko sahen gegen den bärenstarken John Turek freilich keinen Stich, schließlich bestrafte DBB-Ass Lucca Staiger das Doppeln der TBB-Defense auch noch mit Dreiern aus der linken Ecke – mit einer 44:39-Führung lag Trier zur Pause nur hauchdünn in Front.
Ob es am Pokal-Los lag oder der Müdigkeit nach der jüngsten Schlappe in Bonn, bleibt Spekulation – jedenfalls startete Trier unsicher ins dritte Viertel, der Offensivfluss kam auf Trierer Seite vollständig zum Erliegen. Ein zwischenzeitliches Hoch durch einen wichtigen Dreier mit Foul von Stewart zum 51:48 und ein Seiferth-Doppelschlag zum 55:50 rissen zwar die Arena aus der temporären Lethargie, reichten aber nicht, um die Nerven zu beruhigen. Mit 57:57 ging man nach einem qualvollen Spielabschnitt noch gut bedient ins Schlussviertel.
TBB mit Moral und Kraftreserven, Seiferth mit dicker Nase
Mit Jermaine Bucknor stand der Mann der zweiten Hälfte auf dem Parkett, der Kanadier zog immer wieder mit all seiner Physis in die Ludwigsburger Zone und sorgte für einigen Wirbel unterm Brett. Bucknor lieferte schließlich auch – kraft seiner spielerischen Vielseitigkeit – den finalen Weckruf-Dreier zum 64:62. Andi Seiferth ging nach Feindkontakt zu Boden und beendete das Spiel mit blutender Nase auf der Bank – nach gegenwärtigen Informationen blieb ihm der befürchtete Nasenbeinbruch jedoch erspart.
Trier mobilisierte dennoch letzte Kraftreserven, schaltete defensiv nochmal einen Gang hoch und verwandelte das Viertel in ein kleines Stealfestival. Barry Stewart und Nate Linhart (Steal-Fastbreak-Dunk) profitierten, das Momentum konnten die Gäste nicht mehr an sich reißen: Vita Chikoko holte sich durch den letzten Trierer Punkten zum 79:73 verdiente Streicheleinheiten und komplettierte einen wichtigen Heimsieg. „Ein ungemein wichtiger Sieg“, freute sich Headcoach Rödl nach dem Spiel: „Die Mannschaft musste erst ihren Rhythmus finden, hat sich dann aber gefunden und zusammen gekämpft.“ Dem Pokalspiel in Ulm sieht er derweil gelassen entgegen: „Wir haben eine tolle Chance, dort als Underdog zu gewinnen. Wir können ohne Druck antreten und das letzte Spiel dort vergessen machen.“ (Trier verlor im Dezember klar mit 73:58, Anm.d.Red.) Nach der Verlegung des Auswärtsspiels gegen Alba Berlin sieht die TBB nun einer knapp zweiwöchigen Pause entgegen; bis zum 27.1. hat das Team Zeit zur Regeneration, dann geht es an heimischer Spielstätte gegen die s.Oliver Baskets aus Würzburg.
Statistik
TBB Trier: Linhart (21), Bucknor (16), Stewart (14), Seiferth (8), Chikoko (8), Harper (6), Mönninghoff (3), Howell (3), Saibou (0), Doreth (0)
Neckar RIESEN Ludwigsburg: Bernard (17), Turek (15), Staiger (11), Jackson (11), Elliott (7), Taylor (6), Weaver (4), Bekteshi (2), Weber (0)
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