Ein Hitchcock-Finale und ein märchenhaftes Happy-End. Der TBB Trier feierte gegen Ludwigsburg einen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf. Maik Zirbes dominierte an seinem 22. Geburtstag mit 22 Punkten – und mit einer „weißen Weste“ an der Freiwurflinie.
Es waren Minuten, die Maik Zirbes wie Öl über den Rücken liefen. Der 2,08-Meter-Center des TBB Trier stand ganz schüchtern in der letzten Reihe, als seine Mannschaftskollegen und die Fans ein Geburtstagsständchen für ihn sangen. Schüchtern lächelte er, winkte verlegen ins Publikum, legte danach noch einen Hip-Hop-Siegestanz auf das Parkett und freute sich über die Torte, die ihm zwei Mädchen überreichten. Wenige Augenblicke zuvor war Zirbes noch der Mittelpunkt einer ausgelassen jubelnden TBB-Meute, die nach der Schlusssirene gegen EnBW Ludwigsburg wie wild auf ihn zustürmte. Mit 75:74 (39:44) feierte der Basketball-Bundesligist in der heimischen Arena einen ganz wichtigen Erfolg im Abstiegskampf. Als der letzte Wurf von Anthony Fischer nur vom Ring ins Feld zurückprallte, brachen bei den Trierern alle Dämme, den Emotionen wurde freien Lauf gewährt, die 3026 Zuschauer in der Halle jubelten.
Und die Mannschaft wusste, bei wem sie sich nach diesem Hitchcock-Finale mit einem märchenhaften Happy-End bedanken konnte – bei Geburtstagskind Zirbes. An seinem 22. Geburtstag glänzte der 117-Kilo-Schrank mit 22 Punkten und krallte sich neun Rebounds, was auch den Spitzenwert des Spiels bedeutete. Selbst an der Freiwurflinie, für gewöhnlich nicht der allerliebste Platz für die Center dieser Welt, behielt Zirbes die Nerven. Und wie. Zwölf Versuche, zwölf Treffer, eine Quote von 100 Prozent. „Besser geht es nicht“, lachte der Mann des Tages, der in sein neues Geheimnis der Freiwurfkunst einweihte. Abgeguckt hat er es sich von Dragan Dojcin. „Wenn er an der Linie steht, spricht er immer mit sich selber und trifft wahnsinnig gut. Ich flüstere mir nun auch immer was zu.“ Sein Leitspruch, mit dem er sich motivierte? „Geschenkte Punkte“, grinste er. Wenn er so weitertrifft wie gegen Ludwigsburg, kann man Zirbes beim Wort nehmen.
„Unglaublich, wie nervenstark Maik sich präsentiert“
Auch Trainer Henrik Rödl fand nur lobende Worte, als er von der Vorstellung seines Centers sprach. „Es ist unglaublich, wie nervenstark sich Maik in dieser Saison präsentiert“, freute sich der Coach. „Er zeigt seit Wochen seine Form. Es gibt Leute, die ihre Chance eindrucksvoll nutzen. Maik hat das geschafft und die Möglichkeit, die wir ihm hier geboten haben, angenommen. Er arbeitet sehr viel und steht nicht umsonst da, wo er jetzt steht.“
Doch für Rödl war nicht nur die Zirbes-Gala entscheidend, um im Abstiegskrimi gegen Ludwigsburg die wichtigen Punkte einzufahren. „Wir haben in der zweiten Halbzeit die einfachen Würfe des Gegners verhindert und in der Verteidigung aggressiver zugepackt. Das war für mich der Schlüssel zum Erfolg.“ Denn der Start in das richtungsweisende Match war nicht unbedingt nach dem Geschmack des ehemaligen Nationalspielers. Während der TBB hektisch agierte und viele einfache Würfe leichtfertig vergab, vollendete Ludwigsburg seine Angriffe mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks. 20:24 stand es nach dem ersten Viertel, in dem sich Anthony Fisher mit zehn Punkten förmlich in einen Rausch warf. Über 27:28 zogen die Gäste mit ihren starken Distanzwürfen in der Folge bis auf 31:38 und 39:47 davon. Wenn Zirbes nicht da schon Nerven wie Drahtseile an der Freiwurflinie gehabt hätte – es wäre düster im Keller geworden. Vier Dreier verbuchte Ludwigsburg nach der ersten Hälfte – Trier nur einen durch James Washington. „Wir waren bei unseren Versuchen krass nervös. Und es war schon frustrierend, immer einen Dreier in die Schnauze zu bekommen, wenn wir gerade aufgeholt hatten“, so Zirbes. „Aber der Trainer konnte uns aufrütteln, das Vertrauen in uns haben wir nie verloren.“
Wichtiger Sieg vor den Spielen gegen Berlin, Bayern und Bamberg
Nate Linhart und das zweite Geburtstagskind Dru Joyce brachten den TBB auf 45:48 heran, das brachte den nötigen Glauben an die eigene Stärke zurück. Zirbes belohnte den Elan mit der Führung zum 51:50, als er wieder mal zwei Freiwürfe verwandelte. Doch das Kellerduell blieb bis zum Ende offen. „Beide Teams wollten hier keine Punkte liegen lassen“, fasste Gäste-Trainer Steven Key zusammen. 72:70 führte der TBB wenige Minuten vor dem Ende, Ludwigsburg drehte das Spiel noch auf 72:74, ehe Nate Linhart mit einem Dreier die Weichen auf Sieg stellten. Der letzte Fehlwurf von Anthony Fischer verwandelte die Arena dann in ein Haus der Erleichterung. Key hingegen war konsterniert, als er den Grund für die Niederlage anführte. „Maik Zirbes war unkontrollierbar.“ Der Matchwinner atmete erleichtert durch. „Wir wussten, wie wichtig das Spiel für uns und das Selbstbewusstsein ist.“ Immerhin geht es nun in den drei kommenden Spielen in Berlin, daheim gegen Bayern München und bei Bamberg eher um Bonus-Punkte im Rennen gegen den Abstieg. „Wir gehören zum Prekariat der Liga“, sagte Ralph P. Moog wahrheitsgetreu am Freitag bei der Pressekonferenz. Das Trio, das nun auf den TBB wartet, spielt finanziell in den allerhöchsten Sphären. Doch mit einem nervenstarken Zirbes ist vielleicht auch dort was drin für die wackeren Trierer.
Punkte für den TBB: Zirbes (22), Joyce (12), Zwiener (10), Bynum, Linhart (je 9), Washington (6), Seiferth (4), Faßler (3).
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