Wenn in der Basketball-Bundesliga über die größten Talente gesprochen wird, führt derzeit kein Weg an Maik Zirbes vorbei. Der Center der TBB Trier bleibt aber lieber bescheiden – und lässt Taten sprechen.
Erst wurde ausgiebig gejubelt, dann gab es eine Zugabe in Form eines coolen Siegestanzes in der ausverkauften Arena, am Abend saß die gesamte Mannschaft der TBB Trier ganz gemütlich in der Wohnung von Philip Zwiener. „Es war echt toll, wir haben noch zusammen gegessen und über das Spiel gesprochen“, schwebt Maik Zirbes immer noch auf einer Wolke, wenn er sich an den 70:68-Erfolg gegen den FC Bayern München erinnert. Für den Lokalmatador, der in Traben-Trabach geboren ist und der sich von der Jugend bis zum Leistungsträger in der Bundesliga vorgekämpft hat, war der Erfolg vor 5900 Zuschauern ein goldener Moment. Seit dieser Saison ist der 22-Jährige der Center des Vertrauens von Henrik Rödl, nachdem Routinier George Evans die Basketball-Schuhe an den Nagel gehängt hat. „In dieser Rolle nehme ich solche Siege emotional noch extremer wahr“, erzählt Zirbes mit leuchtenden Augen.
Wenn er aber über seine Entwicklung in den vergangenen Monaten reden soll, wird er zurückhaltender. Dabei kann der 2,07-Meter-Riese schon auf eine turbulente Saison zurückblicken, in der er viele Erwartungen übertroffen hat. Mit 11,4 Punkte und 6,7 Rebounds pro Spiel ist er ein unumstrittener Leistungsträger der TBB Trier, im Februar wurde er für das All-Star-Game der Bundesliga in Berlin nominiert und erzielte für das „Team National“ 14 Zähler. Bayern-Trainer Dirk Bauermann adelte den Center als den Trierer mit „dem größten Entwicklungssprung“, TBB-Coach Henrik Rödl fand schmeichelnde Worte nach dem 75:74-Sieg gegen Ludwigsburg, als Zirbes an seinem 22. Geburtstag mit 22 wertvollen Punkten glänzte. „Es gibt Leute, die ihre Chance eindrucksvoll nutzen. Maik hat das geschafft und die Möglichkeit, die wir ihm hier geboten haben, angenommen.“
„Ich will nie ein Arsch werden, der sich für den Allergrößten hält“
Zirbes ist aber ein introvertierter und bescheidener Typ, der lieber Taten als Worte sprechen lässt. In die Lobeshymnen stimmt er nicht ein, Bodenständigkeit und harte Arbeit gehören für ihn zu den wichtigsten Charaktereigenschaften. Die große Show ist nicht die Lebenswelt des 115-Kilo-Centers. „Ich will niemals so ein Arsch werden, der sich hypen lässt und sich plötzlich für den Allergrößten hält“, meint er. Mit Dwight Howard bewundert er einen NBA-Profi von den Orlando Magics, der seiner Meinung nach Eigenschaften wie Demut und Respekt verkörpert. „Er ist mein Schätzchen“, scherzt Zirbes, der gerne die Spiele seines Vorbilds verfolgt. „Ich mag ihn nicht nur, weil er mit dem Basketball über jeden Spieler drüber springen kann, sondern weil er einen ehrlichen Eindruck macht. Howard ist trotz seiner Erfolge in den USA auf dem Boden geblieben und leistet eine Menge im wohltätigen Bereich. Das bewundere ich.“ Das Talent aus Deutschland will diesen Weg auch gehen, in Trier sieht er eine gute Möglichkeit dazu. „Ich sehe meine Situation positiv, hier kann ich mich im Hintergrund entwickeln, es wird wenig über mich geredet“, so Zirbes.
Wenn er an seine starken Leistungen der letzten Monate anknüpft, dürfte sich das aber bald ändern. Für Henrik Rödl ist der 22-Jährige ein echter Musterschüler. „Maik ist extrem motiviert, ehrgeizig, fokussiert und aufnahmefähig. Er setzt sich immer neue Ziele. Das sind Dinge, die ich an ihm respektiere“, sagt der Coach, für den kein Zweifel daran bestand, Zirbes als ersten Mann für die Nummer fünf einzuplanen. „Nicht wenige Experten haben bei uns für die Saison Problem unter dem Korb vermutet.“ Doch der Schachzug von Rödl ging auf, weil Zirbes eine echte Fleißbiene ist. Vor dem Training kommt er immer eine halbe Stunde eher und wärmt sich mit Stabilisationsübungen auf. Nach der Einheit schuftet er nicht selten noch mit Dragan Dojcin oder geht ins Fitnessstudio. „Ich will immer der Erste sein, der da ist und der Letzte, der geht“, betont Zirbes, der als kleiner Junge zuerst Fußball in Wittlich spielte und erst durch einen Vorschlag seiner Mutter zum Basketball kam.
„Nationalmannschaft? Darüber mache ich mir keine Gedanken.“
Auch der Druck, immer mehr ins Rampenlicht gerückt zu werden, erschütterte ihn nicht. Erwischte er einen schwachen Tag, zog er seine Lehren daraus. „Wenn ich mit Druck nicht umgehen kann, darf ich nicht Basketball-Profi werden. Ich habe immer das Vertrauen vom Trainer bekommen und wurde auch nach schlechten Spielen unterstützt.“ Mittlerweile gibt es immer größere Fortschritte. Gegen Ludwigsburg behielt er gar bei zwölf Versuchen von der Freiwurflinie die Nerven, weil er sich bei Dojcin die Selbstgespräche vor den Würfen abguckte. „Geschenkte Punkte“, sagt er sich dort jetzt immer – und hat Erfolg damit. Dennoch ruht sich Zirbes auf den Lorbeeren nicht aus. Die Nationalmannschaft klammert er als Thema noch aus, obwohl er schon zwei Länderspiele absolviert hat. „Darüber mache ich mir keine Gedanken. Erst mal muss man gucken, wer neuer Bundestrainer wird“, meint er und widmet sich lieber den sportlichen Bereichen, in denen er noch Luft nach oben sieht. „Ich will in meinem Wurf konstanter werden, auch in der Defensive und den Post-Moves kann ich noch einiges verbessern.“
Genau die Einstellung mag Rödl an seinem Schützling. „Bei Spielern in dem Alter können wir nur von Momentaufnahmen sprechen.“ Zirbes sieht das ähnlich und will weiter alles geben. Auch, um am Ende mit der TBB Trier den Klassenerhalt zu feiern. Doch bei dem Ziel ist selbst der bodenständige Center zuversichtlich. „Das kriegen wir hin, wir entwickeln uns weiter, haben ein gutes Gefühl in der Mannschaft und können sogar mit den Spitzenteams mithalten.“
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