Innerhalb von zweieinhalb Jahren hat der TBB Trier den Sprung von einem verschuldeten Basketball-Bundesligisten zu einem solide arbeitenden Klub geschafft. Doch um in dem wachsenden Geschäft konkurrenzfähig zu bleiben, muss der nächste Schritt folgen. Das Marketing wird nun an eine neu zu gründende Agentur in Luxemburg verlagert.
Die Powerpoint-Folien, die Ralph P. Moog am meisten Freude bereiten, zeigen den Weg des TBB Trier der letzten zweieinhalb Jahre ehrgeizig auf. Als der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende 2009 mit Gesellschaftern einsprang, um den in allen Bereichen kriselnden Basketball-Bundesligisten in ruhiges Fahrwasser zu führen, las sich die Bilanz desaströs. “Zwei Millionen Euro Schulden, 300.000 bis 800.000 Euro Verlust im Jahr, Mannschaft und Trainer haben eine Söldnermentalität verkörpert, der TBB war in der Abhängigkeit einzelner Personen, von deren Wohlwollen alles abhängig war.”
Auf Kongressen wurde den Trierern damals deutlich signalisiert, die Lizenz unter diesen Umständen nicht mehr lange zu bekommen sei. Doch das ist Schnee von gestern. “Jetzt haben wir 100 Aktionäre, Basketball-Deutschland spricht vom ‚Trierer Weg‘ mit jungen Spielern, wir haben ein Eigenkapital von 300.000 Euro.” Die letzten Aussagen sind, dass eine “Wild Card” für Trier alles andere als ausgeschlossen sei, sofern der Klassenerhalt auf sportlichem Wege nicht erreicht wird.
Minus von 99.143 Euro
Trotz dieser Entwicklung zeigt sich, dass der Bundesliga-Standort Trier nach wie vor ein fragiles Gebilde ist. Im Geschäftsjahr 2010/11, so die Aussage bei der heutigen Pressekonferenz, stand nach dem steuerlichen Ergebnis ein Defizit von 99.143 Euro. Ein Plus von 25.000 Euro wollte der TBB einfahren. Gründe für das Minus seien der plötzliche Wegfall von Sponsor Lotto mit einem mittleren fünfstelligen Betrag, zusätzliche 30.000 Euro an Kosten durch die Berufsgenossenschaftsbeiträge und die erschwerte Sponsorensuche. Dort legt der TBB nun den Hebel an.
Für das Geschäftsjahr 2011/12 steht sportlich das identische Budget zur Verfügung wie im Vorjahr, Aktionäre hätten laut Moog zugesichert, für Ausfälle aufzukommen, die Gefahr eines Minus-Geschäftes drohe nicht. Nun will der Klub im Bereich Marketing und Sponsoring einen Schritt gehen, um sich langfristig weiter mit seinem Konzept im Bundesliga-Geschäft halten zu können. Eine noch neu zu gründende Agentur soll sich der Vermarktung von Vereinen im Raum Trier, Pfalz, Saarland und Luxemburg annehmen. “Die Idee gab es schon mehrfach – wir setzen sie nun um.” Durch Einbindung von Gesellschaftern mit “einer finanziellen Basis und Netzwerken” sollen dort Ideen ausgetauscht und überregionale Sponsoren angelockt werden.
„Die nächste Stufe zünden“
Das Angebot ist nicht alleine auf den TBB begrenzt, die Agentur agiert unabhängig, die Basketballer übertragen ihr Mandat zur Vermarktung. Einige Profiklubs aus der Umgebung hätten bereits Interesse signalisiert, sich ebenfalls beraten zu lassen. Auch Eintracht Trier scheint nicht abgeneigt, Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi sprach nach einer Mail des TBB “von einer guten Idee”. Moog, der das Projekt mit anschiebt, sprach vor allem “Klubs mit einem Entwicklungspotenzial an”. Die Intention der Basketballer nach einem wachsenden Feld von Geldgebern erklärt sich aus dem Wunsch, die Bundesliga finanziell stemmen zu können. “Wir haben aus der Region fast alle namhaften Partner mit im Boot”, so Moog. “Doch das alleine reicht nicht. Wir müssen die nächste Raketenstufe zünden.“
Denn die Dimensionen, in denen sich Trier mit seinem Budget bewegt, lassen sportlich wenig Raum. Zugleich explodiert das Interesse am Basketball in ungeahnte Sphären, seit mit Bayern München ein finanzkräftiger Akteur neu in die Bundesliga eingetreten ist. Was vor ein paar Jahren als Plan in Sachen Sponsoringeinnahmen und Zuschauern aufgestellt wurde, muss nun viel enormer wachsen, um mithalten zu können. Zugleich bleibt der “Trierer Weg” bestehen. “Unser Konzept mit jungen Spielern ziehen wir weiter durch”, so Moog. “Uns ist bewusst, dass wir damit auch immer einen Abstieg in Kauf nehmen müssen.”
Heimspiel gegen Ludwigsburg
Auch das Interesse der Fans in Trier sei von Bedeutung. Bis zur Saison 2015/16 soll der Zuschauerschnitt von nun 3.817 auf 4.500 ansteigen. Das Mysterium der vielen leeren Ränge hat Moog noch nicht aufgeschlüsselt. “In Trier gibt es die Halle seit sieben Jahren, und sie war nicht einmal ausverkauft. In Ulm wurde die neue Halle vor drei Monaten eröffnet, und sie war nicht einmal nicht ausverkauft. Das ist ein großer Unterschied.”
Erstmals rechnen die Macher zum 11. Februar gegen die Bayern mit einem vollen Haus. Zuvor soll am Sonntag um 19.30 Uhr aber noch EnBW Ludwigsburg in der Arena bezwungen werden. Die Gäste gehören zu den Kontrahenten des TBB im Abstiegskampf – für die sportliche Planungssicherheit wäre ein Sieg für Henrik Rödl und sein Team da ganz wichtig.
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