von Stephen Weber (Text)
Die TBB konnte das vielleicht wichtigste Spiel im Jahr 2012 im Würzburger Hexenkessel für sich entscheiden. Durch einen kollektiven Kraftakt bezwangen die Moselstädter die s. Oliver Baskets mit 69:62 (35:31). Jermaine Bucknor und Andreas Seiferth stachen aus einer starken Trierer Mannschaft heraus.
Der Satz „ich bin stolz“ wurde nach der Schlusssirene zum geflügelten Wort auf Seiten der Trierer Basketballer. Nicht nur ihr Trainer Henrik Rödl („Es ist ein ganz besonderer Sieg, ich bin wirklich stolz auf das, was meine Mannschaft heute geleistet hat“) oder der Spieler des Spiels Jermaine Bucknor („I’m really proud of my team“) bedienten sich dieses Ausdrucks der Emotionalität. Die TBB bejubelte und beklatschte einen hochverdienten 69:62-Sieg gegen Würzburg – und das in einer abgeklärten Art und Weise, die im Vorfeld nicht jeder Experte so erwartet hätte.
Doch der Tag begann mit einem Kuriosum im Vorfeld der Partie: Beide Vereine waren lediglich mit einem weißen Trikotsatz in der Halle erschienen, sodass Würzburg erst einmal farblich agieren musste und neue Jerseys organisierte. Aufgrund dieser Verzögerung verschob sich der Sprungball um 20 Minuten nach hinten. Als die Schiedsrichter dann schließlich das Duell eröffneten, war die Ausgangslage für beide Teams klar: Für Würzburg, Platz 12 mit 8 Punkten, war ein Sieg vor heimischen Publikum gegen die TBB Trier, Platz 8 mit 10 Punkten, mehr oder weniger Pflicht. Dennoch schätzten viele die Chancen auf einen Erfolg beider Mannschaften auf ausgeglichene 50:50 ein.
Führung trotz vieler Turnover
Und die Teams auf dem Parkett zahlten die Vorschusslorbeeren gebührend zurück. Unbeeindruckt von der stimmstarken Kulisse in Würzburg, die leidenschaftlich ihre Farben unterstützten, gingen die Trierer früh mit 6:0 in Front – Nate Linhart, Andreas Seiferth und Brian Harper markierten die ersten Korberfolge der TBB. Danach fanden auch die Würzburger besser in die Begegnung und tasteten sich langsam an ihre Normalform heran. Jimmy McKinney gelangen zwei Distanzwürfe, die beide drei Punkte wert waren, in kurzem Abstand, sodass das Ergebnis kurz vor Ende des ersten Viertels auf 10:12 aus Sicht der Hausherren verringert wurde. Doch Trier ließ sich von dem Zwischenspurt der Unterfranken nicht verunsichern und beendete das Viertel mit einem knappen 18:17-Vorsprung.
Nach der kurzen Verschnaufpause kam die TBB abermals einen Tick aufgeweckter auf das Spielfeld zurück und zog in einem intensiv geführten Duell zwischenzeitlich mit zehn Punkten den Würzburgern davon. Barry Stewart verwandelte einen Drei-Punkte-Wurf zum vorübergehenden 29:19-Vorsprung der Gäste. Doch die Baskets steckten nicht auf und wurden von den rund 3000 Fans, die wie ein sechster Mann hinter ihrer Truppe standen, immer wieder durch lautstarke Anfeuerung motiviert. Henrik Rödl meinte im TBB-Livestream dazu: „Es ist wirklich nicht einfach, in dieser Halle als Gast aufzutreten, aber mein Team hat das an diesem Tag super gehandelt.“ Würzburg kam zwar durch den stark aufspielenden Dwayne Anderson wieder an die enteilten Moselstädter heran, die allerdings mit 17 Turnover einen deutlich erkennbaren Schwachpunkt aufwiesen, dennoch reichte es nicht, den Rückstand in eine Führung zu verwandeln. Mit 35:31 aus Trierer Sicht gingen beide Mannschaften in die Halbzeitpause.
Dem Druck getrotzt
Nach dem Seitenwechsel drohte der Spielfluss der Mannen von Henrik Rödl zu brechen. Die Akteure auf dem Parkett ließen sich von der hektischen Atmosphäre beeinflussen und das Spiel wurde zusehends zerfahrener. Lediglich Vitalis Chikoko konnte durch emsige Defensivarbeit ein Aufbäumen der Gastgeber unterbinden. Denn auch Würzburg fand keinen richtigen Zugriff mehr auf die Partie, weshalb es zur Erleichterung der Trierer 46:40 nach Beendigung des dritten Abschnitts lautete. Hinzu kam, dass Schlüsselspieler Brian Harper früh in der Begegnung mit vier Fouls vorbelastet war. Rödl fasste diese Phase folgendermaßen zusammen: „Das ist ja das tolle an meiner Mannschaft: Sie macht zwar noch viele Fehler, aber sie weiß auch, wie sie dann darauf zu reagieren hat. Das war heute wirklich ein ganz besonderer Sieg für uns.“
Denn dann kam das entscheidende finale Viertel, in dem Trier, wie so häufig in der Saison, mit einer kollektiv kämpferischen Leistung zu überzeugen wusste. Bastian Doreth stellte mit einem Dreier unmittelbar nach Viertelbeginn die Weichen für den dritten Sieg im vierten Auswärtsspiel in der aktuellen Spielzeit. Auch Andreas Seiferth, der stets viel arbeitete und stark am Brett agierte, traf seine Schüsse aus der Mitteldistanz und war ein Garant für den Trierer Erfolg. Als dann 11.3 Sekunden vor Schluss beim Stande von 68:62 für Trier Jarret Howell ein Offensivfoul der Würzburger aufnahm und die TBB den Ballbesitz zugesprochen bekam, war allen Anwesenden klar, dass sich die Rheinland-Pfälzer diesen Triumph nicht mehr nehmen lassen. Und so war es dann auch. Großer Jubel, viele glückliche Gesichter und ein Jermaine Bucknor, der die Partie im TBB-Livestream nochmal resümierte: „Es war ein sehr physisches Spiel gegen einen aggressiven Gegner. Es ist nicht einfach gegen solch eine Kulisse anzuspielen, umso stolzer bin ich auf die Mannschaft.“
Die TBB rutscht zumindest bis Sonntagabend auf den 5. Tabellenplatz und empfängt am kommenden Samstagabend in der hauseigenen Arena die EWE Baskets Oldenburg – mit Dru Joyce, einem alten Bekannten aus der vergangenen Saison.
Ergänzung und Update: Aufgrund der Verzögerung durch die farblich zu ähnlichen Trikots legte Würzburg nach Beendigung der Partei Protest bei der Beko BBL ein, der inzwischen zurückgezogen wurde.
Statistik
s. Oliver Baskets: Anderson (17 Punkte), McKinney (16), Little (10), McIntosh (6), King (5), Boone (4), Stuckey (3), Jacobson (2)
TBB Trier: Seiferth (14), Bucknor (11), Stewart (11), Harper (9), Howell (6), Linhart (6), Chikoko (5), Saibou (4), Doreth (3)
bam meint
Der Protest wurde gestern schon zurück gezogen, was ich sehr korrekt der Würzburger finde
Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank für den Hinweis! Hier geht es zur Meldung des zurückgezogenen Protestes: http://5vier.de/tbb-trier-6962-sieg-nicht-in-gefahr-wurzburg-zieht-protest-zuruck-89015.html