An die Jubelbilder gewöhnen sich die Fans so langsam. Nach dem sechsten Heimsieg in Folge schwappte die Welle durch die Arena. TBB-Trainer Henrik Rödl war angetan: „Das war ein Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt.“
Henrik Rödl setzte sich erleichtert auf einen Stuhl und saugte die Bilder vor seinen Augen förmlich an. Der Trainer der TBB Trier lächelte gelassen, als seine Spieler nach dem 74:58-Erfolg gegen die Walter Tigers Tübingen wie gewohnt zum Siegestanz ansetzten, wo bei manchen coolen Jungs die Hüften eher lässig, bei anderen eher verkrampft geschwungen wurden. Ein Tanztrainer ist Rödl zwar nicht, er führt bekannterweise einen Basketball-Bundesligisten. Ob er „Let’s Dance“ auf RTL guckt, ist eher unwahrscheinlich, aber die rhythmischen Bewegungen seiner Kräfte auf dem Parkett dürften ihn doch verzückt haben.
Es sind Bilder, von denen Rödl nicht genug haben kann. Beim sechsten Heimsieg in Folge glichen die Impressionen vor seinen Augen denen der letzten Wochen. Während die Gästefans bereits nach wenigen Minuten entnervt die Trommeln ruhen ließen und verzweifelten, schwappte die Welle durch die 3014 Zuschauer in der Arena, es wurde gelacht und gesungen. Zumal der 76:65-Triumph von Göttingen gegen Gießen zusätzlich in die Karten spielte im Nervenspiel um den Klassenerhalt. Drei Siege Vorsprung hat die TBB nun auf die Phoenix Hagen auf dem ersten Abstiegsplatz, zwar bei einer ausgetragenen Partie mehr, aber mit dem gewonnenen direkten Vergleich als Ass im Ärmel.
„Ein Abstieg wäre unfair.“
„Das war ein Riesenschritt, auch wenn wir noch nicht ganz aus dem Schneider sind“, betonte Rödl, während Maik Zirbes da schon selbstbewusster war. „Ganz ehrlich“, grinste der 2,06-Meter wie ein Lausbube, „mit dem Gedanken habe ich mich nie beschäftigt.“ Und warum, das beantwortete der „Mann des Tages“ mit 19 Punkten und 14 Rebounds gerne. „Wenn man sieht, wie wir spielen, wäre ein Abstieg einfach unfair. Dann würde doch was nicht stimmen.“ Ja, auch Zirbes sprach nicht von einem Basketball-Festival gegen Tübingen, bei dem Trainer Igor Perovic „nach drei Spielen in sechs Tagen“ vor allem „fehlende Energie und kurze Würfe“ bemängelte. Seine Akteure ließen Schwung, Frische und Gier vermissen. Louis Campbell, der Star der Tiger, war an diesem Abend ohne Biss, erzielte nur acht Punkte, wirkte lustlos. „Den Eindruck hatte ich auch“, bekannte Zirbes. „Irgendwie sind sie nicht mit richtig Power aus der Kabine gekommen.“ Der TBB reichte so eine konzentrierte Leistung in der Defensive mit gelegentlichen Glanzpunkten zum souveränen Erfolg. „Es muss ja nicht immer schön sein, hässlich tut es manchmal auch, wenn wir nur gewinnen“, lachte Zirbes.
Schnell legte die TBB vor in einem ersten Viertel mit nur wenigen Zählern. 13:6 hieß es da, aber der weitere Weg des Spiels wurde vorgezeichnet. Zirbes dominierte unter dem Korb, krallte sich die abprallenden Bälle. Nate Linhart war in seinem Element und arbeitete unermüdlich in alle Himmelsrichtungen, Philip Zwiener legte auch einen guten Start hin. Tübingen wirkte hingegen ideenlos, zweimal lief die 24-Sekunden-Uhr runter, ohne einen Angriff vollendet zu haben. Auch aus der Distanz erwischte kein Spieler ein Momentum, das die TBB bedrohen konnte. Bei der Dreierquote enttäuschten beide Teams – Tübingen traf nur drei von 19 Versuchen, Trier zwei von 14.
„Mr. Bombastic“ trifft aus allen Lagen
Die Rödl-Truppe bestach aber durch ihre Präsenz unter den Körben, auch, als Zirbes von Andreas Seiferth ersetzt wurde, der seinen Aufwärtstrend der letzten Wochen bestätigte. Auf acht Punkte brachte es der Center, der im letzten Viertel die Foulgrenze überschritt. Doch es gab keinen Bruch im TBB-Spiel, weil Zirbes zu einer kleinen Gala auflegte. Der Shaggy-Song „Mr. Bombastic“, der nach seinen Körben ertönt, lief Dauerspule in der Halle und dürfte bei den meisten Fans für einen Ohrwurm gesorgt haben. Als Tübingen von 57:41 plötzlich auf 57:48 erstmals bedrohlich herankam, verwandelte Zirbes eine Vorlage von Dru Joyce und nach einem Ballgewinn von Linhart auch die nächste Möglichkeit. 61:48, die Partie war gelaufen, der gewohnte Krimi in der Arena blieb diesmal aus.
„Maik hat ein unfassbares Spiel gemacht und in einer wichtigen Phase entscheidende Körbe gemacht“, freute sich Rödl, der ganz neue Seiten bei seinem Center entdeckte. „Er hat sogar die Bälle von außen sicher verwandelt, aus der Distanz und auch mal nach einem erfolgreichen Dribbling.“ Auch Gästecoach Perovic lobte die Trierer Stärke unter den Körben. „Wir hatten dort Probleme, Andreas Seiferth und Maik Zirbes sind sehr gute, junge Spieler. Kompliment an Henrik Rödl, der diese Jungs formt. Die TBB hat mit mehr Energie, Intensität und Enthusiasmus gespielt.“ Der TBB-Trainer strahlte bei dem Lob, die Worte gefielen ihm, ebenso wie die Jubeltänze wenige Minuten zuvor. „Ich bin sehr zufrieden, wie sich die Mannschaft präsentiert hat, wie sie zusammengespielt und Geduld bei ihren Angriffen bewiesen hat.“ Nun wartet das Heimspiel gegen die Artland Dragons. Gelingt dort der siebte Streich, darf sich Rödl wohl nicht nur auf schöne Bilder, sondern vielleicht auch über den entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt freuen.
Statistik
Punkte für Trier: Zirbes (19), Zwiener (12), Linhart (11), Seiferth (10), Joyce (7), Dojcin (6), Bynum (5), Faßler, Washington (je 2).
Punkte für Tübingen: Cukinas, Duggins (je 12), Campbell (8), Nash (7), Simon (6), Hodzic, Redding (je 4), Young (3), Spoden (2).
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