Auch im letzten Heimspiel der Saison kann Trier die Talfahrt nicht stoppen und verliert mit 82:87 in der Verlängerung gegen Tübingen. Mit der fünften Niederlage in Folge rutscht die TBB tief in den Abstiegskampf – und erwartet auswärts ein schwieriges Restprogramm.
17. April, 16:30 Uhr: Volksfeststimmung vor der Arena – bei bestem T-Shirt-Wetter warten die TBB-Fans am Sonntagabend auf das letzte Heimspiel der Saison 2012/2013. Die Stimmungslage: Erwartungsvoll, aber guter Dinge – nach vier teils derben Niederlagen in Folge würde sich das Team nun mit einem letzten Siegestanz von den Trierer Fans und den Abstiegsrängen gleichermaßen verabschieden, so der allgemeine Tenor. Teils entfalten sich heftige Diskussionen über die wechselhafte Saison einige sind zum ersten Mal hier. „Ich weiß nicht, ob wir heute gewinnen, aber absteigen werden wir auf keinen Fall“, üben einige sich schon in vorsichtigem Optimismus.
Tübingen erst überlegen, dann in den Seilen
Rund zwei Stunden später hat sich das Bild dramatisch geändert: In den Gesichtern von über 4500 Zuschauern steht das blanke Entsetzen geschrieben, die Fassungslosigkeit über eine Niederlage nach Verlängerung, obwohl der Heimsieg schon sicher schien. Mit sechs Punkten lag die TBB Trier im letzten Viertel in Front, nur noch 50 Sekunden Spielzeit für die Gäste aus Tübingen, das Blatt in einer dramatischen Partie zum letzten Mal zu wenden. 50 Sekunden für Trier, mit dem letzten Heimsieg einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf zu landen.
Dabei war die TBB fast über das gesamte Spiel einem Rückstand hinterhergelaufen, musste mitansehen, wie die wuchtigen Tübinger Kühlschränke Lischka, Frease und Redding sich durch die Trierer Zone tankten, während der völlig entfesselte Vaughn Duggins weit draußen aus allen Lagen traf. Ein physisches, defensiv hochklassiges Spiel, in dem die Tigers lange in Führung lagen. Dann, nach über 30 Minuten Zittern und Bangen, drehte die TBB den Spieß endlich um. Aggressives Pressing brachte die Gäste ernsthaft in Bedrängnis, Doreth und Linhart fighteten um jeden Ballbesitz, provozierten endlich Turnover. Tübingen verlor Leistungsträger Frease, dessen aufgeplatzte Lippe in der Halle nicht behandelt werden konnte.
Eine Minute zum Abhaken
Es war auch die Stunde des Vitalis Chikoko, der die heranrauschenden Tübinger mit fünf von neun (!) Trierer Blocks zum Teil spektakulär aus der Luft pflückte, mit 14 Punkten (inklusive Dreier) zu den Topscorern der TBB gehörte. Trier glich aus, führte kurz darauf zum ersten Mal im gesamten Spiel.
Dann beginnt sie, die verflixte letzte Minute. Andi Seiferth lässt seinen Gegenspieler mit einer schnellen Drehung alt aussehen, erhöht auf sechs Punkte Vorsprung, keine Minute mehr zu spielen. Vielleicht reduziert sich das Schicksal einer ganzen Saison gerade auf einen Wimpernschlag. Was kann noch schiefgehen? Im Basketball lautet die Antwort natürlich: So ziemlich alles. Denn die abgezockten Tigers verkürzen mit zwei schnellen Angriffen noch auf 72:70. Jarrett Howell geht für Trier an die Freiwurflinie, könnte alles klar machen, vergibt aber beide Versuche. 16 Sekunden sind übrig, und Vaughn Duggins mutiert zum endgültigen Partykiller. Mit seinem Korbleger zum 72:72 rettete er sich und Tübingen in die Verlängerung, in der die Gäste schließlich dann doch wieder Oberwasser bekamen – und mit 82:87 gewannen.
„Ich habe eine Mannschaft gesehen, die sich zerreißt. Es ist klar, dass wir in der Liga bleiben wollen. Jetzt müssen wir auswärts gewinnen.“ – Henrik Rödl
Kopfschütteln auf den Rängen, Ungläubigkeit: Wie konnte das passieren? Vielleicht, weil bei Trier das große Nervenflattern Einzug erhielt: Auch die letzten beiden Freiwürfe gingen daneben, 12 von 28 Versuchen setzte das Team an den Ring. Zuviel in einer Liga, in der jeder jeden schlagen kann. „Das ist normalerweise der Zeitpunkt, an dem man sich bei den Fans für ihre Unterstützung bedankt. Jetzt müssen wir auswärts gewinnen“, gab ein von der Niederlage sichtlich gezeichneter Henrik Rödl zu. „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die sich zerreißt. Es ist klar, dass wir in der Liga bleiben wollen“, so Rödl weiter. Nun warten Frankfurt, Berlin und Quakenbrück – ein knüppelhartes Restprogramm.
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Statistik:
TBB Trier: Chikoko (14), Stewart (14), Linhart (12), Bucknor (12), Seiferth (11), Harper (7), Saibou (6), Doreth (4), Howell (2), Mönninghoff (0)
WALTER Tigers Tübingen: Lischka (19), Duggins (19), Redding (17), Frease (9), Young (9), Nash (8), Wells (6), Spoden (0), Oehle (0)
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