Der Fall Alemannia Aachen ist ein besonderer, leider aber kein beispielloser im deutschen Fußball. Noch in der Saison 2006/2007 ging man in der Bundesliga an den Start, die Ära um Zweitligaikone Willy Landgraf mündete im Aufstieg ins deutsche Fußball-Oberhaus. Damals mit dabei: Der heutige Eintracht-Stürmer Marco Quotschalla. Am Dienstag kommt es in Aachen zum Wiedersehen – und damit zum nächsten echten Härtetest für die Truppe von Roland Seitz.
Im Juli 2013 droht es mit der Alemannia zu Ende zu gehen. Der Verein steht kurz vor der endgültigen Zahlungsunfähigkeit und die Gläubiger wollen endlich Geld sehen. Die 50-Millionen-Investition Tivoli-Stadion scheint zum Sargnagel für die Aachener zu werden, die sich mit dem Neubau finanziell komplett verhoben und die Misere begründet haben. Noch vor sieben Jahren startete man euphorisch in die erste Bundesligasaison nach 36 Jahren. Prominente Namen wie Jan Schlaudraff, Vedad Ibisevic, Sergio Pinto und Matthias Lehmann waren damals im Kader zu finden. Mit dem Anspruch, auf Dauer Erstligafußball bieten zu wollen, beschloss man schließlich den Neubau des Tivoli. Die alte, traditionsreiche Spielstätte wurde abgerissen und eine neue, moderne Arena errichtet. Man stieg sofort wieder ab.
„Es ist schon sehr schade, was bei da bei der Alemannia passiert ist. Das ist ein Verein mit so viel Tradition, so viel Geschichte, dem ich auch persönlich einiges zu verdanken habe. Immerhin habe ich hier meine ersten Schritte im Profibereich gemacht. Inklusive einiger Bundesligaminuten“, bedauert Eintracht-Stürmer und Ex-Alemanne Marco Quotschalla die Situation am Rhein. Von 2005 bis 2009 trat der Kölner für die Alemannia vorwiegend in Jugend und Reserve gegen den Ball – zwei Mal kam er wie erwähnt auch in der Bundesliga zum Einsatz.
Im Januar 2014 hat man bei der Alemannia wieder ein bisschen mehr Luft zum Atmen. Die Stadt Aachen hat Ende November den Kauf des Stadions beschlossen und wird in Zukunft somit für die Instandhaltungskosten aufkommen. Gleichzeitig wurden der Alemannia umfangreiche Rechte zur Nutzung des Tivoli eingeräumt. Für den Traditionsklub wohl eine lebensrettende Maßnahme. Am morgigen Dienstag entscheidet sich dann auf der Gläubigerversammlung wohl endgültig das wirtschaftliche Überleben des Vereins. Stimmt man dem Insolvenzplan zu, kann Alemannia für die Zukunft planen. Passiert das nicht, sieht es düster aus um die Schwarz-Gelben. Auch sportlich geistert nach wie vor das Abstiegsgespenst über das Trainingsgelände. Das Team von Trainer Peter Schubert befindet sich aktuell auf Rang zwölf der Regionalliga West, aus den letzten vier Spielen vor der Winterpause konnte man aber immerhin sieben Zähler gegen den Abstieg mitnehmen, der in der Regionalliga West bereits ab Rang 15 droht. Und nach zuletzt zwei Abstiegen in zwei Jahren hat vermutlich keiner Lust diesen unrühmlichen Trend fortzusetzen.
Eintracht obenauf
Bei den Gästen aus der Moselstadt läuft es hingegen aktuell wunderbar. Am Samstag ging es zum ersten Testspiel nach Elversberg, wo das Team von Trainer Seitz trotz der hohen Trainingsbelastung spielerisch überzeugte und den Drittligisten beim 0:0 phasenweise deutlich im Griff hatte. Ähnlich positiv bewertet auch Quotschalla den Testspielauftakt: „Ich denke, wir haben trotz der schweren Beine wirklich gut dagegen gehalten, waren sogar überlegen. Wäre das ein Punktspiel gewesen, dann hätten wir ein anderes Ergebnis erzielt“, spielt er außerdem auf die noch ausbaufähige Chancenverwertung der Trierer an.
Ein anderes Ergebnis möchte die Eintracht auch beim morgigen Auftritt in Aachen erzielen. Dort geht es um 14.30 Uhr los mit dem nächsten Test der noch jungen Vorbereitung. Bei zwei Spielen in vier Tagen darf man gespannt sein, wie die Mannschaft nach den harten Trainingseinheiten die zusätzliche Belastung verkraftet. Trainer Roland Seitz wird dabei voraussichtlich wieder den kompletten Kader zur Verfügung haben. Auch Michael Dingels, der mit Oberschenkelproblemen zuletzt etwas kürzer treten musste, wird die Reise nach Aachen wohl mit antreten.
Zwischen Test und Tradition
Für einen ist der morgige Test ein besonderes Spiel. Marco Quotschalla, wie erwähnt früher selbst für die Alemannia auf Torejagd, freut sich jedenfalls sehr auf die anstehende Partie nahe seiner Heimatstadt Köln: „Klar ist die Vorfreude auf das Spiel groß. Ich kenne natürlich einige aktuelle Spieler der Alemannia, mit denen ich selbst schon zusammengespielt habe. Im Fußball verliert man sich ja nicht wirklich aus den Augen.“
Während es der Eintracht laut Quotschalla primär darauf ankommt „richtig fit zu werden und wieder reinzukommen“, wird es beim Gegner bald schon wieder ernst. Am 25.Januar steht für die Alemannen der Rückrundenauftakt an. Dabei geht es im heimischen Tivoli gegen Spitzenreiter Fortuna Köln. Wie es die Truppe von Roland Seitz mit Mannschaften hält, für die das Duell mit der Eintracht der letzte echte Härtetest ist, durfte zuletzt in Elversberg begutachtet werden. Die Alemannia aus Aachen sollte sich also warm anziehen.
[statistik]Anpfiff zum Spiel zwischen Alemannia Aachen und Eintracht Trier ist am morgigen Dienstag um 14.30 Uhr. Gespielt wird voraussichtlich auf dem Trainingsplatz des Heimteams. Auch eine Verlegung auf einen Kunstrasenplatz ist aber noch nicht ganz ausgeschlossen. [/statistik]
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