5vier.de hat sich mit Gladiators-Center Till Gloger getroffen. Obgleich der Bochumer gute Statistiken auflegt, weil (oder obwohl) er aktuell der einzige fitte Big Man ist, gibt er sich im Interview selbstkritisch. Außerdem erzählte er uns, warum die Gladiators bald nochmal mehr Zuschauer in die Arena locken können.
5vier.de: Hallo Till, wie geht es dir im Moment?
Till Gloger: Mir geht es gut, alles fit derzeit. (grinst)
Das wichtigste Thema vorab: Wattenscheid 09 ist insolvent. Wie geht es dir als Bochumer damit? Bekommst du sowas mit?
Auf jeden Fall bekomme ich das mit. Peter Neururer (legendärer Fußballtrainer, Anm. d. R.) war ja bis vor kurzem noch als Sportdirektor aktiv. Es ist auf jeden Fall schade. Die Fußballspiele war ich zwar nicht gucken, habe aber zu meinen Leichtathletikzeiten im Lohrheidestadion trainiert.
Bleiben wir noch kurz beim Fußball. Du hast mal in einem Interview gesagt, Schalke 04 ginge gar nicht. Wie war es für dich, als Johannes Joos‘ Wechsel dorthin bekannt wurde?
(lacht) Da habe ich ganz ehrlich überhaupt nichts gegen. Das richtet sich nur gegen den Fußballverein.
Till Gloger will Verantwortung
Du bist jetzt im zweiten Jahr bei den Gladiators. Du hast erzählt, dass ein Grund die Rolle gewesen sei, die Trainer Christian Held für dich vorgesehen habe. Was war das für eine Rolle und hat sie sich mittlerweile geändert?
Ich wollte mich weiterentwickeln und eine größere Rolle in einer Mannschaft übernehmen. Deswegen bin ich hier hingekommen.
Du bist im Moment, zumindest so lange Kilian Dietz verletzt ist, der einzige formelle Big Man. Ist das gut für deine Entwicklung, wenn du so viel Verantwortung auf deine Schultern laden musst? Oder wünschst du dir auch mehr Entlastung auf den großen Positionen?
Ach, ich nehme die Situation so wie sie ist. Ich freue mich immer, wenn „Kili“ dabei ist, er kann durch seine Energie und seine Defense der Mannschaft sehr viel helfen. Wenn er verletzt ist, müssen wir die Aufgaben auf das Team verteilen. Ohne ihn sind wir auf den großen Positionen recht dünn besetzt. Ich finde, Stefan Ilzhöfer macht da einen guten Job, wenn er auf die Center-Position ausweicht, auch wenn er die Fünf nicht gelernt hat.
Wenn du mal nur auf dich schaust, bist du zufrieden mit der bisherigen Saison?
Es ist auf jeden Fall ausbaufähig. Meine persönliche Leistung geht einher mit der Teamleistung. Es bringt recht wenig, wenn du gute Zahlen auflegst, aber trotzdem verlierst. Das erste Heimspiel hätten wir gewinnen sollen. Auch gegen Hagen als direkten Playoff-Konkurrenten wäre ein Sieg wichtig gewesen.
Mehr Selbstkritik als -zufriedenheit
Wenn du sagst ausbaufähig, was läuft denn gut und was willst du noch verbessern?
Ich will weiter an meiner Athletik arbeiten. Dazu gehe ich zwei- bis dreimal die Woche ins Fitnessstudio. Ich habe im Sommer in der Hinsicht viel gemacht, aber da ist weiter Verbesserungspotential. Auch in der Defense. Wir spielen da ein neues System. Da muss ich persönlich, aber auch wir als Team noch besser die Mechanismen und Laufwege einstudieren.
Es entstand häufiger der Eindruck, dass eure Gegner zeitweise sehr leichte Punkte in der Zone nach schnellen Passspielen erzielen konnten. Liegt das daran?
Genau, da stimmen die Rotationen nicht immer. Wenn ich den Schritt rauskomme, wird manchmal zu spät geholfen oder ich komme zu spät zurück. Das trainieren wir die ganze Zeit, dass wir da gemeinsam an einem Strang ziehen.
Du hattest einen Zwei-Jahres-Vertrag, musstest allerdings entscheiden, ob du nach einem Jahr eine Option zur Verlängerung ziehen willst. Hast du lange abgewogen oder war dir die Entscheidung schnell klar?
Mir war es eigentlich von vornherein klar, dass ich hierbleiben möchte. Mit Christian habe ich einen guten Coach, der mich weiterbringt und sieht, woran ich arbeiten kann. Außerdem, wie schon gesagt, wollte ich eine größere Rolle übernehmen. Und dann werden wir sehen, ob ich weiter hierbleibe oder wo es hingehen wird.
Unter anderem beim Vorbereitungsturnier bist du mit Christian teils heftig aneinandergeraten. Wie müssen wir uns eure Beziehung vorstellen? Ist das schnell abgehakt oder wirkt das länger nach?
Das gehört dazu, dass man manchmal Meinungsverschiedenheiten hat. Zwischenmenschlich verstehen wir uns aber sehr gut.
Till Gloger hilft dabei, die Zuschauerzahlen zu erhöhen
Du warst vier Jahre auf einem US-College, hast dort Wirtschaftswissenschaften studiert. Bist du jetzt hundert Prozent Profisportler oder machst du noch etwas nebenher?
Ich studiere International Business in Paderborn und schreibe meine Masterarbeit, hier im Verein.
Worum geht es, wenn man fragen darf?
„Verbesserung der Zuschauernachfrage bei den Gladiators.“ (grinst) Wir legen eine Umfrage gegen Schalke und Rostock aus.
Ach was, dann hilfst du ja im besten Fall dem Verein auch im Management. Bist du durch deinen College-Abschluss auch sonst in anderer Hinsicht aktiv hinter den Kulissen? Im Bereich Sponsoring gibt es ja zum Beispiel eher Stagnation.
Nein, sonst konzentriere ich mich nur auf den sportlichen Bereich. Aber als die Frage aufkam bezüglich der Masterarbeit in Sportökonomie, habe ich hier gefragt, ob man das in Verbindung mit der Organisation machen kann. Andre (Ewertz, Geschäftsführer) und Peter (Bieg, Pressesprecher) waren da mit involviert und schauen da zum Beispiel über den Fragebogen.
Vielleicht irgendwann zum Fußball?
Wenn du dich nicht mit Basketball oder Studium beschäftigst, wie verbringst du deine Zeit?
Ich gehe gerne in die Stadt ins Cafe oder in die Pizzeria. Oder an die Mosel, wenn das Wetter passt.
Du hast ja hoffentlich noch einige Jahre vor dir im Basketball. Aber überlegst du schon, wie es danach weitergehen wird?
Spezielle Ideen habe ich noch nicht. Basketball-Coaching denke ich eher nicht. Mich interessieren internationale Beziehungen. Gerne im Basketballbereich, wenn sich das ergibt, aber das ist kein Muss. Sportmanagement würde sich vielleicht anbieten.
Vielleicht dann irgendwann beim VfL Bochum, damit es da nicht so endet wie in Wattenscheid.
Ja, das wäre doch was (lacht).
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