In Trier-West wurde sich am Samstag den 27. August mal wieder geprügelt. Zwei verfeindete Straßengangs schlugen und traten nicht nur aufeinander ein. Nein, sie sangen und tanzten sich auch in Grund und Boden. Eine typische (Trier-) West Side Story eben. 5vier.de war dabei.
Es ist der Klassiker. Zwei verfeindete Gruppen. Zwei Liebende, die nicht zusammenfinden dürfen. Ein tragisches Ende.
Klingt nach Romeo und Julia. Doch Romeo und Julia haben ihre Liebe nicht durch Gesang und Tanz bekundet. Das machen dafür Maria und Tony, in Leonard Bernsteins Meisterwerk „West Side Story“. Wer stimmt nicht sofort ein bei Songs wie „America“, wem steigen keine Tränen in die Augen bei „Somewhere“ und wer kommt nicht ins Schwärmen wenn Tony zu „Maria“ anstimmt.
Eine besondere Location
Am 27. August feierte das Theater Trier nun die Premiere dieses Publikumsmagneten, was an sich schon eine tolle Sache wäre, doch einen besonderen Touch bekommt die ganze Produktion erst durch die besondere Location: der ehemaligen Bobinet-Halle in Trier West. Was vor ein paar Monaten noch eine leerstehende, staubige Fabrikhalle war, erstrahlt nun in neuem Glanze und wird bis zum 9. Oktober fast jeden zweiten Tag bis unter die Decke mit Menschen gefüllt sein. Sprichwörtlich, denn die Zuschauer sitzen auf Tribünen, die von einem Ende der Halle bis an das nächste reicht. Und in der, vom Boden bis fast unter die Decke wahrscheinlich kein Sitzplatz frei bleiben wird. Was nicht nur an der allseits bekannten Story liegt:
Tony und Maria sind unsterblich ineinander verliebt, können jedoch nicht zusammenfinden, da sie beide unterschiedlichen Gangs angehören. Tony, zu den amerikanischen Jets und Maria zu den puerto-ricanischen Sharks. Und als wenn das nicht schon kompliziert genug wäre, ist Marias Bruder auch noch der Anführer der Sharks und Tonys bester Freund der Anführer der Jets. Als es zum Kampf zwischen den beiden kommt, eskaliert die Situation und auch das Schicksal von Tony und Marias Liebe ist damit besiegelt.
In den Hauptrollen zu sehen, sind die hauseigene Sopranistin Joana Caspar als Maria, die ihrer Rolle eine süße, fast unschuldige Note verleiht und Gaststar Carsten Lepper, der sich bereits in zahlreichen anderen Produktionen in ganz Deutschland einen Namen gemacht hat. So spielt er bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere den Tony, wie er im 5vier- Interview erzählte (5vier berichtete).
Überzeugende Hauptdarsteller
Übung macht eben den Meister. So war sein Tony im Spiel authentisch und glaubhaft, bestach aber besonders durch seine gesanglichen Leistungen. Er und seine Opern-Kollegin Joana Caspar geben ein Paar ab, deren Licht besonders im gemeinsamen Spiel leuchtet, ohne den anderen dabei in den Schatten zu stellen. Ein junges, verliebtes Paar am Anfang seiner Beziehung, dass nur so vor Träumen strotzt. Deren Glück jedoch mehr als zerbrechlich ist.
Der Kampf zwischen den beiden verfeindeten Gruppen, die sich „um ein Stückchen Straße prügeln“ ist zu erbittert, auch hier mit wohlbekannten Gesichtern, wie Sabine Brandauer, die eine ausgezeichnete Anita gibt, ein Bravo dafür und Peter Singer, der als Doc an der unsinnigen Gewalt verzweifelt. Als ein neues Gesichter sah man Luis Lay, der den Bernardo als überstrengen Beschützer seiner kleinen Schwester Maria und heißblütigen Verehrer seiner Freundin Anita spielt. Des weiteren wurden zahlreiche Gäste engagiert, die die Reihen der Jets und Sharks stärkten, allen voran Eric Rentmeister als Gangsterboss Riff, der die Gang als Familienersatz betrachtet und jeden Zentimeter seines Reviers bis aufs Blut verteidigt.
Besonderes Lob muss gerade dem gesamten Ensemble ausgesprochen werden, dass sich aus allen drei Sparten des Hauses nebst einigen Gästen zusammengesetzt hat. So konnte man Sänger tanzen und Tänzer singen hören, schauspielern war für jeden ein Muss und es war beruhigend und erfreulich zu sehen, dass keine störenden Niveau-Abstürze zwischen den einzelnen Darstellern zu sehen und zu hören waren. Ein großes Lob für die bestimmt mühevolle Arbeit und den Fleiß aller Beteiligten!
Alles passt zusammen
Choreograph Sven Grützmacher inszenierte, choreographierte und betrieb ökonomische Raumplanung, schließlich musste der gewaltige Raum der Halle gefüllt und darauf geachtet werden, dass jeder der zahlenden Zuschauer etwas vom Schauspiel zu sehen bekam. Seine Choreographien passen zu Situationen und Personen, sind mal cool, mal sexy, mal eine getanzte Schlägerei.
Dirk Immichs Bühnenbild schafft eine rohe, gewalttätige, schroffe Stimmung, die an die kalte, bedrohliche Atmosphäre einer Großstadt erinnert. Das hat nichts mehr mit der niedlichen Filmfassung aus dem Jahre 1961 zu tun.
Die Kostüme von Alexandra Bentele unterstreichen den Kontrast zwischen den rivalisierenden Gruppen: Während die Jets in schwarzen Lederjacken den gefährlichen Eindruck einer Gang machen, sind die Sharks eher in bunten, sportlichen Outfits unterwegs. Die Mädels der Sharks schwingen in farbenfrohen Kleidchen das Tanzbein.
Standing Ovations garantiert
Das Orchester musste sich bis zum tosenden Applaus in einem Nebenraum versteckt halten, erhielt dafür dann aber doppelte Anerkennung durch das Publikum.
Abschließend kann man nichts anderes empfehlen als sich den Auftakt der neuen Spielzeit anzusehen. Doch wer bis zur letzten Sekunde etwas von den Schauspielern und Sängern sehen möchte, muss sich darauf gefasst machen zum Applaus aufzustehen. Standing Ovations garantiert.
Kommende Termine der West Side Story
01.09., 04.09., 06.09., 08.09., 10.09., 11.09., 16.09., 17.09., 18.09., 20.09., 22.09., 24.09., 25.09., 28.09., 30.09., 01.10., 07.10., 09.10.
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