Am 10. September öffnet das Rheinische Landesmuseum Trier seine Pforten zu einer neuen Ausstellung. Gezeigt werden die letzten 200 Jahre der Trierer Stadtgeschichte in eindrucksvollen Fotografien. 5vier.de hat sichs mal angeschaut.
Trier: Die Stadt in der man alle hundert Meter auf römische Altertümer trifft, die Stadt in der ein McDonalds in der Nachbarschaft zu einer mittelalterlichen Gasse liegt, die Stadt deren frühe Vergangenheit mit Ausnahme der römischen und mittelalterlichen Highlights scheinbar vergessen ist. Bis jetzt, denn in wenigen Tagen öffnet das Rheinische Landesmuseum Trier seine Pforten zu einer Ausstellung, die sich mit eben diesen letzten 200 Jahren beschäftigt, die sonst so sang- und klanglos hinter der Porta verschwinden. In sechs Etappen zeigt die Ausstellung mit viel Bildmaterial wie sich Trier von einem mittelalterlichen Städtchen in eine moderne Großstadt verwandelte. „Mittelalterliches Städtchen“ wird der aufmerksame Leser sich nun fragen. Gibt es denn schon so lange Kameras? Das nicht, aber wenn es noch keine Kameras im Mittelalter gab, dann belässt man die Stadt eben bis ins 19. Jahrhundert hinein weitestgehend in ihrem mittelalterlichen Zustand. Eine Großpanorama aus dem Jahre 1834 zeigt, direkt am Beginn der Ausstellungsfläche, dass Trier bis zu diesem Zeitpunkt noch größtenteils mittelalterlich geprägt war. Eine Stadtmauer hinderte die Stadt am Wachsen, 23.000 Menschen konnten in ihr leben. Aufgrund der schlechten sanitären Einrichtungen und der „altbackenen“ Wasserversorgung, 1905 hatten Haushalte in Trier noch einen Brunnen und kein fließendes Wasser, ging allerdings auch nicht mehr. Raum brauchte man, neue Plätze wurden geschaffen und Straßen begradigt indem man einiges einriss; dies geschah allerdings nur innerhalb der Stadtmauern. Erst mit dem Abtragen der Mauer um das Jahr 1875 herum, konnte die Stadt weiter vergrößert werden. Die Ausstellung zeigt in zahlreichen Fotografien, wie die Stadt weiter wächst und wächst, wie sie den 1. und auch den 2. Weltkrieg übersteht und wie sie nach dem Krieg einerseits wieder „historisch“ aufgebaut wird oder andererseits moderne Gebäude errichtet werden.
Einige Gemälde des Malers und ehemaligen TV- Karikaturisten Martin Dittrich, der 1958 im Alter von 30 Jahren verstarb, zeichnen ein Zukunftsbild aus den 50er Jahren, dass Trier als „Chicago an der Mosel“ zeigt. Wobei einem direkt das Bild von Schnapsbrennenden Banden in Trier- West al’a Al Capone in den Sinn kommt. Die Ausstellung schließt mit ein paar Filmsequenzen aus verschiedenen Zeiten, darunter solche von Peter Marzen oder auch Amateuraufnahmen der Familie Calchera. Untermalt wird die Ausstellung durch kostenlose Audioguides, die einem mal auf „Hochdeutsch“ mal auf Trierer Platt Anekdoten und Wissenswertes zu den Bildern erzählen. Seine Stimme hierzu lieh Helmut Leiendecker.
Das Landesmuseum hat die Ausstellung in fast kompletter Eigenregie entworfen und ins Leben gerufen, geleitet wurde das Projekt von Mechthild Neyses- Eiden und Peter Seewaldt, Informationen wurden durch Frank Unruh zusammengetragen, die Ausstellungsgestaltung machte Franz- Josef Dewald, der das hauseigene Graphikatelier leitet. Ralf Kotschka, Leiter von visual concepts, einer Medienproduktion aus Trier, sorgte für die Filme am Ende. Neyses- Eiden rechnet mit Extremen bei dieser Ausstellung, also sowohl solchen, die die Neubauten begrüßen, als auch solchen die das Verschwinden alter Güter bedauern.
Trierer Museumsgänger und solche, die es gerne werden wollen, sehen hier eine Ausstellung, die ein Stück Geschichte zurück ins Gedächtnis ruft, das sonst gerne übersehen wird und zeigt wie Trier das Gesicht bekam, was es heute hat. Dabei offenbart sie auch, was man auf diesem Weg alles verloren hat, wieviele charmante, mittelalterliche Gassen verschwunden sind, welche Bauten es nicht mehr gibt und wo heute ein Baumarkt anstelle eines alten Bahnhofs steht. „Großstädte sind heute meist ‚gesichtslos‘,“ erklärt Neyses- Eiden und beim Betrachten der Bilder fällt einem schnell auf, dass im Gesicht der Stadt Trier ein Stück Geschichte fehlt. Zwischen antikem Stadttor und modernem Fastfood- Restaurant.
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