Als waschechter Trierer stand Gitarrist – Sounddesigner, Komponist und Produzent Michael Brettner schon auf vielen Bühnen in dieser Welt.

Mit den Großen der Musikbranche unterwegs – kennt er sie alle. Viel Applaus räumte er ab – spielt auf der Gitarre wie kaum ein Anderer und ist bekannt für virtuose Spieltechnik, seine ungewöhnlichen Rocksounds und seine Vorliebe für Schottenröcke als Bühnengarderobe. Aktuell lebt der Trierer im schönen Köln – wo er auch seine Rockademy führt. Die Musik ist seine große Leidenschaft – stand er zum Beispiel schon mit Künstlern wie Peter Maffay oder Udo Lindenberg gemeinsam auf der Bühne. Momentan spielt der Trierer in der Live-Band von Schlager-Ikone Matthias Reim. Sein Leben – seine Passion und eine eventuelle Rückkehr nach Trier? 5vier-Redakteur André Mergener sprach mit Michael Brettner über seine Anfänge – sein Erlebtes und über seine Zukunft.
Heimat und Wurzeln
Ein echter Trierer Jung – was bedeutet für Sie Heimat?
Michael Brettner: Ich liebe mein Städtschie! Viele großartige Erinnerungen verbinde ich mit Trier. Café Greco, Luke, Ex-Haus, all diese Locations haben meine Jugend geprägt. Mit meinem Kumpel Leo habe ich oft im Simpel abgehangen, statt in unsere Fremdsprachenkorrespondentenausbildung (ich brauchte 3 Semester um dieses Wort schreiben zu können) zu gehen.
In Trier bin ich musikalisch sozialisiert worden und habe als Musiker laufen gelernt. Hier habe ich viele großartige Menschen kennengelernt, Freunde von denen ich weiß, bis der Deckel irgendwann zugeht, werden ein Teil meines Lebens sein und auch drüber hinaus. Ich freue mich immer wieder „Hemm“ zu kommen und fühle mich nach wie vor sehr wohl in Trier und als kleiner Teil dieser Stadt. Eine der wichtigsten und prägendsten Erlebnisse meines Lebens waren die 15 Jahre, in denen ich Musik mit den Mitarbeitern der Lebenshilfe-Werke Trier gemacht habe.
Als ich diesen „Job“ 2013 aufgeben musste, da ich es beruflich nicht mehr hinbekommen habe, zwischen Trier-Köln und komplett Ost-Deutschland (Matthias Reim) zu pendeln, bin ich mit zwei weinenden Augen gegangen und heute noch habe ich Kontakt zu einigen Mitarbeitern der Werkstatt. Kurz gesagt, auch nach nun fast 15 Jahren Köln, Trier ist immer noch mein „Dahemm“.

Einmal Trier, immer Trier…
Wie blicken Sie auf Ihre Stadt – an welchem Fleck der Stadt fühlen Sie sich besonders wohl?
Michael Brettner: Ich habe es geliebt mit einem Buch auf dem Schoss im Kreuzgang zwischen Liebfrauenkirche und Dom zu sitzen im Sommer oder oben an der Mariensäule zu hucken und über die Stadt zu schauen. Einfach herrlich!
Mit 15 Jahren fanden Sie den Weg zur Gitarre. Wieso dieses Instrument?
Michael Brettner: Meine Mutter ist ein musikverrückter Mensch und hat mich von Kindesbeinen an mit Musik überschüttet. Da sie selbst Gitarre spielt, waren immer Instrumente im Haus. Als ich dann auf einem Schulfest die damalige Schulband gesehen hatte, entstand in mir der Wunsch Gitarre zu lernen. Da bei uns im Haus mein geliebter Albert Niesen (Piere Kertzman) ein und aus ging, hat meine „Ma“ ihn direkt angehauen, ob er mich unterrichten könnte und the Rest is History :-D.
Basis-Wissen an der Gitarre
Wie lange dauert es bis man Gitarre spielen kann?
Michael Brettner: Es hängt tatsächlich vom Einsatzwillen ab. Je mehr du an Zeit investierst und vor allem je mehr Lust du hast, um so schneller kommst du voran. Und natürlich steht und fällt es mit einem guten Lehrer/innen und Trier hat da so einige von, wie z.B. Christoph „Junior“ Haupers. DANKE JUN!!!! (Er hat mir einige musikalische Türen geöffnet, als ich bei ihm Unterricht hatte).
Gefühl für Sounds – spielerische Qualität oder das perfekte Setting?
Michael Brettner: BOAH! Trial and Error und man muss viel Error in Kauf nehmen und Zufriedenheit wird es in dem Sektor nie geben :-D!
Künstler – oder Musiker? Wie bezeichnet man einen Gitarristen?
Michael Brettner: Es hängt davon ab. Künstler bist Du immer dann, wenn Du frei agieren darfst, sprich deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst, auch wenn du „nur“ ein so genannter Miet-Mucker bist, also für andere Künstler spielst, du dort aber die Freiheit hast, wie ich bei Matthias Reim, deinen Stil und deine Skills mit einbringen zu dürfen. Es gibt aber auch ganz klar definierte Musikerjobs, wo es lediglich darum geht zu reproduzieren, was andere vorgeben. Dann bin ich „nur“ Musiker.
Die wichtigste Fähigkeit/Eigenschaft die man als Gitarrist braucht?
Michael Brettner: Die Basis aller Musik ist immer die Rhythmik. Deshalb sind in meinem Gitarrenunterricht immer auch ein paar Stunden am Schlagzeug mit dabei. Feinmotorik usw. braucht man natürlich auch und diese muss ebenfalls antrainiert werden, mit viel Geduld und der 3er Regel: Mach es RICHTIG; Mach es LANGSAM; Mach es OFT!

Zweite Heimat Köln
Seit einigen Jahren leben Sie nun schon in Köln – wo Sie auch eine eigene Musikschule betreiben. Wo liegen die Anfänge dieser Schule bzw. wann zündete die Idee bei Ihnen eine eigene Schule zu gründen?
Michael Brettner: 2014 wurde für mich quasi aus einer Notsituation heraus immer klarer, dass ich mich alleine aufs Musikmachen nicht verlassen kann. Gemeinsam mit meinem besten Freund Christian Besch, den ich kennenlernen durfte auf dem Domfreihof bei der Nacht der Stimmen 2001, wo wir gemeinsam auftraten, habe ich dann die rockADEMY Musikschule gegründet. Als Pate stand mein uralter Freund Michael Kernbach (Ur-Trierer) und seine Frau Anke Beuth bereit. Micha kenne ich seit über 30 Jahren und ich habe an seiner Musikschule der Popfarm in Bonn 10 Jahre unterrichtet, quasi von Gründung an. Ihm hatten wir unsere Idee vorgestellt und er hat sofort gesagt: MACHEN! Wir haben mit 10 Schülern angefangen und sind jetzt bei fast 400.
Hier werden Stars an der Gitarre geboren…
Was genau kann man in Ihrer Schule lernen – reines Gitarrenspielen, oder mehr?
Michael Brettner: Sämtliche Instrumente im Rock-Pop Bereich. Auch Blasinstrumente und moderne Herangehensweisen an Musik wie Ableton Live oder das Arbeiten mit Musikproduktionsprogrammen wie Logic. Unsere Homepage www.rockademy.koeln bietet reichlich Infos.
Wie motivieren Sie ihre Schüler?
Michael Brettner: Die Motivation erfolgt ausschließlich über den Spaß und die Freude am Musikmachen. Das ist unser Ziel, unsere Schüler für Musik zu begeistern, was zugegebenermaßen in der heutigen Zeit, bei dieser doch sehr blutarmen Musik die seit Jahren in den Charts grassiert, nicht immer einfach ist 😀
Angenommen Sie könnten Ihren Schülern nur drei Übungstipps geben – welche wären das?
Michael Brettner: Mach es RICHTIG; Mach es LANGSAM; Mach es OFT!

Große Namen als Vorbilder..?
Was denken Sie bzw. was fällt Ihnen als erstes ein ,wenn man Ihnen große Namen/Gitarristen wie „Slash“ der Band Guns n Roses nennt?
Michael Brettner: Klischee, aber geiles Klischee und ich liebe Slashs Solo Sachen! Ein großartiger Gitarrist und Sweet Child of Mine ist nach wie vor einer meiner absoluten Lieblingssongs.
Welcher Gitarrist hat eventuell ihren Stil beeinflusst? Gibt es Vorbilder?
Michael Brettner: Ganz einfach: ALLE 😀 Ich liebe Jeff Beck, Satriani, Clapton, Steve Vai, SRV, Eric Johnson, Adrian Legg, Tommy Emmanuel, Yngwie Malmsteen, Nile Rogers, Michael Landau usw. usw. usw.
Was war Ihre rockigste Zeit? Mit wem haben Sie am liebsten zusammen Musik gemacht?
Michael Brettner: Ganz klar: ROKKEN ein Spaßprojekt erster Güte (Live-Metalkaraoke). Viele Musiker aus der Trierer Szene, Michael Kernbach, Jörg „Waldi“ Bracht, Michael „Steini“ Stein, Heiko Wilhelmus, Rainer „Elute“ Kind, Chitty Somapala, Stephie Wollmann (Crutchfield). Mit ROKKEN waren wir auch in der Tufa, vor der Porta, auf Wacken und auf vielen anderen tollen Bühnen.
Können Sie sich mit jeder Musik die sie jemals mit ihrer Gitarre gespielt haben auch identifizieren?
Michael Brettner: Ganz klares JA. Ich habe die Einstellung, es gibt keine schlechte Musik, nur schlecht gespielte (ok hier und da…). Ich bin MEGA dankbar diesen Beruf ausüben zu dürfen und habe noch nie die Wertschätzung für meinen Beruf verloren, auch wenn ich oft mit der Business Seite meines Jobs hadere.
Preise und Co….

2000 räumten Sie den 1. Preis beim internationalen Nachwuchswettbewerb „Best European Young Musician“ der Los Angeles Music Academy (L.A.M.A.) in der Sparte „Gitarrist“ ab. Wo steht bei Ihnen der Preis, zuhause oder wo?
Michael Brettner: Die Urkunde hängt in meiner Schule und die Gitarre die ich gewonnen hatte, steht in meinem Studio im großen Gitarrenständer :-)!
Würden Sie in Ihrem Leben diesen Weg erneut einschlagen und wann gibt es eine Rückkehr in Ihre Heimat Trier?
Michael Brettner: Genau so würde ich es wieder machen. Hätte ich das Wissen von heute, würde ich natürlich ein paar Dinge in der Feinjustierung verändern. Mit allen Fehlern und Stolpersteinen, Ja, ich würde es wieder so machen, aber ich würde nur früher anfangen, meine eigene Musik konsequent zu verfolgen. Trier bzw. die Eifel ist leider noch in weiter Ferne, aber wenn es soweit ist, werde ich mich nicht dagegen sträuben :-).
Was ist sind Ihre nächsten Projekte – bzw. was steht in der Zukunft noch an?
Michael Brettner: Gerade komponiere ich an meinem ersten eigenen Album. Ich habe viele Leute hinter mir aus der Szene, die Gewehr bei Fuß stehen und nur darauf warten, dass ich ihnen die fertigen Bänder in die Hand drücke :-). Außerdem sind wir gerade mit meiner Band „Eldorado“ dabei, unser zweites Album zu veröffentlichen und mit der Band „Fatimarie“ nehmen wir gerade unser erstes Album auf.
Okay Herr Brettner – ich danke Ihnen für das Interview und wünsche ihnen weiterhin alles Gute und viele weitere geile Sounds auf der Gitarre.
Michael Brettner: Danke 😀 !
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