In einer neuen Serie beleuchtet 5vier.de Trierer Sportvereine abseits des großen Medienechos. Denn unsere Stadt hat sportlich deutlich mehr zu bieten als nur die Eintracht, TBB oder die Miezen. In der ersten Folge geht es um einen Bundesligisten, den nicht jeder auf dem Zettel hat.
Wenn man in Trier an die höchste deutsche Spielklasse denkt, fallen einem vermutlich als erstes die Basketballer von der TBB oder die Trierer Miezen ein. Doch wer weiß schon, dass wir in der Stadt noch einen Bundesligisten haben, der eher selten mediale Beachtung findet. Die Rede ist von den Schachspielern der SG Trier, deren Erste Mannschaft in Deutschlands höchster Spielklasse antritt. Zudem ist der Verein auch noch einer der ältesten Sportvereine in Trier. 1877 gegründet, fusionierten im Jahr 2008 die SG Turm Trier und der SC Trier-Süd zur neuen Schachgesellschaft Trier.
„Beide Vereine haben ihre Stärken mitgebracht und vereint“, erklärt Stefan Müllenbruck, Mannschaftsführer des Bundesligateams. Turm Trier spielte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Jahr in der Bundesliga. Trier-Süd zeichnete sich durch eine sehr gute Jugendarbeit aus. Die Nachwuchsförderung ist auch jetzt noch die wichtigste Säule im Verein. „Die Idee ist, in Trier Schach bei den Jugendlichen zu etablieren. Die Jugendarbeit ist ein starkes Standbein und die Bundesliga als Aushängeschild sozusagen ein Leuchtturm, ein Ziel, auf das man bei uns hinarbeiten kann“, sagt Müllenbruck. Dazu arbeitet man viel mit den Trierer Schulen zusammen, um den Kindern das „Spiel der Könige“ näher zu bringen. In Pilotprojekten wird unter anderem mal eine Stunde Schach statt einer Stunde Mathematik angeboten. „Schach stärkt die Konzentrationsfähigkeit und ist daher für viele Kinder sehr gut geeignet“, so Müllenbruck. Der Erfolg gibt der SG Trier Recht. Der größte Schachverein in Rheinland-Pfalz (160 Mitglieder) hat momentan vor allem sehr großen jugendlichen Zulauf. Natürlich bleiben nicht alle Kinder über Jahre hinweg dem Schachverein erhalten, doch ab und zu wird man für die gute Nachwuchsarbeit mit einem großen Talent belohnt. So gehört Georg Meier, der in Trier ausgebildet wurde, zu den besten deutschen Schachspielern und spielt inzwischen bei der OSG Baden-Baden, die zuletzt sechsmal in Folge Deutscher Meister wurde. „So ein Talent bringt man natürlich nur alle zehn Jahre mal heraus“, meint Müllenbruck. Doch das nächste könnte bereits in den Startlöchern stehen. Charlotte Sanati war zuletzt Teilnehmerin der Jugend-Weltmeisterschaft in der Klasse der unter Zehnjährigen.
Inzwischen hat man einen so großen Kader, dass die SG Trier insgesamt zwanzig verschiedene Mannschaften in allen Klassen stellen kann. Nur ein Frauenteam fehlt noch. „Wir haben zwar ein paar Frauen im Verein, aber leider reicht es nicht für eine eigene Mannschaft. Ich würde mich sehr freuen, wenn da etwas zustande käme“, so Müllenbruck. Aber auch bei den Herren und Jugendlichen sind neue Interessenten gerne willkommen. Man muss ja nicht direkt in der Bundesliga anfangen, die für viele als die stärkste Schachliga der Welt gilt. Jeden Freitag ab 19 Uhr findet ein offener Spieleabend in der Medard-Schule in Trier-Süd statt. „Da kann man jederzeit mal vorbeischauen“, sagt Müllenbruck, der auch mit einem Vorurteil aufräumt: „Es ist ja auch immer die Frage, ob Schach ein Sport ist. Ich würde sagen: Auf jeden Fall. Denn man muss in hohen Klassen manchmal bis zu sechs Stunden volle Konzentration zeigen. Da ist man nach einem langen Spiel abends ganz schön erschöpft.“
Solch lange Partien finden natürlich eher in der Bundesliga statt, die man auch mal als Zuschauer miterleben kann. „Dass wir kein Zuschauersport im klassischen Sinne sind, ist uns klar“, so Müllenbruck. Doch damit auch Schachnovizen auf ihre Kosten kommen, gibt es bei Heimspielen einen separaten Raum, in dem ein Schachspieler der SG sitzt und genauere Erklärungen zu den einzelnen Spielen abgibt und sozusagen eine Art Kommentatorfunktion einnimmt. Zudem kann man bei der SG Trier mit Weltklassespielern der Bundesliga werben. Beim amtierenden Meister OSG Baden-Baden spielen unter anderem Schachweltmeister Viswanathan Anand und der Weltranglistenerste Magnus Carlsen. „Für manche ist es sicherlich ein Erlebnis solche Weltklasseleute mal spielen zu sehen“, meint Müllenbruck. Die nächste Möglichkeit ein Heimspiel der SG Trier zu besuchen gibt es schon bald. Am Wochenende des 25./26. Februar empfängt man im Sitzungssaal des Landratsamts am Willy-Brand-Platz zwei Gegner in der Bundesliga. Am Samstag um 14 Uhr spielt man zunächst gegen USV Dresden. Am Sonntag um 10 Uhr geht es gegen den SK König Tegel.
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