Ein Kabarettabend mit Klavier, ohne Gesang, politisch
Das politische Kabarett hat es derzeit nicht leicht. Bei so viel prominenter Realsatire in Politik und Gesellschaft fällt es auch dem gewieftesten Kabarettisten schwer, stets topaktuell und messerscharf auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren. Der Kabarettist, Musiker und Ex-Kirchenmusiker Uli Masuth hat sich daher vordergründig auf ein anderes Terrain zurückgezogen – das eigene Ich.
Trier. Uli Masuth, der von der Presse auch schon mal unverfroren als „schönster Kabarettist Deutschlands“ tituliert wird, scheint in seinem neuen Programm „Mein Leben als ICH“ ganz zu sich selbst gefunden zu haben. Das Thema: der Narzissmus der anderen natürlich. „Was ist los in einer Zeit, in der sich die Menschen immer häufiger selbst fotografieren?“, fragt Masuth. „Eine Zeit, in der Ängste wachsen und Ablenkung immer größer geschrieben wird?“ Dem US-Präsidenten Donald Trump hält er zugute, dass für ihn immerhin sein Land zuerst komme: „America first“.
Für Otto Normalverbraucher hingegen laute die Devise nur noch: „I first!“. „Ganz viel, I. Analog zu iMac, iPhone, iPad. Aber spiele ich eigentlich noch eine Rolle, in meinem Leben und im großen Ganzen?“. Fragen, die in der Regel allenfalls pubertierende Jugendliche umtreiben. Aber eben auch erwachsene Egomanen. Das größte Problem des Narzissten ist bekanntlich: „Wie kann ich wieder auf mich aufmerksam machen? Bei Pegida mitmarschieren, AfD wählen oder mal um mich schießen?“
Man muss sich riechen können
So ganz ohne die anderen geht es nun mal nicht, Stichwort Partnerschaft. Die Wissenschaft habe herausgefunden, dass die Partnerwahl vornehmlich über die Nase läuft. „Nur, wie soll das funktionieren in einer Zeit, in der Deo-Roller und Duftwässerchen den Geruchssinn gehörig trüben.“ Schließlich ist Verpackung heutzutage alles, davon ist Masuth überzeugt. Weil er selbst sich als Mensch dieser egomanen Zeit sieht, definiert er sich über sein Aussehen. Gut auszusehen ist ihm wichtig. Natürlich nicht für sich, sondern stets nur für die anderen.
Der „Hetero-Spießer aus Weimar“, wie er sich nennt – ist da am besten, wenn er in seiner unaufdringlichen leisen Art beiläufig die bittere Wahrheit zynisch auf den Punkt bringt: „Wer früher stirbt ist kürzer arm.“ Oder wenn er kurz und knackig lokale Diesel-Fahrverbote für ebenso sinnvoll erachtet „wie Urinierzonen in Schwimmbecken“. Bisweilen schaltet Masuth auch wieder einen Gang zurück und sinniert am Klavier entspannt über den Verlust von Sinnlichkeit und Authentizität in einer zunehmend oberflächlichen Welt. Einer Welt, in der auch die Freundschaft einen Preis hat „den man centgenau aus der Handyrechnung ersehen kann“.
Und da auch reden über sich Publikum braucht, hier der Hinweis zur Veranstaltung:
15. Mai, 20 Uhr, „TUFA“, Wechselstr. 4,
Karten (12/15, AK 13/16) 0651-718-2412
Über Uli Masuth
Der gebürtige Krefelder begann im Alter von 14 Jahren mit Klavier- und Orgelunterricht, studierte Musik und Germanistik, spielte in verschiedenen Bands, produzierte CDs und war in einem vorigen Leben Messdiener und Kirchenmusiker, bevor er sich 1999 auf die Bühnen des Kabaretts wagte. Er ist Förderpreisträger des Rockbüros Nordrheinwestfalen, Preisträger des WDR -Wettbewerbs „Stadtmusik“, Gewinner des Kabarettpreises der Obernburger Kochsmühle und des Reinheimer Satirelöwen.
Weiter Infos findet ihr unter: www.Kabarett-Musik.de
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