Ein Adventskalender im Januar? Spinnen die bei 5vier.de denn jetzt komplett? Nicht ganz, denn kaum einem Termin fiebert der fußballbegeisterte Leser am Anfang des neuen Jahres so sehr entgegen, wie dem Ende der ungeliebten Winterpause. Am 28. Januar rollt in der Region endlich wieder der Ball. Als erste Mannschaft nimmt Regionalligist Eintracht Trier wieder den Spielbetrieb auf und hofft im Heimspiel gegen Idar-Oberstein an die guten Leistungen der Hinrunde anknüpfen zu können.
Wir versuchen, euch die Wartezeit etwas zu verkürzen. In 28 Folgen präsentiert 5vier.de jeden Tag eine kleine Geschichte aus der verrückten Fußballwelt. In Teil 10 geht es um kuriose Trainer-Geschichten von Herzblatt-Teilnahmen, gewagten Sakkos und motivierenden Porno-Vorführungen.
Türchen 10: Bundestrainer für einen Tag
Nein, Michael Oenning wird sicher nicht in die engere Wahl kommen, wenn es um den größten HSV-Trainer aller Zeiten geht. Der sympathische Westfale wurde 2011 als Tabellenletzter entlassen. Mehr Glück als im (Fußball-)Spiel hatte Oenning hingegen in der (TV-)Liebe. 1997 trat er bei der Fernsehserie Herzblatt ganz stylisch in einem Cowboy-Look auf. Der Trainer stellte sich aber nicht als „John Wayne“, sondern als „Mat aus Münster“ vor. Die Masche zog. Er gewann mit der Kandidatin ein romantisches Wochenende, inklusive Flug mit dem legendären Herzblatt-Hubschrauber. Die Geschiche blieb aber in den Medien hängen – zum Leidwesen von Oenning. Auf Twitter parodierte ihn ein User unter dem Herzblatt-Spitznamen „Mat“. Das konnte sich ein Cowboy natürlich nicht ohne weiteres gefallen lassen. Oenning zog den Colt des 21. Jahrhunderts – und nahm sich einen Anwalt. Mit Erfolg. Mittlerweile ist der fiese Zwitscher-Account gesperrt.
Wenn Fans von Borussia Dortmund den Namen „Thomas Doll“ hören, denken sie wohl an eine legendäre Pressekonferenz zurück. Angesichts von anhaltender Kritik platzte Doll vor versammelter Medienlandschaft einmal mächtig der Kragen. Ob er den Text aber vorher geprobt hatte? Jedenfalls nahm er mit entwaffnenden Argumenten die Presse aufs Korn, indem er den wahren Wert ihrer Berichterstattung gnadenlos offenlegte („Das ist doch alles Bla-Bla-Bla“) und seine Wertschätzung dafür dramatisch verdeutlichte („Da lache ich mir doch den Arsch ab!“). Einige Wochen später muss Doll dann seinen Hut nehmen – und tauchte bis heute in keiner Bundesliga-Pressekonferenz mehr auf.
[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=NJc1-nywLbE‘]
Doll hielt es immerhin viele Monate in Dortmund aus und kam sogar bis ins DFB-Pokalfinale. Und sicher lief seine Entlassung deutlich sauberer ab, als die von Toni Schumacher bei Fortuna Köln. Da stürzte nämlich Präsident Jean Löring bei einem Zweitligaspiel gegen Waldhof Mannheim in die Kabine, als es 0:2 stand, wutentbrannt und wenig diplomatisch. „Du hast hier nichts mehr zu sagen, du Wichser!“, war die Botschaft des Mäzens an Schumacher. Es war wohl die einzige Halbzeit-Entlassung der Fußballgeschichte.
Noch viel weniger Zeit als Schumacher hatte Paul Breiter, der 1998 für einen Tag Bundestrainer war. Auf der verzweifelten Suche nach einem Nachfolger für Berti Vogts rief DFB-Präsident Egidius Braun beim revolutionären Breitner an. Doch ein paar Stunden später war Breitner ein Ex-Bundestrainer, weil er in einer Münchner Boulevardzeitung voreilig über seine Konzepte philosophiert hatte. Blöderweise sahen die einen Rücktritt von Braun vor – wegen „Inkompetenz“. Stattdessen wurden so Erich Ribbeck und Uli Stielike verpflichtet, die auch nicht unbedingt zu Volltreffern wurden. Bei der EM 2000 flog Deutschland in der Vorrunde mit Pauken und Trompeten raus. Stielike war da schon entlassen, nach einer eher unglücklichen Amtszeit, in der eigentlich nur das Sakko im Gespräch blieb, das er bei seiner Vorstellung trug. Für Comedy-Shows und TV-Lästermäuler war das ein willkommener Anlass zur Häme.
[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=5if5SYCzjio‘]
Boshaftigkeit ist eine Eigenschaft, die in einem anderen Fall von einem Trainer kam. 1998/99 arbeitete Rolf Schafstall bei Dynamo Dresden – aber nur sechs Spiele lang. Ein skandalträchtiges Interview im „Spiegel“, in dem der Übungsleiter irgendwie deutlich machte, noch nicht so wirklich in der Zeit nach der Wiedervereinigung angekommen zu sein, wurde ihm zum Verhängnis. „Ich komme in die Kabine – da steht keiner auf, da hört keiner zu – kein Anstand. Lauter Ossis.“ Einen Tag später war Schafstall entlassen.
Lustiger war da schon die Zusammenarbeit des italienischen Erstligisten USC Palermo mit Serse Cosmi, die aber schon nach 36 Tagen beendet war. Dabei war das Erfolgsrezept des Trainers unbestritten innovativ: Er zeigte seinen Spielern bei Auswärtsfahrten mit dem Bus, ja, äh, Pornofilme halt! Auf Videomaterial muss an dieser Stelle allerdings verzichtet werden.
Weitere Folgen:
Kommentar verfassen