Ein Adventskalender im Januar? Spinnen die bei 5vier.de denn jetzt komplett? Nicht ganz, denn kaum einem Termin fiebert der fußballbegeisterte Leser am Anfang des neuen Jahres so sehr entgegen, wie dem Ende der ungeliebten Winterpause. Am 28. Januar rollt in der Region endlich wieder der Ball. Als erste Mannschaft nimmt Regionalligist Eintracht Trier wieder den Spielbetrieb auf und hofft im Heimspiel gegen Idar-Oberstein an die guten Leistungen der Hinrunde anknüpfen zu können.
Wir versuchen, euch die Wartezeit etwas zu verkürzen. In 28 Folgen präsentiert 5vier.de jeden Tag eine kleine Geschichte aus der verrückten Fußballwelt. Heute geht es im 19. Türchen um WM-Songs des Grauens und einige wenige Perlen…
Türchen 19: WM-Songs – Ein Genre des Grauens
Ich muss es zugeben: Berti Vogts ist einer meiner ganz großen Fußballheroen. Die epochale Bedeutung des WM-Titels 1990 konnte ich aufgrund meines noch recht jungen Alters und einer frühpubertär antinationalen und somit antiparentalen Grundhaltung nicht so recht genießen und somit war der EM-Sieg 1996 etwas ganz Besonderes. Ein Haufen von Rumpelfüßlern zeigte es der europäischen Fußballprominenz mal so richtig und selbst über das Golden Goal des Dauerlächlers Bierhoff konnte ausgiebig gejubelt werden. Der große Verdienst von Hans Hubert Vogts („Geben sie dem Kaninchen eine Möhre extra…“) besteht aber vor allem darin, mit einer unheilvollen Tradition gebrochen zu haben, nämlich den Gesangseinlagen des Nationalmannschaftschors zu den Weltmeisterschaften. Der letzte Auftritt war zugleich einer der bizarrsten. Zur WM 1994 in den Vereinigten Staaten sang Vogts mit seinen Spielern gemeinsam mit den Village People die Nummer „Far away in America“ ein. Das Ergebnis entspricht durchaus dem Abschneiden der deutschen Mannschaft bei diesem Turnier, ein trauriges 1:2 gegen Bulgarien im Achtelfinale. Ein entfesselter Jürgen Klinsmann scheint beim Videodreh zumindest großen Spaß gehabt zu haben.
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Apropos 1990. Der WM-Song aus dem Jahr des Titelgewinns war alles andere als unumstritten. Gemeinsam mit der Bademantel-Legende Udo Jürgens intonierte die Mannschaft „Wir sind schon auf dem Brenner“, was pazifistische Gemüter durchaus an rollende Panzer und Großmachtfantasien erinnerte. Auch hier legt sich Jürgen Klinsmann wieder besonders ins Zeug, man beachte sein fantastisches Luftsaxofon-Solo ab 1.20 min.
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Doch auch andere Nationen mussten leiden, wie dieses schöne Beispiel aus Italien verdeutlicht:
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Waka Waka und Xaviers Weg
Der Soundtrack zu sportlichen Großereignissen ist mittlerweile ein Milliardengeschäft und entsprechend spielt auch das Kalkül eine große Rolle bei den geschickt platzierten Liedern. 2010 in Südafrika wackelte Shakira mit „Waka Waka“ gewohnt grazil mit den Hüften und beim Sommermärchen 2006 sollte Grönemeyers Herbert mit „Zeit dass sich was dreht“ die Massen auf das Turnier einstimmen. Dort schaffte es dann aber DJ Asamoah Xavier Naidoos „Dieser Weg“ aus der Kabine heraus zum WM-Hit zu machen, was immerhin etwas besser war als der allgegenwärtige Pocher oder die Sportfreunde Stiller. Dass es auch anders geht, beweisen seit vielen Jahren die Engländer, die einen schier unerschöpflichen Fundus an kreativen WM-Songs zu besitzen scheinen. Hier nur ein von unzähligen Beispielen zur WM 2010 (weitere Tophits hier).
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Typisch für britische WM-Songs ist die Mischung aus Resignation und Hoffnung, immerhin liegt der letzte Titel mittlerweile satte 46 Jahre zurück. Unangefochtene Spitze ist aber der WM-Hit schlechthin, nämlich Three Lions von den Komikern Baddiel & Skinner zusammen mit den Lightning Seeds. Zur EM 1996 erstmals veröffentlicht und dann mehrfach aktualisiert, entwickelte sich das Lied zu einer weit über die Grenzen der Insel hinaus beliebten Fußballhymne. Leider sind die offiziellen Videos in Deutschland nur schwer verfügbar, daher sei hier eine Coverversion präsentiert, die sich mit dem Scheitern der Engländer in der Qualifikation zur EM 2008 auseinandersetzt:
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FAZIT: Ohne Fleiß kein Preis
Auch wenn sich in einigen Wochen wieder die Fetenhits Fußball in den Auslagen der Elektronikdiscounter stapeln werden, ist ein gewisses Maß an Kreativität für den Erfolg einer Fußballhymne unabdingbar. Auch bei der sportlich wenig erfolgreichen Frauen-WM 2011 wurde fleißig Musik auf die Konsumenten losgelassen und zumindest Frida Golds Lied „Wovon sollen wir träumen“ hatte gehöriges Ohrwurmpotenzial. Man fragt sich aber doch, warum der WM-Song der „Sommermädchen“ das deutsche Team nicht zum Titel gepusht hat, bietet er doch mit Zeilen wie „Ihr habt die Eier, macht das nächste Sommermärchen wahr / zeigt uns wo der Hammer hängt und macht ihn rein“ alles was man zum Heißmachen vor dem Spiel so braucht. Aber wir können uns sicher sein, dass der Tiefpunkt noch längst nicht erreicht ist und wir in den nächsten Monaten sehr stark sein müssen!
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Weitere Teile:
15. Türchen: Bratwürste, Weizenbier und “Seuchenvögel”
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