Auch wenn es auf den ersten Blick nicht auffällt, finden sich in den Leben des GladiatorsJermaine Bucknor und dem Eintrachtler Josef Cinar so manche Parallele. Gestern habt ihr gelesen, wie sich die zwei Familienväter Anfang diesen Monats über Herkunft und Nachwuchs unterhielten. Heute folgen die Erklärungen, warum beide nach dreijährigem Aufenthalt Trier verließen und später wieder zurückkehrten.
Wir versuchen uns nicht anmerken zu lassen, dass das Duo ohne es zu wissen schon einige vorbereitete Fragen beantwortet hat. Trotzdem gibt es noch viele weitere, weswegen wir ein wenig in das Gespräch dazwischen grätschen.
Ihr habt jetzt schon festgestellt, dass es so manche Parallelen in eurem Leben gibt. Das waren aber nicht die Einzigen bislang. Zum Beispiel wart ihr jeweils drei Jahre in Trier, seid fortgegangen und dann wieder in die älteste Stadt Deutschlands zurückgekommen. Berichtet uns doch bitte von den Gründen und Motivationen, weshalb sich das so entwickelt hat.
Cinar: Ich habe damals ein Angebot aus einer höheren Liga bekommen, aus Burghausen. Ich habe mich zwar hier wie zu Hause gefühlt und war stolzer Kapitän der Eintracht, aber ich dachte, ich muss und kann den nächsten Schritt machen. Es ist mir schwergefallen, sowohl der Wechsel als auch der neue Start. Doch es lief gut, sodass ich ein weiteres Angebot von einer Mannschaft aus der 3. Liga bekam, die in die 2. Liga aufsteigen wollten. Also ein weiterer Schritt in meiner Karriere. Das war in Chemnitz, kennst du das?

Vor 7 1/2 Jahren der Kapitän der Eintracht: Josef Cinar Foto: Anna Lena Bauer
Bucknor: Chemnitz? Natürlich, das ist unser nächster Gegner. (grinst)
Cinar: Dort funktionierte es aber nicht so wie erhofft, es gab keinen richtigen Teamgeist. Daher bin ich nochmal gewechselt, dieses Mal in die Türkei. Dieser Herausforderung wollte ich mich stellen. Da blieb ich dann über drei Jahre, es war eine tolle Erfahrung, auch, weil es schwierig war. Ich bin sehr dankbar, weil ich dort besondere Momente hatte.
Aber mit 33 Jahren und einer schwangeren Frau, wollte ich wieder zurück nach Deutschland. Ich hatte immer Kontakt nach Trier und sie sagten, dass sie auf der Suche sind. Wir dachten uns, dass das der geeignete Ort ist, um das „zweite Leben“ zu starten, also im Hinblick auf die Zeit nach der Spielerkarriere.
Bucknor: Tatsächlich, auch hier haben wir einige Gemeinsamkeiten. Ich kam 2012 nach Trier und hatte drei großartige Jahre, die Mannschaftskameraden und die Fans waren hervorragend. Es lag schon ein Vertrag für die nächste Saison vor, es wurde sich sogar über eine Verlängerung bis 2017 unterhalten. Alles passte, bis es zu den Finanzschwierigkeiten kam. Dann hatten wir keine Wahl mehr, meine Tochter, die Zweitgeborene, kam gerade erst auf die Welt. Wir brauchten Stabilität.

5 1/2 Jahre ist es her, als Jermaine Bucknor zum ersten Mal an die Mosel wechselte. Foto: TBB Trier
Cinar: Ja, Stabilität ist enorm wichtig. Für die Familie sowieso, aber auch um sportlich das Beste aus sich rauszuholen.
Bucknor: Exakt, deswegen sind wir nach Belgien gewechselt, wo ich international spielen konnte, also auch einen weiteren Karriereschritt machen konnte, so wie du damals. Danach wechselte ich nach Argentinien, was finanziell sehr interessant war. Dort blieben wir aber nicht so lange und durch eine Facebook-Nachricht an meine Frau wurde der Kontakt nach Trier wieder aufgenommen. Die Entscheidung für ein Comeback war für mich zu diesem Zeitpunkt eine leichte.
Es läuft nicht immer wie gewünscht
Das zu Beginn lockere und freudige Gespräch wandelt sich durch ihre Geschichten in ein ernsthafteres. Man merkt ihnen an, wie prägend ihre Lebensentscheidungen waren.
Was geht denn in einem vor, wenn man vor existenziellen Fragen und Herausforderungen steht und nicht weiß, wie es weitergeht? Wie schwierig war das für euch und eure Familien?
Bucknor: Ganz ehrlich, das war eine sehr schwierige Zeit. Die Insolvenz war sehr aufreibend, eben wegen der zweiten Geburt. Ich war der Brötchenverdiener und bekam dann in einem Meeting zu hören, was los ist. Ich war geschockt. Man hat zwar den Glauben, dass das alles schon wieder wird, aber es hat viele Nerven gekostet.
Cinar: Sowas kostet unglaublich viel Energie. Du musst dich um so viel kümmern, was in einem professionellen Umfeld nicht nötig ist. Da kannst du dich voll auf die Arbeit konzentrieren. Um auf höchstem Level zu spielen, brauchst du einen freien Kopf. Man hat Verantwortung als Familienvater, da ist es nicht leicht, wenn die Zukunft unklar ist. Auch als starke Persönlichkeit kannst du zwar deine Sorgen verstecken, aber du bist trotzdem eingeschränkt.
Bucknor: Richtig. Wenn du auf dem Spielfeld stehst kannst du die Probleme zwar verdrängen, aber die Vorbereitung auf Spiele leidet zum Beispiel darunter. Oder beim Essen und anderen Alltäglichkeiten hast du das permanent im Kopf. Es macht dich müde, erst mental und dann physisch. Aber, du willst trotzdem versuchen 100 % zu geben. Denn am Ende des Tages hat jeder seine eigenen Schwierigkeiten im Leben. Man muss das Beste draus machen. Und die Fans merken es, wenn du dich trotzdem voll reinhängst.
Am Dienstag folgt der dritte und letzte Teil des Interviews mit Jermaine Bucknor und Josef Cinar. Dann könnt ihr lesen, warum es auch für Profisportler wichtigeres als Sport gibt und was sie für ihre Zeit nach der Spielerkarriere planen. Ihr dürft gespannt sein.
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