Der Traum im jungen Alter einmal Profifußballer zu werden ist allgegenwärtig. Nicht jeder packt diesen Sprung – für viele ist und bleibt es ein Leben lang nur eine Vorstellung in einer Traumblase.
Talent, Ehrgeiz aber auch Glück und gute Kontakte spielen hier eine tragende Rolle. Selbst muss man viel opfern, um seinem Traum schließlich näher zu kommen und am Ende auch zu verwirklichen. Für Alexander Shehada wurde dieser Traum Realität.
Als kleiner Wicht einst beim heutigen Sechstligist FSV Trier-Tarforst die untere Jugendschiene durchlaufen, wurde sein Talent schnell deutlich. Topclubs wurden hellhörig und nahmen den heute 21-Jährigen unter Vertrag. So genoss der Deutsch/Palästinenser eine Entwicklung in der U17 und U19 des 1. FC Kaiserslautern sowie anschließend in der U19 der SV Elversberg, ehe sein Weg fortlaufend in die Höhe schnellte und er sich schließlich heute in der 4. Liga beim Nordclub und Regionalligist SV Drochtersen/Assel wiederfindet.
Bei unserem Treffen betrat er nun wieder seine alte Wirkungsstätte. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte gnadenlos – ging er mit nostalgischem Blick auf den Rasenplatz am Sportzentrum des FSV Trier-Tarforst. Seine Heimat – sein Anfang. „Hier kommen schöne Erinnerungen hoch. Eine tolle Zeit die ich hier erleben durfte“, blickt er mit einem Schmunzeln zurück und kramt noch mehr Erinnerungen hervor, die ihm spontan an alter Wirkungsstätte einfielen: „Zum Training ging es immer mit dem Fahrrad. Anschließend mit den Jungs zusammen gekickt und eine sehr schöne Kindheit hier oben verbracht.“
Doch in all den Jahren hat sich in Trier-Tarforst viel getan. „Früher war noch der Hartplatz hier“, rief er mir erstaunt entgegen. Heute weilt hier einer der schönsten Rasenplätze der Region, wie auch Alex mit großer Bewunderung eingestehen muss: „Der Rasen sieht sehr gepflegt und sehr gut in Schuss aus. Bestimmt ein tolles Gefühl darauf zu spielen“, setzt er grinsend nach, während wir bei unserem Gespräch auf den heißen Stehrängen schon sehr viel Schweiß lassen mussten.
Durchlaufen hat er beim FSV praktisch alle Jugendstationen – einschließlich Bambinis. Schon damals als kleiner Kicker zeigte sich Shehada ehrgeizig und suchte den Erfolg an allen Ecken. „Ich war kein Kind von Traurigkeit. Schon damals war ich ein offener Junge mit klaren Zielen und Vorstellungen. Ich wusste was ich wollte und musste mir schließlich alles selbst erarbeiten“, beschreibt er sich in jungen Jahren kurz und bündig. Heute ist er ein groß- und breitgebauter junger Mann mit stylischem Haarschnitt und Bart. Modisch und keck sein Erscheinungsbild, machte er schließlich sein Hobby zum Beruf. Fußballer – Lizenzspieler, höherklassig und mit Leidenschaft am Ball, durchlief er einige Stationen die ihn formten und reifen ließen. „Bei all den Clubs habe ich sehr viel an Erfahrung dazugewonnen. Für meinen Werdegang war jeder Verein wo ich spielen durfte sehr wichtig“, unterstreicht der Fußballer mit überzeugender Stimme.
Dabei musste Alex viel opfern. Noch als Minderjähriger verließ er sein Elternhaus Richtung Kaiserslautern in ein Sportinternat. Hier stand die Förderung geschrieben, während seine Freunde fernab der Heimat eine relativ normale Kindheit genießen konnten. Neben dem Schulischen stand schließlich der Fußball im Mittelpunkt. Eine harte Zeit, wenn nicht sogar sein persönlicher Schlüssel zum Erfolg, wie der 21-Jährige klarstellt: „Sicherlich ging es früh von Zuhause weg. Damals fiel es mir auch relativ schwer. Doch ich hatte ein Ziel vor Augen und das wollte ich mit allen Mitteln erreichen. Ich wollte Profifußballer werden und dazu zählt schließlich eine Menge Arbeit.“
Schon während seiner Zeit beim FSV nahm er Reisen in Kauf wie kein anderer Spieler seines damaligen Jahrgangs. Die Nominierung in den Stützpunkt, mehrmals in die Rheinland-Auswahl beordert oder zum DFB-Sichtungstraining (Nationalmannschaft) nach Duisburg. Sein Plan war schon damals gezielt gestrickt. Familie und Freunde auf der einen Seite – sein Traum auf der anderen. Alexander Shehada blieb schließlich seinem Traum treu und machte ihn rückblickend zur Realität. Freude und ein gutes Gefühl der eigenen Selbstdisziplin, würde er jeder Zeit alles wieder ganz genauso machen, wie der Deutsch/Palästinenser selbstbewusst bekundet:
„In meinem Leben musste ich auf diverse Dinge verzichten, um meinem Traum von einer Fußball-Karriere näher zu kommen. Am Ende grüßte der Erfolg. Ich habe es gepackt. Es ist ein richtig tolles Gefühl. Ich denke auch das ich von dem Internat gewisse Tugenden mit auf den Weg bekommen habe. Hier galten harte Regeln. Vor der Schule Training und nach der Schule Training. Viel Zeit für Freunde hatte ich somit nicht. Das ist mir ehrlich gesagt aber auch gar nicht so schwer gefallen, immerhin verfolgte ich ja mein großes Ziel. Erst als ich den Führerschein hatte, konnte ich öfters in meine Heimat fahren und somit auch Freunde und Familie treffen. Unterm Strich war es also eine Zeit, sei es als Jugendspieler in Tarforst oder später im Internat, die mich sehr geprägt hat.“
Geprägt hat ihn auch seine bisherige Zeit in der 4. Liga. Im hohen Norden – unweit der Elbmetropole Hamburg entfernt, lief der Fußballer mit Tarforster Wurzeln beim SV Drochtersen/Assel auf. „Sicherlich war ich dort noch weiter von meiner Heimat entfernt“, sagt Alex mit verzerrtem Blick und hebt weiter hervor: „Doch ich habe diesem Club sehr viel zu verdanken. Er genießt im Norden ein sehr großes Ansehen und bot mir schließlich die Möglichkeit, in der 4. Liga Fuß zu fassen“, unterstreicht der 21-Jahrige mit dankender Miene, dessen Zukunft derzeit aber noch offen ist, wie er direkt klarstellt: „Mein Vertrag dort endet jetzt und meine Wege im Fußball sind also völlig offen. Angebote von diversen Clubs liegen vor.“
Selbst ein Angebot aus der Region aus Höhe des Trierer Moselstadions stand ihm zur Wahl. Eintracht-Trier ist eine Option – doch aktuell möchte er weiter in der Regionalliga seine Entwicklung voranbringen, wie Shehada überzeugend klarstellt: „Sicherlich wäre es reizvoll und ein toller Wechsel, wenn ich mal für Eintracht-Trier spielen würde. Das Angebot lag vor. Doch ich persönlich möchte weiterhin in der Regionalliga Fuß fassen und mich weiterentwickeln. Die Oberliga wäre daher kein kluger Schritt von mir.“
Ein weiterer Höhepunkt seiner noch jungen Vita erhaschte er schließlich im Jahr 2018 – als ein Anruf ihn zur U23 von Palästina beorderte. Nationalmannschaft – ein weiterer Traum wird wahr, steppte er nun auch auf internationalem Boden, auch wenn die Sicherheit und das Risiko immer allgegenwärtig waren, wie Alex weiter ausführt: „Der Anruf erfolgte damals über den Manager der U23, der mit meinem Berater Kontakt aufnahm. Für mich persönlich war es natürlich eine großartige Sache und Ehre zugleich, für dieses Land zu spielen. Leider aber immer auch mit einem Hauch Risiko, da die Sicherheitslage in Palästina sehr ungewiss ist. Spiele und Trainingslager konnten demnach nicht in Palästina stattfinden“, erzählt der Stürmer mit besorgtem Blick.
Also wich die Mannschaft aus. Mal nach Qatar, mal nach Jordanien oder Algerien, dort fanden am Tag mehrere Trainingseinheiten statt, meistens frühmorgens und spät am Abend. „Wegen der Hitze geht das gar nicht anders“, ergänzt Shehada. Alles in allem war es für ihn aber eine richtig tolle Zeit, wo der Youngster nicht nur neue Eindrücke sammeln konnte, sondern natürlich auch an seiner persönlichen Entwicklung gefeilt hat.
Während unseres Gesprächs – bei gefühlten 40 Grad, wandert sein Blick immer wieder über die Heimstätte seines Heimatvereins. Die noch frische Baustelle wo das geplante Kleinspielfeld bald die Kleinen begeistern wird, das alte Clubheim am anderen Ende des Platzes, das gesellige und einladende Sportzentrum mit Restaurant und Biergarten und eben der saftig grüne Rasen. Die Gedanken im Hier und Jetzt gefallen – ist der Kontakt zu seinen Jungs nie wirklich abgebrochen, wie der 21-Jährige weiter erzählt: „Der Kontakt nach Tarforst ist in all den Jahren nie abgebrochen. Sei es zu meiner Familie und zu meinen Freunden, sowie auch zum Verein selbst. Man bekommt auch das sportliche Geschehenen mit, fiebert fernab der Heimat mit und drückt natürlich immer die Daumen. Ich weiß woher ich komme und deshalb wird der FSV Trier-Tarforst immer einen Platz in meinem Herzen haben.“
Grund genug um nach zu bohren. Durch die Blume gefragt – wann darf man sich denn bei all der Liebe zum Verein auf das Debüt im Tarforster Trikot freuen?! „Man soll niemals nie sagen. Dem Verein habe ich sehr viel zu verdanken. Doch mein Ziel ist es wie schon erwähnt, in der Regionalliga erst einmal weiterhin Fuß zu fassen. Was die Zukunft bringt muss man abwarten. Vorstellen könnte ich es mir aber schon, irgendwann Mal für den FSV Trier-Tarforst aufzulaufen. Und wer weiß, vielleicht ja auch in einigen Jahren in der Oberliga“, unterstreicht Alex überzeugend, der somit eine Rückkehr an alter Wirkungsstätte in keiner Weise ausschließt.
Aktuell hat Alex Urlaub – natürlich in seiner Heimat. Zeit mit der Familie, aber auch mit seinen Freunden stehen ganz oben geschrieben. „Man will natürlich jeden sehen und treffen“, erzählt er mit glänzenden Augen, denn schon bald führt sein Weg wieder in die Ferne. Neuer Verein – neues Umfeld. „Mein Weg steht völlig frei. Mit Blick auf meine Karriere bin ich für vieles offen. Wichtig ist mir, dass ich weiterhin bei meinem zukünftigen Verein eine positive Entwicklung hinlege, um mich so auch für noch höherklassige Vereine zu empfehlen. Auch wenn ich sehr heimatverbunden bin, momentan liegt der Fokus einzig und alleine auf dem Fußball. Alles andere muss hinten anstehen, denn meine Reise geht weiter“, gibt Shehada selbstbewusst zu verstehen.
Eine Reise die noch längst nicht enden mag. Sein zukünftiger Club derzeit noch ungewiss – greift er weiter nach seinem Traum, der ihn erfüllt und glücklich macht. Fußballprofi – nicht jeder wird es, doch zeigt die Geschichte von Alexander Shehada, dass sich jeder diesen einstigen Jugendtraum erfüllen kann. Ein harter – aber lösbarer Weg. Oft steinig und verwinkelt, muss man nur selbst an sich glauben.
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