Eine Umfrage zeigt, das Stromrechnungen oft nicht „einfach und verständlich“ sind. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz fordert Nachbesserungen. Folgende Meldung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz erreichte unsere Redaktion.
Trier/Deutschland. Stromrechnungen müssen „einfach und verständlich“ sein, so steht es seit 2011 im Energiewirtschaftsgesetz. Die gesetzlichen Regelungen sollten für mehr Transparenz beim Stromverbrauch und den Stromkosten sorgen. Bei der Umsetzung dieser Vorgaben gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz nach einer von ihr beauftragten repräsentativen Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa bei mehr als 1.500 Personen.
„Von einem verständlichen Rechnungsformat sind große Teile der Energiebranche bislang weit entfernt“, kritisiert Hans Weinreuter, Energiereferent der Verbraucherzentrale. Auf den immer umfangreicher werdenden Rechnungen können viele Verbraucher die wichtigsten Angaben wie den Stromverbrauch und den Strompreis nicht herauslesen. Vergleichsgrafiken sind oft unverständlich und vorgeschriebene Kontaktdaten zu unabhängigen Energieberatungsanbietern fehlen. Zudem haben nicht alle Haushalte Zugang zu ihrem Stromzähler, um ihren Verbrauch zu kontrollieren. Hier sind nach Auffassung der Verbraucherzentrale Nachbesserungen notwendig. „Zum einen muss kontrolliert werden, ob die Anbieter die gesetzlichen Vorgaben einhalten“, so Weinreuter. „Zum anderen sollte der Gesetzgeber prüfen, wo beispielsweise einheitliche Vorlagen für alle Stromrechnungen notwendig sind.“
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Umfang und Verständlichkeit der Stromrechnung
Durchschnittlich fünf Seiten umfassen Stromrechnungen in Deutschland mittlerweile. Ein Drittel der befragten Verbraucher konnte den Strompreis pro Kilowattstunde nicht aus der Abrechnung herauslesen, ein Viertel fand den Stromverbrauch nicht und mehr als die Hälfte die Kündigungsfrist. „Diese Angaben sind beispielsweise auch für den Wechsel zu einem günstigeren Stromlieferanten notwendig“, so Projektleiterin Elke Dünnhoff. 42 Prozent der befragten Verbraucher haben bisher noch nie den Tarif oder den Stromanbieter gewechselt und beziehen damit teuren Strom in der Grundversorgung.
Die neu eingeführte Grafik zur Bewertung des eigenen Stromverbrauchs soll Stromsparpotenziale aufdecken. Doch nur 30 Prozent der Befragten finden die Grafik hilfreich und verständlich, denn sie wird durch die Versorger in sehr unterschiedlicher Form gestaltet.
Kontaktinformationen zu unabhängigen Organisationen
An Stelle der vorgeschriebenen Kontaktdaten zu unabhängigen Energiesparberatungen verweisen Stromanbieter meist nur auf eigene Internetseiten oder geben Internetadressen Dritter nur im Kleingedruckten an. Zwei Drittel der Befragten sind die Kontaktdaten bisher noch nie auf der Stromrechnung aufgefallen. Unter der ebenfalls anzugebenden Schlichtungsstelle Energie, die in Konfliktfällen mit dem Stromversorger weiterhilft, können sich nur elf Prozent der Verbraucher etwas vorstellen.
Häufigkeit der Stromrechnung
Über 90 Prozent der Haushalte erhalten nur einmal pro Jahr eine Stromrechnung. Dabei müssen Stromversorger ihren Haushaltsstromkunden aktiv monatliche, vierteljährliche oder halbjährliche Stromrechnungen anbieten. Bei durchschnittlichen Stromkosten von mehr als 1.000 Euro im Jahr ist es für viele Haushalte wichtig, Verbrauchsänderungen frühzeitig zu erkennen und hohe Nachzahlungen am Jahresende zu vermeiden. Doch nur ein Drittel der Anbieter kommt den Vorgaben nach häufigeren Abrechnungen bisher nach. Und bei recherchierten Zusatzkosten von fünf bis 25 Euro für jede zusätzliche Rechnung ist die geringe Nachfrage nachvollziehbar. Eine Kostenbegrenzung ist nach Auffassung der Verbraucherzentrale dringend geboten.
Kontrolle des Stromverbrauchs
Acht Prozent der Befragten haben keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zu ihrem Stromzähler, um ihren Verbrauch selbst zu kontrollieren. Bei Mietern in Mehrfamilienhäusern sind es sogar 16 Prozent. Gleichzeitig hatte ein Viertel der befragten Verbraucher schon einmal eine Nachzahlung von mehr als 100 Euro mit der Jahresabrechnung. Für Haushalte mit geringem Einkommen kann dies leicht zu Zahlungsschwierigkeiten führen. „Bei mehr als 300.000 Haushalten wird jedes Jahr der Strom abgestellt“, so Dünnhoff. „Diese Zahlen sind alarmierend.“
Ein kritischer Blick ist auch ihm Rahmen der aktuellen Diskussion um die Einführung moderner, digitaler Stromzähler notwendig. Diese sogenannten Smart Meter sollen Verbrauchern ebenfalls beim Strom sparen helfen. Doch ohne Zugang zum Zähler und ohne Nachbesserungen bei der Stromrechnung selbst bleibt der Nutzen für viele Verbraucher weiterhin fraglich.
Die vollständigen Befragungsergebnisse zur Verständlichkeit von Stromrechnungen finden Sie im Internet unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/verstaendliche-stromrechnung
PeterF meint
Stimmt, wenn ich einmal pro Jahr eine Endabrechnung bekommen benötige ich schon einige Zeit um die Rechnung überhaupt zu verstehen. Meist sind es ja auch noch mehrere Din A4 Seiten.