Jedes Wochenende treffen sie Entscheidungen – und werden dafür oft bepöbelt und sogar angegriffen. Der Umgang mit Schiedsrichtern läuft immer mehr aus dem Ruder. 5vier.de befragte Spielleiter, Trainer und Spieler aus der Region und diskutierte Lösungen, wie das Problem behoben werden kann.
Die Bilder wiederholen sich von Wochenende zu Wochenende, von Kontinent zu Kontinent, von Stadion zu Stadion. Mal ist es ein Jürgen Klopp, der von den TV-Kameras eingefangen wird, wie er vor 80.000 Fans mit einem erzürnt aufgerissenen Mund auf den vierten Offiziellen zustürmt und seine Schirmmütze fast bedrohlich an die Stirn des Referees drückt. Beim UEFA-Cup-Spiel zwischen dem FC Sevilla und Hannover 96 ruderten die spanischen Akteure nach jeder Schiedsrichterentscheidung wild mit den Armen ins Publikum, um die Stimmung aufzuheizen. Doch nicht alleine im großen Rampenlicht, auch auf den Amateurplätzen stehen die Spielleiter im Blickfeld, wo sie nicht selten bepöbelt und beleidigt werden. Negative Schlagzeilen gab es zuletzt auch durch tätliche Angriffe auf Schiedsrichter, die in wahre Verfolgungsjagden übergingen. In Berlin denken die Referees über einen Boykott nach, in Luxemburg wurde ein Streik im Oktober 2010 in letzter Sekunde abgewendet. Vieles im täglichen Umgang scheint aus dem Ruder zu laufen.
Tauchen in den Zeitungen durch das ganze Land Schiedsrichter in Spielberichten auf, geht es nie um deren gute und fehlerfreie Leistungen. Das bietet keine spannende Geschichte auf den knapp bemessenen Zeilen, die möglichst viel Aufmerksamkeit des Lesers erzeugen sollen. Meistens wird daher lieber über Fehlentscheidungen geschrieben, über umstrittene Entscheidungen, knappe Entscheidungen, Millimeter-Entscheidungen. Oft sind es Grauzonen, in denen ein Schiedsrichter eine Entscheidung treffen muss. Wo in der Bundesliga Expertenrunden minutenlang mit Kamerabildern die Entscheidung analysieren, muss der Referee sie in Bruchteilen einer Sekunde treffen. Ist sie für den Betrachter falsch, wird gehadert, geschimpft – und auf vielen Sportplätzen sogar zugeschlagen.
Hochgekochte Debatten – aber kaum nachhaltige Änderungen
Der Umgang mit Schiedsrichtern ist ein Problem des Fußballs, das an jedem Wochenende diskutiert werden kann, in dem das Leder von der Bundesliga bis zur Kreisliga rollt. Doch wie das bei allen Themen so ist, die in den Medien aufgegriffen werden, braucht es Anlässe, die zur Berichterstattung anregen. Im Fall der Referees war das der Selbstmordversuch von Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati, der Spieler, Fans und Zeitungen des Landes einige Tage einfühlsam über Fragen des respektvollen Umgangs diskutieren ließ. Das Dilemma: So schnell wie das Interesse hochkocht, kühlt es auch wieder ab. Nachhaltige Änderungen im System erfolgen selten. Dabei steckt der Fußball im Schiedsrichterwesen in einer Strukturkrise. Behoben werden kann sie nur noch über Veränderungen, die ein verbessertes Verhalten dem Spielleiter gegenüber bewirken. Der Trend der Gegenwart: Die Zahl an jüngeren Schiedsrichtern nimmt rasant ab, viele Jugendliche sind frustriert nach ihren ersten Erfahrungen, immer mehr Partien werden abgebrochen wegen Angriffen auf die Spielleiter.
„Grundsätzlich ist es so, dass die Pfeiferei ein Hobby ist, das jeder Schiedsrichter völlig freiwillig betreibt“, sagt David Bittner, der bis zur Oberliga Südwest pfeift. „Insofern kann auch jeder Schiedsrichter sofort aufhören, wenn ihm der Druck zu groß ist – was in der Praxis oft passiert.“ Während der 29-Jährige im Profigeschäft eher das Problem des medialen Drucks sieht, verlagere es sich in den unteren Klassen auf eine andere Ebene. „Dort sind es vor allem die direkten, persönlichen Konflikte mit Zuschauern und Spielern, denen die Schiedsrichter ausgesetzt sind.“ Bittner weiß: „Wenn es regelmäßig zu solchen Konflikten kommt, verliert ein Schiedsrichter natürlich den Spaß an seinem Hobby und hinterfragt sich, warum er sich so etwas Woche für Woche freiwillig antun soll.“
Rund die Hälfte der ausgebildeten Referees hört schnell auf
Rund die Hälfte der ausgebildeten Schiedsrichter, so der Referee vom Mehrentaler SV, lege innerhalb der ersten zwei Jahre sein Amt wieder nieder. Ein Wert, der dem Fußball ein vernichtendes Zeugnis ausstellt. Auch wenn den Referees empfohlen wird, Kritik und Beschimpfungen nicht persönlich zu nehmen. „Am wichtigsten ist es für Schiedsrichter zu wissen, dass die Sprüche und Kritiken, die von Spielern und Trainern geäußert werden, nie gegen den Schiedsrichter als Person, sondern in seiner Funktion als Spielleiter gerichtet sind.“ Das zu unterscheiden, sei die große Kunst, findet Patrick Grewis. „Wenn Familienväter auf den Plätzen jugendliche Referees beschimpfen, ist das schwer zu kanalisieren“, meint aber auch der Schiedsrichter-Betreuer von Eintracht Trier. Grewis hat in seinen jahrelangen Erfahrungen als Referee selber erlebt, wie Grenzen des Umgangs weit überschritten wurden. „Mich hat in der Disko mal ein Spieler beschimpft, den ich acht, neun Jahre zuvor vom Platz gestellt hatte. ‚Du hast mir Rot gezeigt, du Arsch.‘ Und das nach so einer langen Zeit. Da wurden Grenzen überschritten, die mit Emotionen nichts mehr zu tun haben. “
Torge Hollmann, Kapitän von Regionalligist Eintracht Trier, bemängelt schon den Umgang mit Referees im Jugendbereich. „Wenn ich bei F-Junioren mal spaßeshalber den Schiedsrichter spiele, motzen mich nach Entscheidungen gleich vier, fünf Kinder an.“ Sein Ansatz für die kleinen Fußballer, aber auch für die großen Profis: „Die Entscheidung des Schiedsrichters sollte wieder akzeptiert werden. Wenn auf dem Platz mal das Adrenalin hochkocht, kann man sich trotzdem nach 90 Minuten wie Sportsmänner die Hände reichen.“
Das findet auch Erich Schneider, der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses des Fußballverbandes Rheinland. Angesichts des Schiri-Schwundes werde überlegt, das Ausbildungswesen auf neue Beine zu stellen. Dies könne geschehen, indem die erforderliche Anzahl der Spielleiter für höherklassige Vereine erhöht werde und Schiedsrichter zur Vollendung ihrer Ausbildung eine feste Anzahl von Spielen pfeifen müssen. Doch die Grundlagen für Nachwuchs seien Respekt und Achtung. „Gerade junge Schiedsrichter sind ihrer Persönlichkeit noch gar nicht gefestigt. Da liegt es auch an den Eltern außerhalb des Rasens, Zivilcourage an den Tag zu legen und sich gegen Beleidigungen zu stellen.“ Peter Schuh, Trainer der SG Schoden, unterstützt das. „Ich habe Respekt vor jedem jungen Burschen, der das Schiri-Amt ausübt.“
„Die Medien tragen eine Schuld – sie kennen die Regeln nicht“
Um Fortschritte im Umgang zu machen, erhofft sich Patrick Grewis eine stärkere Sensibilisierung für Entscheidungen der Referees. „Ein Schiedsrichter trifft über 90 Minuten nur Entscheidungen. Übersieht er es mal, dass ein Angreifer 20 Zentimeter im Abseits steht, darf man die Verhältnismäßigkeit nicht vernachlässigen. Genauso darf man nicht vergessen, dass es ein festes Regelwerk gibt, das bei Entscheidungen keine Alternativen lässt. Wer das Trikot nach einem Tor auszieht, muss zwingend ‚Gelb‘ bekommen.“
Für ihn tragen auch die Medien eine Verantwortung für den vernünftigen Umgang mit Schiedsrichtern. „Sie tragen eine große Schuld, weil sie die Regeln nicht kennen. Dort wäre mehr Aufklärung erforderlich.“ Auch Bittner sieht eine zweifelhafte Vorbildfunktion der Bundesliga auf die unteren Klassen. „Wenn zum Beispiel ein Herr Tuchel samstags mal wieder über den Schiedsrichter motzt, meint auch Fritzchen sonntags in der C-Liga, er könnte den Schiedsrichter für die eigene Niederlage verantwortlich machen – auch wenn er in dem Spiel vielleicht selbst drei Mal über den Ball getreten hat.“
Von Strafen in der NBA und „grünen Karten“
Alle guten Vorsätze in der Debatte sind für den Schiedsrichter aber in dem Moment über den Haufen geworfen, wo der nächste umstrittene Elfmeter gepfiffen wird. Bei Attacken gegen Schiedsrichter sieht er „abschreckende Geldstrafen“ als einzige Möglichkeit. Die Sorge des Referees: „Sollte die aktuelle Tendenz so weiter gehen und die Schiedsrichterzahl weiter sinken, so werden schon bald nicht mehr genügend Schiedsrichter da sein, um die untersten Seniorenligen zu leiten. Ob der Spielbetrieb besser funktioniert, wenn dann in diesen Ligen jeweils Vertreter eines Vereins zur Pfeife greifen, darf man bezweifeln.“
Oder das Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes muss verbindliche Strafen festschreiben, die den Umgang mit Schiedsrichtern regulieren. Es wäre ein mutiger Schritt, der in anderen Sportarten schon geschehen ist und trotz kritischen Gegenwinds durchgesetzt wurde. Bei den US-Basketballern der NBA gibt es ein technisches Foul, wenn Entscheidungen des Schiedsrichters von Trainern oder Spielern kritisiert werden. Das bedeutet dann zwei Freiwürfe und Ballbesitz für den Gegner. Meckern tut so richtig weh. In der Handball-Bundesliga wird es mit Geldstrafen bis zu 5.000 Euro sanktioniert, wenn die Schiedsrichterleistung nach einem Spiel in den ersten 48 Stunden kritisiert wird. So soll die Kritik in einen konstruktiven Rahmen gelenkt werden. Torge Hollmann verschließt sich solchen Maßnahmen nicht. „Mein Vater meinte immer, dass eine grüne Karte mit einer Zeitstrafe von fünf Minuten eine gute Idee wäre. Ob das sinnvoll wäre, weiß ich nicht. Es würde aber bestimmt Abhilfe schaffen.“
Christian Jansen meint
Der Artikel ist sehr gut geschrieben!
Ich finde generell ist das Problem:
1. junge Schiedsrichter zu früh nach oben gepuscht werden. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass ein Schiedsrichter, der als normaler Spieler noch B- oder C-Jugend spielt, ein B-Klasse-Spiel pfeift! Das ist eindeutig zu früh!
2. viele Schiedsrichter nicht zu Fehlentscheidungen stehen und auch bereit sind, mal eine Fehlentscheidung zurück zunehmen. Ich selber bin seit 6 Jahren Schiedsrichter und trete bei jedem Spiel als Mensch auf und nicht als Maschine! Ich habe schon Entscheidungen zurückgenommen, wenn ich merkte dass sie falsch waren. Klar, war ich auch auf die Aussagen der betreffenden Spieler angewiesen. Aber in den meisten Fällen waren sie auch ehrlich genug. Wenn Zuschauer und Spieler sowas mitbekommen, gehen sie auch ganz anders mit einem um.
3. Publikum und Spieler haben meistens nicht die Regeln im Kopf oder lassen ihren Frust am Wochenende immer auf dem Platz aus. Leider ist der Schiedsrichter damit betroffen, weil er im Endeffekt das schwächste Glied des Spiels ist. Keinem würde aber bewusst werden, dass ein Fussballspiel ohne Schiedsrichter nicht laufen würde. Es ist schlimm, wenn gefährliches Halbwissen auf Schiedsrichter prallen. Diskussionen laufen dann meistens wie mit Verschwörungstheoretiker ab: Man kann sie nicht von ihrem Glauben abbringen, so sehr du dich auch bemühst!
4. Das System wie man Schiedsrichter wird bzw. was dahinter steckt ist absolut ungeeignet und völlig altbacken. Leider kann man nicht mit neuen Ideen kommen, wenn man keine Beziehungen zu den „oberen Herren“ hat. Die auch nicht bereit sind, sich neue Ideen anzuhören.
Folge: Solange diese Probleme nicht behoben werden, wird es Woche für Woche immer die gleichen Problem geben!
Daniel Schröder meint
Guter Artikel!
Nur was man ab der Kreisliga A und Bezirksliga für Schiris bekommt ist oft ein Witz! In Lokalderbys oder in Spielen wo es wirklich um was geht steht einmal ein 16-17 Jähriger auf dem Platz und ist mit der Situation komplett überfordet. So wie gestern bei uns im Pokal ein Schiri der Normal F-Jugend – D Klasse pfeift wird in so einem Spiel eingesetzt. Zumal es schon bei dieser Begegnung vor paar Wochen zu „Ausschreitungen“ kam. Und dann lacht der Schiri auch noch mit seiner ganzen arroganz einem nach dem Spiel ins Gesicht!
SR meint
@zuschauer
– “alteingesessene Schiedsrichter” immer weniger auf das “neue/geänderte Regelwerk” geschult werden oder diese Schulungen wahrnehmen
die schiedsrichter werden geschult und sie nehmen die schulungen auch wahr. weil ein pflicht besteht. ehrlich gesagt glaube ich nicht das die spieler die neuen regeln kennen..
– “junge Schiedsrichter” nicht selbstbewusst genug auftreten oder in den falschen Spielen eingesetzt werden (zB unerfahrene/junge (16-18) Schiedsrichter welche in lokalen Derbys eingesetzt werden).
das finde ich nicht. unsere jungen schiedsrichter haben selbstvertrauen nur sie werden nicht von den verein geschickt wenn SIE wenn Eltern und Zuschauern beleidigt werden. ich habe das pfeifen durch solche einsätze gelernt und bin dran gewachsen. ich kann auch nur sagen das die Schiedsrichter aus dem Kreis Trier Saarburg zu den besten in der Kreisliga gehören. Hier ist es von allen Verbänden am schwersten Aufzusteigen weil wie hier harte Bedingungen haben.
@spieler
Zum Auftreten des Schiedsrichter kann ich nur sagen wie man in den wald hinein ruft so kommt es auch heraus. Wenn ich spiele in der Kreisliga ein Spiel leite und der Spieler kommt schon zu einen und sagt ich habe Verbandsliga gespielt es interssiert mich eh nicht was du machst…
Wir Schiedsrichter sind alle Menschen was aber von euch Spielern (spiele selber noch ab und an) nicht immer so angesehen werden. Kein Schiedsrichter pfeift absichtlich schlecht. Genau so wie kein Spieler absichtlich schlecht spielt.Ich gehöre zu den Schiedsrichtern wenn ich einen Fehler mache und der es auch eingesteht.
Ich finde es unter aller Sau wenn Verein auf ihrer Homepage die Telefonr oder die Adresse des Schiedsrichter abdrucken.Der dann bedroht und Telefonterror machen. Wo ist den dort der Respekt ? Das hört es bei mir auch. Genauso wie Beleidigungen auf den Homepage des Vereines steht das gehört auch nicht zum guten Ton. Wir schreiben ja auch nicht öffentlich was für ein Idiot der Spieler am Wochenende war.
Sven meint
Guter Artikel , er trifft wirklich in vielen Punkten die Wahrheit. Jemanden zu beleidigen oder zu bedrohen geht in keiner Form, egal ob ein Schiedsrichter oder ein Spieler auf dem Feld oder sonst irgendwo.
Ich stimme den Aussagen von „Spieler“ voll und ganz zu, ich möchte aber noch einige Dinge hinzufügen.
Die meisten Spiele laufen normalerweise so ab, dass die Schiedsrichterentscheidungen keinen Einfluss auf das Ergebnis des Spiels hatten. Wenn es nun doch mal so sein sollte, dass strittige Entscheidungen zu Toren oder Ereignissen führen, die das Spiel entscheiden, dann sollte allerdings jeder das Recht haben, seinem Ärger Luft zu machen.
Wie meine Vorredner schon angedeutet , sind es meist Schiedsrichter, die sich gottgleich auf dem Feld bewegen und um jeden Preis versuchen aufzufallen, die solche negative Bewertungen bekommen. Da macht es den Anschein , als wollten einige Schiedsrichter Spiele entscheiden, weil sie selbst nie Fussball gespielt haben.
Da kaum Schiedsrichter selbst gespielt haben und kaum Spieler selbst ein Spiel gepfiffen haben (und wissen wie unglaublich schwierig es ist) liegen beide Parteien auch in schwierigen Situationen selten auf einer Wellenlänge.
Allerdings sollte man nicht die Einzelfälle, die ohne Frage vorkommen, so darstellen, als würde es immer und überall zu Fehlentscheidungen, Beleidigungen und Bedrohungen kommen.
Schweizer meint
@Leiwener
Differenzierter Bericht, so hört sich das ganz anders an! Leider gibts in keiner Zeitung/Page genug Platz dafür, da werden dann halt die reißerischen Aussagen abgedruckt…also nix für ungut!
Tim tom meint
Danke für den Artikel. Sehr gut geschrieben, Florian Schlecht!
Ihr hättet mal die Presseberichte von Eintracht Triers Amateurmannschaft mit einbeziehen sollen, denn da wird seitens des Trainers immer gegen die Schiedsrichter geschossen.
Leiwener meint
@schweizer
Grundsätzlich gebe ich dir recht, dass der Schiedsrichter nicht an den Pranger gestellt werden sollte und die Platzverweise aufgrund mangelnder Selbstdisplin belegen, dass sich einige Spieler nicht im Griff hatten.
Das hat der Schiedsrichter aber mit zu verantworten, da er sich von Spielern beider Seiten 88 Minuten lang teilweise beleidigen ließ, ohne das es dafür eine Ermahnung oder gelbe Karte gegeben hätte. Spieler sind wie kleine Kinder. Wenn ich ihnen nicht die Grenzen nicht aufzeige, gehen sie immer weiter. Man lotet jedes Spiel aufs neue aus, wie weit man gehen kann.
Von den Leiwenern ist sich auch jeder bewusst, dass in Ralingen einfach nur sch… abgeliefert wurde. Das darf man doch ruhig auch schreiben und ist ja auch teilweise geschehen.
In Dörbach wurde dann aber stark gespielt und durch eigene Fehler und gravierende Fehlentscheidungen es Schiedsrichters das Spiel verloren.
Der Torwartfehler zum 1:1 war genauso selbstverschuldet, wie das schlechte Abwehrverhalten vor dem 2:2.
Nur wenn man dann ein Tor (strittige Abseitsposition) nicht anerkannt bekommt und zwei Elfmeter (Handspiel und Foul an der Strafraumgrenze) nicht bekommt und im Gegenzug ein klares Foul, dass auch laut Dörbacher Zuschauer und Offiziellen deutlich außerhalb des Strafraums stattfand, in der 89. Minute nach 4-5 Sekunden Bedenkzeit plötzlich zur Verwunderung aller als Elfmeter wertet, dann kann man sich auch mal aufregen.
Schließlich hätte die eigene Unzulänglichkeit wenigstens noch zu einem Remis geführt und man hätte einen Konkurrenten auf Abstand gehalten. So konnten die Dörbacher dank des Schiedsrichters sogar auf einen Punkt rankommen.
Fazit: Über Fehler des Schiedsrichters darf meiner Meinung nach auch deutlicher geschrieben werden, da z.B. der kapitale Bock vom Leiwener Torwart Thorsten Lang auch ungeschönt dargestellt wird, was auch vollkommen in Ordnung ist.
Spieler meint
1. Der Artikel beschreibt wirklich gut den immer stärker auftretenden Misstand. Es handelt sich dabei um ein gesellschaftliches Problem, da generell eine Verrohung der Sitten festgestellt werden kann.
2. Ich arbeite in einem Beruf, in dem ähnlich schnell wie im Fussball als Schiedrichter in Sekundenschnelle Entscheidungen getroffen werden müssen und kann daher das Problem nachvollziehen. Es ist daher nur logisch und menschlich das Fehler gemacht werden. Daher sollten Spieler und Zuschauer mehr Akzeptanz für Fehler der Schiedsrichter aufbringen.
3. Dies fällt aber insbesondere dann schwer, wenn man auf dem Platz einem Schiedrichter begegnet, der sich ausgesprochen arrogant verhält, seinerseits Spieler beleidigt, Platzverweise einem Spieler grundlos unter 4 Augen ankündigt („du fliegst heute eh vom Platz“) usw. Diese Schirris sind es dann, die eine ganze Sparte in Verruf bringen.
4. Außerdem machen die Schiedsrichter sich das Leben oftmals selber schwer, da sie nach dem Spiel offenkundige Fehler nicht zugeben können, andere Kritik nicht annehmen können, persönlichen Kontakt zu Spielern meiden, etc.
Die Spruchkammer tut ihr Übriges dazu. Da werden nach Platzverweisen Sperren ausgesprochen, obwohl es sich nachweislich um eine Fehlentscheidung handelte (Bundesliga – Fernsehbeweis, Amateure – Aussage von Gegenspielern)
Das dürfte in einem Rechtstaat nicht möglich sein, dass offenkundig Unschuldige verurteilt werden.
5. Als Spieler würde ich mir wünschen, dass mehr Schiedsrichter das Gespräch mit den Spielern beider Mannschaften nach dem Spiel suchen würden und auch mal einen Fehler eingestehen könnten oder einfach nur ihre Sichtweise erläutern, damit manche Entscheidung nachvollziehbarer wird. Es gibt vereinzelt echt gute Schiedsrichter, die auch nicht immer ihren besten Tag haben, aber durch eine offene Kommunikation mit den Spielern deutlich höheres Ansehen genießen als die Kollegen, die unnahbar sind und nach dem Spiel direkt das Weite suchen, egal ob sie gut oder schlecht gepfiffen haben.
Ich finde es auch falsch, wenn Schiedrichterkollegen ihre Kollegen um jeden Preis verteidigen. Es ist keine Schande, wenn man mal offen ausspricht, was schlecht war oder schlecht gewirkt hat und nicht noch immer die manchmal schlechten Leistungen schönreden.
Fazit: Insgesamt sollten alle Beteiligten mehr das gemeinsame Gespräch suchen, vor allem nachdem man geduscht hat, da sich bis dahin einiges beruhigt hat. Spieler und Zuschauer sollten versuchen, ihr Temparament in den Griff zu bekommen und besonnener agieren.
Einige Schiedsrichter sollten mal ihr arrogantes Auftreten überdenken und diejenigen, die gut pfeifen und anerkannt sind, ihren Kollegen mal beibringen, dass man sich Respekt auf dem Platz nicht mit Arroganz sondern Offenheit für konstruktive Kritikgespräche verdient.
Von diesen Schiedsrichtern gibt es leider zu wenige.
Dann heißt es in der Disco vielleicht nicht mehr „Du Arsch“, sondern „Lange nicht mehr gesehen. Sollen wir was zusammen trinken.“
Ich habe auch einige „befreundete“ Schiedrichter, die auf dem Platz dies neutral behandeln können.
zuschauer meint
Ja, ein guter Artikel. Wobei ich ein wenig die „Stimmen der Region“ vermisse, also von Nachwuchsschiedsrichtern usw. Mich würde interessieren wie die „Betreuung“ zB durch den FV Rheinland hier aussieht.
Denn manchmal/immer häufiger habe ich den Eindruck, dass:
– „alteingesessene Schiedsrichter“ immer weniger auf das „neue/geänderte Regelwerk“ geschult werden oder diese Schulungen wahrnehmen
– „junge Schiedsrichter“ nicht selbstbewusst genug auftreten oder in den falschen Spielen eingesetzt werden (zB unerfahrene/junge (16-18) Schiedsrichter welche in lokalen Derbys eingesetzt werden).
Das Problem ist, dass immer mehr Vereine Schwierigkeiten haben Schiedsrichter zu finden/zu halten und somit auch ggf die vom „älteren Schlag“ einfach bleiben, nur dass „man einen hat“, aber diese nichts dafür tun um sich fortzubilden oder Ähnliches. Vielleicht fehlt auch hier ein Anreitz seitens des FV oder DFB.
Aber mal ehrlich, wer (der aktiv und erfolgreich Fussball spielt >B-Klasse) möchte schon gerne freiwillig Schiedsrichter sein!?
Schweizer meint
@ Schiedsrichter: Volle Zustimmung!
Selbst wenn ein Schiri mal nen schlechten Tag erwischt, ist das noch lange kein Grund, diesen öffentlich so an den Pranger zu stellen wie es z.B. die Leiwener oder Bitburger letzten Spieltag getan haben…
Ein bißchen mehr Selbstreflektion würde einigen Spielern und Trainern doch sehr gut tun, gerade die Leiwener würden gut daran tun sich mal ein wenig zurückzunehmen…
Bei denen steht ja auch nicht jeden Montag in der Zusammenfassung wie scheisse se gespielt haben!
Schiedsrichter meint
Erstmal vorweg – sehr guter Artikel, auf so etwas habe ich und vermutlich viele Schiedsrichter-Kollegen lange gewartet.
Allerdings frage ich mich jetzt, wo ihr offensichtlich das Problem der Berichterstattung über die Schiedsrichter erkannt habt, warum nicht vor der “ eigenen Haustür “ angefangen wird, etwas daran zu ändern.
Man braucht nicht lange zu suchen,
denn schon die Überschrift eures Artikels über den vergangenen Bezirksliga-Spieltag steht im kompletten Gegensatz zu den “ Erkenntnissen “ die hier zu Papier gebracht wurden. Sie ist schlichtweg reißerisch, fehl am Platz und nicht das erste Mal, dass in Berichterstattungen von 5vier.de die Schiedsrichter wenig objektiv kritisiert werden. Ich selbst habe viele Spiele als Zuschauer gesehen, wo unqualifizierte Bemerkungen wie “ der wenig souveräne Schiedsrichter “ oder ähnliches in euren Artikeln auftauchten, der Schiedsrichter allerdings nachweislich eine fehlerfreie Leistung abgeliefert hat.
Ich möchte euch hiermit nochmals zum Nachdenken auffordern – ich fordere nicht, dass in jedem Artikel die Schiedsrichter explizit gelobt werden, aber sie müssen auch nicht bei jeder Berichterstattung ( zumeist negativ) erwähnt werden. Vielen Dank