Trier. An der Universität Trier bietet der uniSPORT ein vielfältiges, interessantes und sehr abwechslungsreiches Sportangebot. Von A wie „Allgemeine Kondition“ bis Z wie „Zumba“ ist für jeden und jede Sportinteressierte etwas dabei. Die Kurse sind für Studierende, Mitarbeitende der Universität sowie für Gäste verfügbar. Der uniSPORT ist ein absolut empfehlenswerter Ausgleich zum stressigen Studenten-Alltag, egal, ob man sich auspowern oder entspannen möchte.
Wir von 5Vier.de haben Johannes Nett, über dessen Tai-Chi-Workshops in der Region schon von uns berichtet wurde, zu einem Gespräch getroffen. Johannes bietet an der Universität einen Tai-Chi-Kurs an, und sein Name ist Programm: Der Kursleiter ist in der Tat sehr nett, und vor oder nach dem Kurs kann man sich immer noch mit ihm unterhalten und ihm Fragen stellen.
Was hat es mit Tai-Chi auf sich?
Wie 5vier.de über die Schnupperwoche bei Wu Tai Chi Trier (2023) und auch mein Kollege Richard Wirtz als Teilnehmer von Johannes‘ Tai Chi Herbstseminar (2024) berichtet haben, wird der eigene Körper durch sanfte und schonend ausgeführte Bewegungen entspannt und gleichzeitig ein neues Bewusstsein entwickelt für die Verbindungen von Körper, Seele und Geist.
10 Grundprinzipien:
- Den Kopf entspannt aufrichten.
- Die Brust zurückhalten und den Rücken gerade dehnen.
- Das Kreuz und die Taille locker lassen.
- Die Leere und die Fülle auseinanderhalten (das Gewicht richtig verteilen).
- Die Schultern und die Ellenbogen hängen lassen.
- Das Yì (意 – „Absicht, Intention“) und nicht die Gewaltkraft Lì (力 – „Muskelkraft“) anwenden.
- Die Koordination von Oben und Unten.
- Die Harmonie zwischen Innen und Außen.
- Der ununterbrochene Fluss, das heißt die Bewegungen sollen fließen.
- In der Bewegung ruhig bleiben.
Johannes Nett – Portrait des Kursleiters und sein Zugang zu Tai Chi
Auf seiner Webseite beschreibt Johannes, dass er aus gesundheitlichen Gründen mit Taiji-Qigong angefangen hat. Dies führt er im Interview aus: „Durch die Neuorientierung im Beruf wegen Knie- und Rückenproblemen testete ich verschiedene Qigong-Systeme und Yoga. Das Wu-Stil Taijiquan brachte mir mit seinen Bewegungen und innerer Energiearbeit Neigong die beste Unterstützung auf meinem Weg und meine Gesundheit verbesserte sich zusehends. So entschied ich mich, das was mir geholfen hat, auch an andere weiterzugeben. Der Wu-Stil als vollständiges Lehr-System und mein kompetenter, sympatischer Meister, Sifu Jürgen Meyer, haben mich stets dazu inspiriert.“
Bezüglich der Authentizität der Bewegungen des Wu-Stils und der Anwendungsbeispiele der korrekten Positionen sagt der Kursleiter, dass alle Positionen in der Übung über den korrekten Schwerpunkt und die Öffnung der Meridiane, das sind die inneren Energiebahnen, erspürt werden können. Für Anfänger lässt sich dies auch im Tuishou-Partnertraining sehr leicht erkennen.
Taiji-Qigong, Meditation und Radiästhesie als Zusammenspiel
Auf die Unterschiede und gemeinsamen Verbindungen Taiji-Qigong, Mediation und Radiästhesie geht Johannes ebenfalls ein: „Alles verbindend ist das innere und das äußere Spüren der universellen Lebensenergie Qi. Hierbei öffnen und kultivieren wir durch regelmäßiges Üben die feine Wahrnehmung unseres Körpers. Beim Taiji-Qigong und der Taijiquan Form erfolgt dies durch fließende entspannte Bewegung. Bei der Meditation und Stehen in der richtigen Position entsteht eine innere Bewegung. Beides zusammen bildet eine Einheit. Bei der Radiästhesie werden zunächst äußere Hilfsmittel eingesetzt, um die Wahrnehmung zu schulen und Resonanzen zu erspüren. Sie dient gut als Einstieg ins innere Spüren und führt durch die Anwendung der Taiji-Prinzipien zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise.“
Umgang mit Herausforderungen, Sifu Jürgen Meyer und andere Interessen
Durch die fundierte Ausbildung bei seinem Sifu, Geistesschulung, die Arbeit mit Glaubenssätzen sowie Lehren und Lernen konnte sich Johannes immer wieder motivieren, weiterentwickeln und so Herausforderungen meistern.
Über seinen Sifu Jürgen Meyer berichtet Johannes, dass Meyer mehr als 45 Jahre Lehrerfahrung hat, ausgebildeter Diplom Sozialpädagoge ist und sowohl fast 30 Jahre beim Meister Ma Jiangbao den Wu-Stil als auch mehr als 20 Jahre bei buddhistischen Meistern aus Tibet Meditation, Energiearbeit und Geistesschulung gelernt hat. Was Johannes fasziniert, sind der Lehrstil seines Sifu und die Nachvollziehbarkeit durch praktische Beispiele. Gegenwärtig macht Johannes die Ausbildung zum Taiji-Lehrer und zum Neigong-Kursleiter, und die Weitergabe seines gelernen Wissens bereitet ihm große Freude.
Außer Tai Chi hat der Kursleiter auch noch andere Interessen: Neben seinem eigenen Unterricht und der Arbeit im Büro ist er selbst Schüler bei seinem Sifu und lernt aktuell neben der langsamen Gesundheitsform mit 108 Bewegungen und Partnertraining auch die Alte Schnelle Form, Säbel und Stock- bzw. Lanzenform. Darüber hinaus erlernt er innere Energiearbeit und die Kultivierung des Geistes, er liest viel über Bewusstsein und meditiert. Für den Kursleiter sind Spaziergänge zu Kraftorten im Wald auch ein sehr guter Ausgleich.
Gefragt, ob er rückblickend etwas auf seinem Weg ändern würde, antwortet Johannes: „Man ist auf dem Weg immer genau richtig, da wo man gerade ist, und kann Erfahrungen sammeln, durch welche man sich weiter entwickeln darf.“
Routine für das Training
Eine typische Tai-Chi-Stunde gestaltet Johannes folgendermaßen:
- Aufwärmen
- Dehnen
- Klopfakkupressur
- Taiji-Qigong
- je nach Gruppe Form, Partnertraining, manchmal etwas Theroe über Taiji-Prinzipien und Verständnis der Bewegungen
Es ist wichtig, dass die Schüler alles nachvollziehen können und ein Gefühl für ihre Bewegungen entwickeln. Kritik sieht Johannes als einen Spiegel, durch dessen Betrachtung man das Bewusstsein weiterentwickeln kann.
Dass beim uniSPORT Tai Chi angeboten wird, ergibt sich durch die Notwendigkeit von Studenten eines Ausgleichs für Körper und Geist zum ständigen Sitzen und Stress. Fließende, entspannte Bewegungen lockern die Gelenke und die Wirbelsäule.
Das Ziel eines Trainings kommt auf den jeweiligen Kurs und die Teilnehmer an: von Entspannung und Stärkung bis hin zum Erlernen der Prinzipien und Vertiefung in der Form.
Der Nutzen von Tai Chi hängt von der Wiederholung und der Vertiefung der Übung ab und kann bei jedem unterschiedlich sein. Deshalb empfiehlt Johannes, zunächst mit einem Kurs pro Woche zu starten.
Die vom Kursleiter angebotenen Workshops unterscheiden sich vom normalen Training: „Workshops sind intensiver und man kann eine gute Basis oder Vertiefung für den Wochenkurs in kürzerer Zeit erreichen.“
Ratschläge und Tipps, um mit Tai Chi anzufangen, teilt Johannes ebenfalls: „Ein körperlicher und geistiger Ausgleich zum Studienalltag ist sehr wichtig. Taiji kann hierbei entspannend wirken und kann der Gesundheitsförderung von Körper, Seele und Geist dienen. Ab dem Grundschulalter empfiehlt es sich, mit Taiji zu beginnen bis ins hohe Alter. Bei gesundheitlichen Einschränkungen sollten diese zuvor mit einem Arzt bzw. Therapeuten abgeklärt werden.“
Ausblick in die Zukunft
Angesprochen auf kurz- und langfristige Ziele als Tai-Chi-Lehrer, antwortet Johannes Nett: „Mein Ziel ist es, vielen Schülern die Wichtigkeit der Gesundheits- und Bewusstseinsförderung näher zu bringen und den Wu-Stil an die nächste Schülergeneration weiterzugeben.“
Der Kursleiter gibt noch weitere Kurse als den Tai-Chi-Kurs beim uniSPORT. „Aktuell gibt es in Trier neben der Kooperation mit der Uni auch mehrere andere Kurse zu weiteren Zeiten sowie Intensivkurse und Workshops. Aktuelle und tiefergehende Informationen, Blog-Artikel und Videos findet Ihr unter https://www.wu-taichi-trier.de/.“
Kurz-Interview mit studentischem Teilnehmer des uniSPORT-Kurses:
Im Anschluss an den Kurs hat sich Georg Lehndorff bereit erklärt, seine Erfahrungen bezüglich Tai Chi mit uns zu teilen.
Auf die Frage nach seinem Zugang zum uniSPORT und zu Tai Chi antwortet Georg: „Zum uniSPORT an sich bin ich über meinen besten Freund Lukas gekommen, und was mich zum Tai Chi gebracht hat – das hat Lukas ganz gut gesagt: Es gibt sozusagen „Quest Trees“, die man auflevelt, und ich war bei Meditation schon relativ gut dabei, konnte mich gut mit Meditation zurecht finden. Auch körperlich bin ich eigentlich ziemlich fit, mehr der Ausdauersportler, weniger Kraftsport. Speziell beim Tai Chi geht es ja um die Energiearbeit, ums Fühlen des sogenannten Qis, und da habe ich mir gedacht, das wäre doch ganz gut, wenn ich mich da auch noch mit beschäftige. Die Energiearbeit finde ich ganz wichtig. Ich habe mich da früher wenig mit auseinandergesetzt und dann habe ich relativ schnell gemerkt, dass mir das eigentlich ganz guttut und über so einiges hinweghilft.“
Der Student beschreibt, inwiefern ihm Tai Chi hilft: Er wird dadurch emotional mehr geerdet, im Gegensatz zu spiritueller Tiefe durch Achtsamkeitsmeditation oder körperliche Tiefe durch meditatives Sportmachen, wie Joggen. Emotionale Tiefe und körperliche Einheit und Zentrierung bekommt er durch Tai Chi, was ihm hilft und auch als „blutiger Anfänger“, wie er sich selbst bezeichnet, tut es ihm schon gut. Georg vergleicht es mit einem Weg durch den Wald mit Hindernissen, die es zu überwinden gilt, und dann merkt man „Ey yo, da ist so ein Weg, da kann man drüber rum gehen“, und für ihn ist Tai Chi zu diesem Weg geworden.
Er ist auch selbstkritisch und sagt, dass er Tai Chi nur hier – beim uniSPORT – macht, aber weniger zu Hause. Seiner Meinung nach sollte er das auch noch machen.
Georgs Feedback zu Johannes fällt wie folgt aus: „Also Promo an der Stelle: Johannes Nett, der macht das richtig gut, gefällt mir super. Man kann da auch viel an der Anleitung falsch machen, und als Lehrer hat man auch immer so seine Challenges, aber ich merke, Johannes Nett, der macht das richtig gut. Und ohne ihn würde ich, glaube ich, ein bisschen lost sein. Also der richtige Lehrer der gibt auch die richtige Erdung.“
Fazit von Trierer Studentin für andere Studenten:
Ich kann mich Georgs positivem Feedback an Johannes nur anschließen: Der richtige Lehrer macht viel aus. Johannes‘ Nachname ist Nett, und der Name ist Programm.
Tai Chi ist auf jeden Fall empfehlenswert! Während ich im Rahmen des uniSPORTs von Sommer 2023 bis Sommer 2024 den Kurs bei Johannes besucht habe, bin ich entspannter geworden, was mir geholfen hat, mit dem Stress des Studiums umzugehen. Sowohl während als auch nach den Tai-Chi-Stunden hatte es eine positive Wirkung auf mich. Was ich – ähnlich wie Georg – bisher noch nicht gemacht habe, ist, außerhalb der Uni mehr Tai Chi zu machen, zum Beispiel durch Übungen zu Hause.
Als Studentin kann ich sagen, dass ich gerne mehr Zeit für den Tai-Chi-Kurs an der Uni oder für die außerhalb angebotenen Workshops hätte. Meine ausdrückliche Empfehlung an alle Interessierten: Wer etwas Neues ausprobieren und sich selbst dabei etwas Gutes tun möchte, sollte sich informieren, wann und wo es in der eigenen Umgebung – oder als Studierende an der Uni – Angebote für Tai Chi gibt.
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