Der Fußball rückte beim SV Konz einen Tag vor dem großen Bezirksliga-Derby ausnahmsweise in den Hintergrund. Und das aus einem erfreulichen Anlass. Christian Mai wurde in der Nacht von Montag auf Dienstag stolzer Vater von Töchterchen Hannah. „Es gibt Dinge im Leben, die wichtiger sind als der Sport“, strahlte Coach Stefan Dawen über die neue Rolle seines Co-Trainers und Mittelfeldspielers. Das Heimspiel gegen den SV Krettnach (Mittwoch, 19 Uhr) will sich der frischgebackene Papa aber auf keinen Fall entgehen lassen.
Immerhin gehört das Derby zwischen Konz und Krettnach, deren Sportanlagen nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen, zum festen Inventar der Bezirksliga. Seit zehn Jahren liefern sich die Ortsrivalen packende Spiele. So spannend wie diesmal war das Nachbarschaftsduell aber selten. Beide Klubs bangen um den Klassenerhalt: Der SV Konz steht mit 35 Zählern auf dem drittletzten Rang, der SV Krettnach ist lediglich um einen Punkt und zwei Plätze besser. Je nachdem, wie viele Mannschaften aus der Rheinlandliga runterkommen, müssen im schlimmsten Fall vier, fünf Klubs den bitteren Gang in die Kreisliga antreten.
Die Fußball-Bezirksliga ohne das Derby? Ein Gedanke, den die Verantwortlichen schnell vertreiben wollen. „Das Spiel ist einfach ein Reiz in der Saison. Jeder will die Nummer eins im Bereich von Konz sein“, sagt Werner Götze, der Vorsitzende des SV Konz. „In meiner Mannschaft gibt es keinen, der Konz nicht in der Liga halten will. In den Spielen ist immer Action und Feuer, es kommen nicht selten bis zu 600 Zuschauer. Eine gute Kulisse ist ein Grund, warum wir überhaupt Fußball spielen“, meint Erwin Berg, Trainer des SV Krettnach.
„Endspiele gibt es nicht nur in der Champions League“
Auch am Mittwoch werden viele Fans erwartet. Rücksicht kann im Derby keine Seite nehmen. Konz und Krettnach brauchen jeden Punkt. Damit war vor der Saison nicht zu rechnen. „Wir konnten fast nie zwei Spiele mit der gleichen Besetzung machen“, benennt Berg schwere Bedingungen durch viele Schichtdienste, Verletzungen sowie die Winter-Abgänge von Nico Klemens und Nicolas Hubo. „Dazu ist die Liga total ausgeglichen. Wenn man sieht, wie gering der Abstand von den Abstiegsplätzen zum Tabellendritten ist, ist das gar nichts. Am Ende könnte der Abstieg im schlimmsten Fall eine Mannschaft erwischen, die 42 Punkte hat.“
Dawen verweist auf das Quäntchen Glück, das oft gefehlt habe. Mit elf Unentschieden ist Konz der Remis-König der Bezirksliga. „Viele von den Spielen hätten wir gewinnen müssen. Dann wären wir Fünfter.“
In das Derby gehen beide Teams mit Rückenwind. Während Konz am Wochenende mit 2:1 in Oberweis siegte, gewann Krettnach mit 3:2 gegen Mehring II. Den Charakter des kommenden Spiels bewerten die Trainer unterschiedlich. „Endspiele gibt es nicht nur in der Champions League. Wir haben jetzt vier Endspiele vor der Brust. Das erste davon wird in Konz ausgetragen“, findet Berg. Für Dawen ist das Lokalduell nicht vorentscheidend. „Aber wir könnten ein klares Ausrufezeichen setzen für die restlichen Spiele.“
Wenn die Rivalen zuletzt aufeinandertrafen, waren es meist ausgeglichene Partien. Kurios war das Hinspiel, das Krettnach mit 3:2 für sich entschied. Die knappe Führung wurde in den letzten zehn Minuten mit neun Mann über die Zeit gerettet, weil Kevin Herz und Martin Bjelanovic jeweils Ampelkarten sahen. „Trotzdem waren die Derbys immer fair“, betont Berg, der sich am liebsten an einen 4:1-Erfolg in der Saison 2008/09 erinnerte. „Für Konz ging es noch um die Meisterschaft. Wir kämpften um das nackte Überleben. Es herrschten fürchterlich heiße Temperaturen.“
Plan B in der Schublade
Die Rivalität sei im Vergleich zu früher aber zurückgegangen, betont Berg. „Früher haben in den Mannschaften nur Krettnacher und Konzer gespielt.“ Nun wirken beim SV Krettnach nur noch fünf Spieler aus dem Tälchen mit. „Die Jungs verstehen sich untereinander gut und gehen mal einen trinken“, bekräftigt Dawen. Was am Derby gleich geblieben ist? „Auf dem Platz will jeder gewinnen.“
Einen Plan B haben beide Vereine in der Schublade, falls es mit dem Klassenerhalt nicht klappen sollte. „Alle Spieler haben sich bekannt, auch in der Kreisliga bleiben zu wollen, falls wir es verbocken“, so Dawen. „Die Jungs haben unsere Jugend durchlaufen und eine hohe Affinität zum Verein.“
In Krettnach würde Berg im Falle des Abstiegs gerne weitermachen, sofern der Klub diesen Wunsch mittrage. „Für meine Person kann ich nur sagen, dass ich die Mannschaft zusammengestellt habe. Sollte es uns erwischen, will ich vorneweg gehen und versuchen, über die A-Klasse zurück in die Bezirksliga zu kommen.“
Das Szenario wollen die Vereine aus Konz vermeiden – möglichst schon mit einem wegweisenden Sieg im Lokalderby.
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+++Bezirksliga in Kürze+++
Bilanz spricht für Konz – Seit der Saison 2003/04 spielen der SV Konz und der SV Krettnach in der Fußball-Bezirksliga. In dieser Zeit gab es 19 Derbys. Auch wenn es meistens eng zuging, spricht die Bilanz für Konz, das neun Partien gewann und fünf Begegnungen verlor. Fünf Spiele endeten mit einem Remis.
Weitere Nachholspiele in der Bezirksliga – Das Derby zwischen Konz und Krettnach (19 Uhr) ist nicht das einzige Nachholspiel in der Bezirksliga unter der Woche. Ebenfalls am Mittwoch spielen noch die SG Oberweis gegen die SG Landscheid und die SG Ralingen gegen den SV Föhren (beide 19.30 Uhr). Am Donnerstag trifft dann noch die SG Laufeld um 14.30 Uhr auf die SG Großkampen.
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