Verbraucherzentrale Trier zieht Bilanz 2017
(VZ-RLP / 24.07.2018) Ärger mit unseriösen Schlüsseldiensten und fragwürdigen Inkassoforderungen, Probleme mit betrügerischen Fakeshops und Fragen zu Sofortkrediten ohne Schufa sowie Abzocke mit teuren Routenplanern bestimmten 2017 neben vielen weiteren Themen die Arbeit der Verbraucherzentrale Trier. Rund 7.250 Kontakte verzeichnete die Beratungsstelle 2017 – bei Beratungen, Vorträgen und vielfältigen Aktionen.
Unseriöse Schlüsseldienste kassieren gnadenlos ab
Zu den unrühmlichen Dauerbrennern in der Beratung gehörten überteuerte Rechnungen unseriöser Schlüsseldienste. „Betrüger nutzen Notsituationen wie zugefallene Türen oder vergessene Schlüssel gnadenlos aus, um abzukassieren“, so Beraterin Renate Schröder. „Für eine einfache Türöffnung verlangen sie oft mehrere hundert Euro und immer häufiger sogar vierstellige Beträge. Sie bestehen darauf, dass die Rechnung sofort bezahlt wird.“
In einem bundesweiten Marktcheck haben die Verbraucherzentralen Durchschnittspreise seriöser Schlüsseldienste erhoben. Der Preisvergleich ist als Orientierung für Verbraucherinnen und Verbraucher im Internet unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/schluesseldienste veröffentlicht.
Fragwürdige Inkassounternehmen üben Druck aus
Besonders dreist gehen auch unseriöse Inkassodienstleister vor. Mit standardisierten Forderungsschreiben verlangen sie häufig unverhältnismäßig hohe Gebühren. „Aus einer offenen Hauptforderung in Höhe von zehn oder 20 Euro werden mit einem Standardschreiben aus dem Computer schnell 70 und mehr Euro“, so die Erfahrungen von Schröder. „Wer nicht bezahlt, erhält Mahnungen und wird mit Drohungen unter Druck gesetzt.“ Zu den Drohgebärden zählt auch die Ankündigung eines „Inkasso-Teams“, das mit einem Kleintransporter kommt, um Wertgegenstände abzuholen. Die Verbraucherzentrale unterstützt Betroffene seit diesem Jahr mit dem Online-Tool „Inkasso-Check“. Unter der Adresse www.inkasso-check.de können Betroffene Inkassoforderungen kostenlos überprüfen lassen und erfahren, ob sie überhaupt zahlen müssen und ob die Höhe der Kosten gerechtfertigt ist. Außerdem lassen sich direkt Musterbriefe erstellen, um sich gegen hohe Inkassokosten zur Wehr zu setzen.
Ärger mit betrügerischen Fakeshops
Für reichlich Ärger und finanziellen Schaden bei Internetkäufern sorgten Bestellungen bei gefälschten Verkaufsplattformen. Diese Fakeshops locken mit vermeintlich günstigen Preisen für Markenturnschuhe, Designer-Handtaschen und viele weitere Produkte. „Die Bestellung erfolgt gegen Vorkasse, aber auf die Lieferung warten die Kunden vergebens“, so die Erfahrungen von Schröder. „Auf dem entstandenen Schaden bleiben die Käufer in der Regel sitzen, weil die Internetseite über eine gestohlene Identität oder eine Fantasieadresse angemeldet ist oder die Seitenbetreiber nicht zu ermitteln sind.“ Die Verbraucherzentrale rät Betroffenen, Anzeige bei der Polizei wegen Betruges zu erstatten.
Die Kostenfalle mit den Prepaid-Kreditkarten
Dann gibt es noch Firmen im Internet wie mastercredit.de oder firstgold.de. Sie versprechen bis zu 6.400 Euro Sofort-Kredit und eine Mastercard Gold ohne Schufa- oder Bonitätsangabe. „Die hochgeprägte Goldkarte winkt auch bei schlechter Bonität!“ hieß es auf deren Internetseiten. „Interessierte sollen vorab ein einmaliges Entgelt von 99 Euro per Nachnahme bezahlen“, entlarvt Beraterin Gudrun Hansen die Kostenfalle. Dabei gab es nur Prepaid-Kreditkarten oder statt eines Kredits gar bloß eine Anfrage für einen Kredit. Erst das Kleingedruckte machte klar, dass die Kreditvergabe nicht sicher ist.
Beratung zu Energiekosten
Mit der Energiekostenberatung unterstützt die Verbraucherzentrale Trier Menschen mit geringem Einkommen, die Probleme haben, ihre Energierechnungen zu begleichen. „Vor allem wer elektrisch sein warmes Wasser bereitet oder mit Strom heizt, produziert leichter Schulden“, so Daniel Ollinger, Energiekostenberater in Trier. „In vielen Fällen droht leider bereits eine Sperre, wenn die Ratsuchenden zu uns kommen.“ Besonders für Flüchtlinge sei es wichtig über die Haustechnik und ihre Abrechnung aufgeklärt zu werden. So wurde der Vortrag „Energiekosten in der ersten eigenen Wohnung“ im vergangenen Jahr stark von Flüchtlingsorganisationen nachgefragt.
Trotz der prekären finanziellen Situation der Ratsuchenden, konnte die Energiekostenberatung gemeinsam mit Energieversorger und Jobcenter in den meisten Fällen eine Lösung finden. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Stromsparcheck der Caritas hat sich bewährt, um Ratsuchende mit drohender Sperre frühzeitig zu erreichen.
Veranstaltungen
„Die Bildung junger Menschen ist uns sehr wichtig“, sagt Renate Schröder, Beraterin in Trier. An berufsbildenden Schulen, Gymnasien und Realschulen informierte die Verbraucherzentrale zu Mobilfunkverträgen, Handyabrechnungen oder Versicherungen für Berufsstarter. Weitere Zielgruppen bei Vorträgen waren Geflüchtete und Ehrenamtliche. Bei ihnen ging es schwerpunktmäßig um Verbraucherrechte im Alltag sowie um Mobilfunkverträge und den Versicherungsschutz in Deutschland.
Der Jahresbericht der Verbraucherzentrale im Internet
Informationen zu allen Tätigkeitsschwerpunkten der Verbraucherzen-trale im Land finden sich im Jahresbericht 2017, der unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/jahresbericht-2017-rlp aufgerufen werden kann. Informationen zur Beratungsstelle Trier finden sich unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/trier .
VZ-RLP
Für weitere Informationen:
Gudrun Hansen und Renate Schröder, Beraterinnen Telefon (0651) 9940616
Über die Verbraucherzentrale
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ist eine anbieterunabhängige, überwiegend öffentlich finanzierte, gemeinnützige Organisation. Seit mehr als 50 Jahren informiert, berät und unterstützt sie Verbraucherinnen und Verbraucher in Fragen des privaten Konsums und vertritt Verbraucherinteressen bei Unternehmen, Politik und Verbänden. Die Verbraucherzentrale hat 20 Mitgliedsverbände und über 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vorstand ist Ulrike von der Lühe.
Arbeitsschwerpunkte sind Verbraucherrecht, Telekommunikation und Medien, Versicherungen und Finanzdienstleistungen, Energie und Bauen, Lebensmittel und Ernährung sowie Gesundheit und Pflege. Anlaufstellen für persönliche Beratung sind sechs Beratungsstellen und sechs Stützpunkte in Rheinland-Pfalz. Ratsuchende können sich auch telefonisch oder per E-Mail beraten lassen. Im Internet ist die Verbraucherzentrale unter www.verbraucherzentrale-rlp.de zu finden.
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