Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, setzt der VfL Bochum fußballerisch auf Identifikation. Die Profis sollen zukünftig aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Zuvor müssen sie sich in der Regionalliga-Mannschaft bewähren, die am Samstag in Wattenscheid auf Eintracht Trier trifft (14 Uhr).
“Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt”, klingt es pathetisch durch die Telefonleitungen des VfL Bochum in der Warteschleife der Geschäftsstelle. “Bochum”, das Lied von Herbert Grönemeyer, ist an der Ruhr die Erkennungsmelodie schlechthin, es ist der Song, der die Identifikation mit der Metropole im Ruhrgebiet so traumhaft romantisch in Worte fasst. Hier, wo das Herz noch zählt, nicht das große Geld, hat sich auch der VfL Bochum einen Weg auf die Fahnen geschrieben, der für viel Herz und möglichst wenig Geld stehen soll. Bundesliga-Profis will der VfL zukünftig am liebsten aus dem eigenen Stall ziehen, um gegenüber der reicheren Konkurrenz in der Nachbarschaft um Borussia Dortmund und Schalke 04 wieder an Boden und Profil zu gewinnen. Für das Konzept stehen Manager Jens Todt als ehemaliger Leiter des Nachwuchszentrums vom Hamburger SV und VfL Wolfsburg sowie Cheftrainer Andreas Bergmann, der jahrelang bei Hannover 96 mit jungen Spielern arbeitete.
Bevor die Talente aber bei Montagsspielen auf Sport1 im Rampenlicht stehen, müssen sie sich erst in der Regionalliga bewähren. Dabei ist Iraklis Metaxas als Trainer der Reserve der wichtige Mann, der die Spieler in ihrer spielerischen und persönlichen Entwicklung voranbringen soll. Seit Juli ist der Grieche verantwortlich für Bochum II, er trat kein leichtes Erbe an, nachdem der Vertrag seines beliebten Vorgängers Nico Michaty nicht verlängert worden war, der zuvor 14 Jahre lang für den Verein gearbeitet hatte.
Torjäger Eilers wanderte ab
Doch Metaxas hat sich eingelebt. Als langjähriger Stützpunktkoordinator des Deutschen-Fußball-Bundes und als Co-Trainer von Heiko Herrlich beim VfL Bochum ging er nicht ohne Erfahrung in seine erste Aufgabe im Seniorenbereich. Sportlich knirscht es bislang allerdings im Getriebe. 13 Punkte hat der Zweitliga-Nachwuchs erst in zwölf Spielen eingefahren und hängt hinter den Erwartungen zurück.
“Das hat zwei Gründe”, sagt Metaxas. “Wir haben uns zu oft im spielerischen Können gefallen und dabei viele Chancen liegen lassen. Die Essenz des Spiels ist es aber, Tore zu schießen”, nennt er als erstes Argument für den tristen Start. Alleine beim jüngsten 0:2 in Lotte offenbarte sich das Problem dramatisch “mit sechs Hochkarätern, die wir in der zweiten Halbzeit ausgelassen haben”. Wo sich im Mittelfeld kreative Spieler wie Kevin Freiberger und Ridvan Avci tummeln, fehlt in der Spitze der Torjäger, der in der letzten Saison Justin Eilers war. Der Stürmer hoffte im Sommer auf höherklassige Angebote, lehnte den vorgelegten Vertrag aus Bochum ab und landete letztlich beim norddeutschen Oberligisten SC Goslar 08. “Wir wollten ihn weiter haben, aber wir können keinen zu seinem Glück zwingen”, so Metaxas.
„Trier ist enorm offensivstark“
Weiter bemängelt der Trainer die fehlende Sieger-Mentalität von Woche zu Woche. “Wir haben uns nach guten Auftritten oft ausgeruht. Da waren wir leider oft nicht gierig genug.” In Lotte war er trotz der 0:2-Niederlage erstmals über 90 Minuten zufrieden mit der Leistung. “Da haben wir richtig gegengehalten.”So ist der Trainer gespannt auf den Auftritt gegen Eintracht Trier am Samstag.
Da Metaxas in der letzten Saison noch die Videoanalysen für Friedhelm Funkel und die Zweitliga-Mannschaft betrieb und den Bereich weiter akribisch bearbeitet, ist er auf den Titelkandidaten von der Mosel vorbereitet. “Trier legt eine enorme Offensivstärke an den Tag und ist mit vier nachstartenden Spielern im Mittelfeld immer gefährlich vor dem Tor“, schwärmt er und nennt sein Erfolgsrezept, um die Punkte tief im Westen zu behalten. „Wir müssen ehrgeizig ins Spiel gehen, die Gier erhalten und vorne unsere Möglichkeiten nutzen.”
+++++Eintracht in Kürze+++++
Suspendierung von Hauswald – Trainer Roland Seitz wollte sich am Donnerstag nicht weiter zu der Suspendierung von Martin Hauswald äußern. Der Mittelfeldspieler war am Mittwoch vom Verein freigestellt worden. Auslöser war der verweigerte Handschlag gegenüber Seitz bei der Auswechslung gegen Rot-Weiss Essen (0:0). „Leistung und Verhalten des Spielers haben in den vergangenen Wochen des Öfteren nicht gestimmt. Mir blieb nach Samstag nun keine andere Wahl“, wurde der Eintracht-Coach in der Pressemitteilung zitiert. „Mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen“, sagte er 5vier.de am Donnerstag. Für Hauswald war es nicht die erste Suspendierung der laufenden Saison. Nach der 0:3-Pleite gegen Mainz II wurde er für das darauffolgende Spiel bei der Reserve des 1. FC Köln aus dem Kader gestrichen, wodurch die Eintracht sogar mit einem Mann weniger im Aufgebot in die Domstadt reiste. Seitz hatte sich in den vergangenen Wochen auch sportlich mehr vom Mittelfeldspieler erhofft, der erst im Sommer von Rot-Weiß Erfurt an die Mosel wechselte. Ein Vereinswechsel im Winter scheint nicht ausgeschlossen.
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